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Warnung vor Absturz

24. Januar 2012

Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose nach unten korrigiert. Schuld sind nach IWF-Angaben die Spannungen in der Euro-Zone. Europa müsse mit einer milden Rezession rechnen, heißt es.

Olivier Blanchard Internationaler Währungsfonds IWF (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa
Das Wachstum lahmt - und Europa ist schuldBild: AP

Der Internationale Währungsfonds sieht die Erholung der Weltwirtschaft gefährdet. Deshalb senkt er seine Wachstumsprognose gegenüber dem letzten globalen Wirtschaftsausblick vom September 2011 um dreiviertel Prozentpunkte auf nur noch 3,25 Prozent. "Das liegt hauptsächlich daran, dass wir für Europa im laufenden Jahr eine milde Rezession erwarten", sagte IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard am Dienstag (24.01.2012) in Washington. Aber auch das bislang rasante Wachstum der Schwellenländer werde sich verlangsamen, so Blanchard, "weil sich für sie sowohl das äußere Umfeld als auch die inländische Nachfrage verschlechtern".

"Die globale Erholung stagniert, die Abwärtsrisiken steigen" - so überschreibt der IWF seinen vierteljährlich aktualisierten World Economic Outlook. Und für ihn steht auch die Ursache für die verschlechterten Wachstumsaussichten fest: Die Schuldenkrise in der Eurozone. "Die unmittelbare politische Herausforderung besteht darin, in der Eurozone das Vertrauen der Märkte wieder herzustellen und die Krise in der Eurozone zu beenden", so Blanchard.

Wachstumsbremsen

Die Banken müssen krisenfester werdenBild: dapd

Zwei Wachstumsbremsen sieht Blanchard für die Eurozone. Erstens seien viele Staaten gezwungen, ihren Haushalt zu sanieren und Schulden abzubauen - das aber könne, wenn es zu heftig geschehe, das Wachstum abwürgen. Allerdings seien nicht alle Euro-Staaten in der gleichen Situation. Manche Staaten stünden komfortabler da als andere und sollten eine Konsolidierung langsamer angehen, um die Konjunktur nicht zu gefährden.

Zweitens müssten die Banken krisenfester gemacht und mit mehr Eigenkapital ausgestattet werden. Dies dürfe aber nicht dadurch erreicht werden, dass die Banken ihre Kreditvergabe einschränken. Im Gegenteil, es müsse alles unternommen werden, um eine Kreditklemme mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu vermeiden. Deshalb sollte die Europäische Zentralbank weiter genügend Liquidität zur Verfügung stellen und ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen fortführen, mahnt der IWF.

Ansteckungsgefahr

USA: 1,8 Prozent Wachstum erwartetBild: AP

Für die USA sagt der IWF ein mageres Wachstum von nur 1,8 Prozent voraus, während die Euro-Zone insgesamt wohl um ein halbes Prozent schrumpfen wird. Das hat auch Auswirkungen auf die Schwellenländer, sagt IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard: "Sie sind bereits betroffen. Wenn in den Industrieländern die Wirtschaft lahmt, nimmt auch der Handel mit den Schwellenländern ab, und sie können weniger exportieren." All das sehe man schon jetzt. Hinzu komme die finanzielle Unsicherheit: "Die Schwellenländer werden mit sehr schwankenden Geldflüssen zu kämpfen haben. Das wird vielleicht nicht katastrophal werden, aber das Problem wird kommen."

Die entwickelten Volkswirtschaften werden nach IWF-Angaben im Schnitt um 1,5 Prozent in diesem und im nächsten Jahr wachsen. Das sei nach dem tiefen Einschnitt der Krise von 2009 einfach zu wenig, um die Arbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen, folgert Blanchard: "Wir brauchen letztlich stärkeres Wachstum. Ohne starkes Wachstum kann man gegen Arbeitslosigkeit nicht viel tun. Man kann sie abmildern, und es ist wichtig, Langzeitarbeitslose zu unterstützen. Aber wir müssen realistisch sein: stärkeres Wachstum ist der einzige Weg."

Autor: Rolf Wenkel
Redaktion: Henrik Böhme

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