IWF: Griechenland bewegt sich
20. April 2015Am Freitag ist es wieder soweit: Dann werden die Finanzminister der Euro-Zone im lettischen Riga erneut über die Reformauflagen für Athen sprechen, die sie im Gegenzug für weitere Hilfskredite verlangen. Die Vorbereitung zum großen Tag treffen neben der Regierung in Athen unter anderem Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission.
Und siehe da, Griechenland scheint sich in den Gesprächen mit seinen Geldgebern nach Angaben des IWF ein bisschen zu bewegen: "Seit einigen Tagen ist ein wenig mehr Schwung in die Verhandlungen zwischen den drei Institutionen und der griechischen Regierung gekommen", sagte Poul Thomsen, Europa-Chef des IWF, dem "Handelsblatt". "Das ist eine gute Entwicklung und gibt Anlass zur Hoffnung."
Man sei aber noch "weit vom Ziel entfernt", schränkte Thomsen ein. Die Verhandlungen müssten weiteren Schwung bekommen, wenn eine rechtzeitige Einigung gelingen solle.
Denn: Die Finanzmittel der griechischen Regierung reichten vielleicht noch bis Juni, schätzt Thomsen. "Die Tilgungslasten, die dann auf Griechenland zukommen, sind sehr groß. Wir brauchen vorher eine Einigung, damit weitere Hilfskredite ausgezahlt werden können." Alleine an die EZB werden im Juli und August insgesamt über 6,7 Milliarden Euro fällig. Hinzu kommen Rückzahlungen von insgesamt gut acht Milliarden Euro an den IWF in diesem Jahr und weitere Zahlungen an private Gläubiger.
Warnungen vor Grexit
Thomsen warnte auch davor, die Risiken eines möglichen Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone zu unterschätzen: Zum Beispiel bestehe die Gefahr, dass "die Euro-Zone als Klub betrachtet würde, in den man ein- und austreten kann, wie man will". Dadurch könne es Zweifel am Verbleib anderer Staaten in der Währungsunion geben. "Niemand sollte denken, dass ein Grexit ohne Probleme wäre." Europa sei heute zwar in einer stärkeren Position, wäre natürlich aber auch Risiken ausgesetzt.
EZB-Ratsmitglied Christian Noyer sieht das ähnlich: Ein Austritt aus dem Euro wäre "ein Trauma für die Euro-Zone", dessen Auswirkungen bis in die Weltwirtschaft hinein spürbar wären, sagte er. Die dramatischsten Konsequenzen würden aber Griechenland selbst treffen.
Kommission appelliert an Athen
Ein Selbstläufer ist der Verbleib in der Eurozone jedoch nicht. EU-Währungskommissar Pierre Moscovici forderte Griechenland erneut zur raschen Vorlage einer Reformliste auf, um ein Ausscheiden aus der Euro-Zone zu verhindern. "Ich habe keinen Plan B, ich habe nur einen Plan A, der darin besteht, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt", sagte der frühere französische Finanzminister. " Sein deutscher Kollege Günther Oettinger sagte der "Bild", die Zeit laufe ab. Griechenland stehe deshalb "im Mai endgültig finanziell mit dem Rücken zur Wand".
chr/stu (afp, dpa, rtr)