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IWF: Etwas mehr Wachstum in Europa

14. April 2015

Der Internationale Währungsfonds erwartet etwas mehr Wachstum in der Eurozone als bisher. Doch ohne stärkere öffentliche Investitionen habe Europa langfristig ein Problem, heißt es im neuen Ausblick des IWF.

Logo Zentrale IWF in Washington
Bild: DW/A.Becker

Zwar habe sich die Konjunktur in der Eurozone zuletzt erholt, aber für die Zukunft gebe es derzeit kaum Aussichten auf eine weitere Verbesserung. Das geht aus dem neuesten Ausblick für die Weltwirtschaft hervor, den der IWF am Dienstag in Washington vorstellte.

Auf kurze Sicht erhöhte der IWF allerdings seine Prognose für die Eurozone. Für dieses Jahr erwartet der Währungsfonds ein Wachstum von 1,5 Prozent, im kommenden Jahr sollen es 1,6 Prozent sein. 2014 hatte die Wirtschaft lediglich um 0,9 Prozent zugelegt, im Jahr zuvor war der Währungsraum noch in der Rezession.

Auch für Deutschland verbesserte sich die Prognose auf 1,6 Prozent in diesem Jahr und 1,7 Prozent im kommenden. Die Werte sind 0,3 und 0,2 Prozentpunkte höher als in der Januar-Schätzung.

Wie die anderen wichtige Wirtschaftsräume habe die Eurozone überraschend stark von dem niedrigen Ölpreis profitiert, erklärte der IWF. Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank hätten ebenfalls einen positiven Effekt. Ein deutlich verteuerter Dollar habe zudem der Exportwirtschaft geholfen. Produkte aus dem Euroraum werden dadurch auf wichtigen Märkten wie den USA billiger. Das erhöht die Absatzchancen.

Schuldenkrise belastet weiterhin

Allerdings warnte IWF-Chefökonom Olivier Blanchard vor einem Scheitern der Verhandlungen zwischen Griechenland und den anderen Euroländern über eine Lösung der Schuldenkrise: "Eine griechische Krise kann nicht ausgeschlossen werden - es wäre ein Ereignis, dass Finanzmärkte erschüttern könnte", so Blanchard. In seiner Wirtschaftsprognose geht der IWF jedoch nicht davon aus.

Selbst Euro-Länder wie Griechenland, Spanien, Frankreich und Italien verzeichnen laut dem IWF 2015 und 2016 ein ansehnliches Plus beim Bruttoinlandsprodukt. Nahezu überall in der Eurozone werde die Arbeitslosigkeit sinken.

Die längerfristig dennoch gedämpften Wachstumsaussichten begründete der IWF vor allem mit der zurückliegenden Euroschulden-Krise. Viele Euro-Staaten und Haushalte kämpften weiter mit hohen Schulden. Investoren seien noch immer pessimistisch und trauten sich nicht, ihr Geld einzusetzen. Auch gebe es weiterhin zu wenig Kredite, weil die Banken durch Altlasten in den Bilanzen insgesamt nicht stabil genug seien.

"Die Erwartung eines geringeren Wachstumspotenzials schwächt bereits heute Investitionen", sagte Blanchard. Der Währungsfonds fordert daher unter anderem mehr öffentliche Investitionen, um die Wachstumschancen in Europa zu vergrößern. Dadurch würden neue Arbeitsplätze geschaffen, die Bürger hätten die Chance, mehr zu konsumieren und ihre Schulden zurückzuzahlen, und die Inflation würde anziehen.

China bremst, Indien beschleunigt

Bei der weltweiten Wachstumsprognose hielt der IWF weitgehend an den Zahlen vom Januar fest. Die globale Wirtschaftsleistung wird demnach in diesem Jahr um 3,5 Prozent und im kommenden Jahr um 3,8 Prozent zulegen.

In den USA verliert die Konjunktur allerdings leicht an Fahrt: Die größte Volkswirtschaft der Welt wird laut Währungsfonds in diesem Jahr um 3,1 Prozent zulegen, ein Minus von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Januar-Ausblick.

Das Wachstum in China geht den IWF-Schätzungen zufolge von 6,8 Prozent in diesem Jahr auf 6,3 Prozent im kommenden Jahr zurück. Für Indien erwartet der Fonds dagegen ein Plus von jeweils 7,5 Prozent. Damit hätte Indien unter den großen Volkswirtschaften der Welt das stärkste Wachstum.

Russland und Brasilien im Minus

Für Japan rechnet der IWF mit einem Wachstum von rund einem Prozent in diesem und im nächsten Jahr. 2014 war die japanische Wirtschaft noch um 0,1 Prozent geschrumpft.

Die Wirtschaft im Schwellenland Brasilien werde in diesem Jahr in die Rezession rutschen und um ein Prozent schrumpfen, so der IWF. Noch härter trifft es die russische Wirtschaft, die mit dem niedrigen Ölpreis und den westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise zu kämpfen hat. Für 2015 rechnet der Währungsfonds mit einem Rückgang des russischen Bruttoinlandsproduktes um 3,8 Prozent.

Auch die Welthandelsorganisation WTO in Genf stellte am Dienstag ihren Konjunkturausblick vor. Sie senkte ihre Prognose für den weltweiten Güteraustausch erneut und erwartet für das laufenden Jahr nur noch ein Plus von 3,3 Prozent, nachdem sie ursprünglich von 5,3 Prozent ausgegangen war.

"Wir rechnen damit, dass der Handel seine langsame Erholung fortsetzt", sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo. "Aber dieser Trend könnte leicht zunichte gemacht werden, da das Wirtschaftswachstum weiter fragil ist und es anhaltende geopolitische Spannungen gibt."

bea/ul (dpa, reuters, afp)

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