1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IWF-Chefin Georgiewa übersteht Vorwürfe

12. Oktober 2021

Die wegen angeblicher Schönung eines Berichts zugunsten Chinas unter Druck geratene IWF-Chefin Kristalina Georgieva darf ihr Amt behalten. Sie genießt weiter das Vertrauen des Aufsichtsgremiums des Währungsfonds.

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa
Die Ökonomin Kristalina Georgiewa war bei der Weltbank bevor sie 2019 IWF-Chefin wurde (Archivbild)Bild: Liu Jie/XinHua/dpa/picture alliance

Der Internationale Währungsfonds reagiert immer scharf, wenn klamme Staaten wirtschaftliche Daten manipulieren. Doch genau dies, Datenmanipulation, wurde jetzt auch der Direktorin des IWF, Kristalina Georgiewa, vorgeworfen. "Nach Prüfung aller vorgelegten Beweise" erklärte das Exekutivdirektorium des IWF am Montagabend "sein volles Vertrauen" in die 68-Jährige, die ihre Aufgaben "weiterhin effektiv" erfüllen werde.

Der Exekutivrat vertraue Georgiewas Verpflichtung, beim IWF "die höchsten Standards der Regierungsführung und Integrität" beizubehalten, erklärte das Gremium nach der achten Sitzung zu der Angelegenheit. Die 68-jährige Georgiewa hat die Vorwürfe gegen sie stets zurückgewiesen.

US-Finanzministerin sieht "ernsthafte Vorwürfe"

Die Bulgarin, eine frühere EU-Kommissarin und einst bei der Weltbank, steht seit 2019 an der Spitze des IWF. US-Finanzministerin Janet Yellen, die den größten IWF-Anteilseigner vertritt, erklärte, sie habe mit Georgiewa über die ernsthaften Vorwürfe gesprochen. Die USA sähen ohne weitere direkte Beweise zu Georgiewas Rolle aber "keine Basis für einen Wechsel in der Führung des IWF". Das Finanzministerium werde die Aufarbeitung genau verfolgen. 

Das Hauptquartier des Internationalen Währungsfonds in WashingtonBild: Getty Images/C. Somodevilla

Bei den Datenmanipulationsvorwürfen geht es um Georgiewas Zeit in ihrem vorherigen Amt. Hintergrund ist ein Untersuchungsbericht, wonach vor vier Jahren führende Vertreter der Weltbank - darunter deren damalige Geschäftsführerin Georgiewa - "unangemessenen Druck" auf Mitarbeiter ausgeübt haben sollen, um China im Ranking des Doing-Business-Berichts für 2018 besser abschneiden zu lassen.

China stieg im Ranking

China landete schließlich auf Platz 78, nachdem es im ersten Entwurf zunächst auf Rang 85 gelegen hatte. Der Bericht bewertet das Investitionsklima und die Wirtschaftsfreundlichkeit eines Landes. Zu der Zeit versuchte die Weltbank Unterstützung von der Regierung in Peking für eine große Kapitalerhöhung zu bekommen. Die Daten der Organisationen sind häufig auch eine Grundlage für weitreichende Entscheidungen, etwa wenn es um Hilfsgelder geht.

Der 24-köpfige Exekutivrat, in dem die IWF-Mitgliedstaaten beziehungsweise Anteilseigner vertreten sind, hatte zuletzt am Freitag, Sonntag und am Montag bis in den Abend über die Vorwürfe gegen Georgiewa beraten. 

Für die Weltbank und den IWF ist die angebliche Manipulation von Daten ein schwerer Vorwurf. Für die in Washington ansässigen Organisationen gehört die unabhängige und unpolitische Erhebung und Zusammenstellung internationaler Daten zum Kerngeschäft. Der IWF gilt als Feuerwehr des globalen Finanzsystems, der überschuldete Staaten bei Finanz- oder Zahlungsbilanzkrisen vor einer Pleite bewahren kann.

nob/AR (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen