IWF sieht geringeres Wachstum
25. Januar 2022Anhaltende Lieferkettenprobleme, eine hartnäckig hohe Inflation, Rekordschulden und die Omikron-Welle: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognosen für die Weltwirtschaft deutlich gesenkt. Die Erholung von der Corona-Krise verschiebt sich damit weiter nach hinten. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt - die USA und China - werden 2022 deutlich weniger zulegen als noch im Oktober geschätzt. Gleiches gilt für Deutschland. Außerdem müssen sich die Länder an ein neues Umfeld mit höheren Zinsen gewöhnen, sagte IWF-Vizechefin Gita Gopinath in dem am Dienstag in Washington veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick voraus.
Die globale Wirtschaftsleistung dürfte dieses Jahr um 4,4 Prozent zulegen, das sind 0,5 Punkte weniger als im Oktober gedacht. 2023 dürfte es dann zu einem Plus von 3,8 Prozent reichen, das wären 0,2 Punkte mehr als bisher prognostiziert. Zum Vergleich: Im ersten Corona-Jahr war die Weltwirtschaft um 3,1 Prozent geschrumpft, 2021 dafür um 5,9 Prozent gewachsen. Grundsätzlich rechnet der IWF wegen der aktuellen Corona-Welle mit der hoch ansteckenden Omikron-Variante mit einem schwachen Start für die Wirtschaft. Im Jahresverlauf sollte sich die Lage aber schrittweise bessern.
Die exportstarke Industrie in Deutschland spürt seit längerem die globalen Lieferkettenprobleme. Der IWF sagt Deutschland vor diesem Hintergrund 2022 ein Wachstum von 3,8 Prozent voraus, das sich 2023 auf 2,5 Prozent abschwächen dürfte. Gegenüber Oktober entspricht dies für 2022 eine Senkung um satte 0,8 Punkte, dafür 2023 eine Steigerung um 0,9 Punkte.
Inflation bleibt hoch
Gleichzeitig rechnet der IWF für dieses Jahr weltweit mit einer deutlich höheren Inflationsrate als noch vor drei Monaten erwartet. Für die Industriestaaten geht der Währungsfonds von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,9 Prozent aus. Das ist im Vergleich zur vorherigen Prognose vom Oktober eine Erhöhung um 1,6 Prozentpunkte. In Entwicklungs- und Schwellenländern soll die Teuerungsrate 2022 durchschnittlich 5,9 Prozent beantragen - ein Plus von einem Prozentpunkt.
Für 2023 erwartet der IWF dank weniger Unterbrechungen globaler Lieferketten, stabilisierter Energiepreise und einer insgesamt strafferen Geldpolitik deutlich langsamer steigende Preise. In den Industriestaaten soll die Inflation dann nur noch 2,1 Prozent betragen, in den Schwellen- und Entwicklungsländern 4,7 Prozent. "Die Geldpolitik ist an einer kritischen Kreuzung in den meisten Ländern", so IWF-Vizechefin Gopinath. Steigende Zinsen dürften vor allem ärmere Staaten treffen und es noch schwerer machen, die Schulden zu bedienen. Hier müsse es Hilfen der Gläubiger geben. Entwicklungsländer stünden schon in der Corona-Krise unter Druck. Hier seien erst vier Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, während es in Industrieländern 70 Prozent seien.
hb/iw (dpa)