Mit dem Gewinn der Klub-WM kann Jürgen Klopp seiner Titelsammlung eine weitere Trophäe hinzufügen. Vor dem Finale gegen Flamengo Rio de Janeiro lässt der deutsche Coach des FC Liverpool seine Karriere Revue passieren.
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"18 Jahre? Wow!" Jürgen Klopp schien selbst ein wenig überrascht davon zu sein, wie lange er schon auf der Trainerbank sitzt. Ein Reporter hatte den Trainer von Champions-League-Sieger FC Liverpool vor dem Finale der Klub-WM in Katar gefragt, wie sich seine Art zu trainieren in den vergangenen 18 Jahren verändert habe. Darauf ging der 52-Jährige in seiner ausführlichen Antwort eigentlich nicht ein. Vielmehr stellte Klopp fest, dass er sich "natürlich in erster Linie als Mensch entwickelt" habe. "Ich bin ruhiger als früher, werde nicht mehr so leicht nervös oder übermäßig aufgeregt. Das ist das Gute am Alter, was Sie offensichtlich noch nicht wissen", sagte Klopp zu dem offenkundig deutlich jüngeren Reporter. "Aber Sie werden sehen, dass das cool ist."
Besserer Trainer geworden
Klopp begann seine Trainerkarriere 2011 beim damaligen Zweitligisten FSV Mainz 05. Immer wieder mal geriet er auch durch seine Wutausbrüche an der Seitenlinie in die Schlagzeilen. So attackierte er 2013 im Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel den vierten Offiziellen so massiv, dass er auf die Tribüne verbannt und danach für zwei Spiele gesperrt wurde. Engagiert ist Klopp immer noch, wenn er seine Mannschaft coacht, aber wirkliche Ausraster leistet er sich nicht mehr. Seine Erfolge haben ihn gelassener gemacht. "Ich bin ein besserer Coach als am Anfang, zu 100 Prozent", bilanzierte Klopp jetzt in Doha. "Mich kennen heute mehr Leute. Das ist zwar nicht allzu cool, aber es ist ein Zeichen für einige erfolgreiche Momente in meinem Leben."
Welttrainer 2019
Schließlich hat Klopp nicht nur zwei deutsche Meistertitel und einen DFB-Pokalsieg mit Borussia Dortmund auf seiner Erfolgsliste stehen, sondern mit dem Gewinn der Champions League mit dem FC Liverpool die höchste Weihe als Vereinstrainer erhalten. Nicht umsonst kürte ihn die FIFA zum "Welttrainer 2019". In der Premier League läuft es für Klopp aktuell mehr als rund: 16 Siege, ein Unentschieden, das ist die Bilanz nach 17 Spielen. Sein erster Meistertitel mit Liverpool liegt in der Luft. Die "Reds" führen die Tabelle mit einem komfortablen Vorsprung von zehn Punkten auf Leicester City an. Und jetzt winkt sogar noch der erste Triumph der Vereinsgeschichte bei einer Klub-WM. "Ich würde so etwas niemals in einem Teammeeting anbringen", verriet Klopp in Doha. "Du kannst nicht antreten, weil du eines Tages eine Legende sein willst. Du musst einfach Fußballspiele gewinnen, dein Bestes geben."
Intensiver Job
Dass er selbst in den letzten 18 Jahren als Trainer immer alles gegeben habe, sei nicht folgenlos geblieben. "Im Vergleich zu damals sehe ich anders aus, massiv anders", sagte Klopp. "Das zeigt, dass ich einen ziemlich intensiven Job mache. Aber ich liebe ihn und spüre deshalb wahrscheinlich die Intensität nicht so stark." Und so wird man Jürgen Klopp auch am Samstag im Finale der Klub-WM gegen den Sieger der Copa Libertadores, CR Flamengo Rio de Janeiro aus Brasilien (Anpfiff 18.30 Uhr MEZ, ab 18.15 Uhr im DW-Liveticker) so erleben, wie man ihn kennt: ehrgeizig, fokussiert und engagiert.
Jürgen Klopp: Mit Herz und Charisma
Ein Champions-League-Triumph, eine englische Meisterschaft, weitere Titel. Jürgen Klopp und der FC Liverpool, das ist eine Erfolgsgeschichte. Zum Saisonende hört der Erfolgstrainer bei den "Reds" auf.
Bild: Manu Fernandez/AP/dpa/picture alliance
Volksheiliger
Schnell hat Jürgen Klopp die Herzen der Fans erobert: "Wir müssen uns von Zweiflern in Gläubige verwandeln", fordert er 2015 gleich an seinem ersten Tag in Liverpool. Der "Believer"-Schal ist heute einer der beliebtesten Fan-Artikel an der Anfield Road. Ebenso das "In Klopp we trust"-Shirt. Klopp ist Kult beim kultigsten Klub Englands. Angefangen hat er aber fernab der großen Fußball-Tempel.
Bild: Getty Images/AFP/P. Ellis
Gruppenbild mit Seeler
Jürgen Klopp wird 1967 in Stuttgart geboren und wächst im Schwarzwald auf. Als A-Jugendspieler des TuS Ergenzingen (oben, 2.v.l.) darf er bei einem Turnier 1985 in Hamburg sogar neben HSV-Legende Uwe Seeler stehen. Da ahnt noch niemand, dass sich heute Leute darum reißen, sich für ein Selfie neben Klopp platzieren zu können.
Bild: picture-alliance/dpa
Eher Fußball-Handwerker
Ein Ballzauberer ist Jürgen Klopp in seiner aktiven Karriere eher nicht. Der Stürmer, der beim Zweitligisten FSV Mainz 05 bald zum Verteidiger umschult, steht eher für einen rustikalen Stil. Die Fans mögen seine ehrliche Art, Fußball zu spielen. Als einziger Spieler der Mainzer hat er einen eigenen Fan-Klub, die "Kloppos".
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Abschied aus Mainz nach 18 Jahren
Nahtlos wechselt Klopp 2001 vom Spielfeld auf die Trainerbank. Nachdem Mainz zweimal knapp daran gescheitert ist, gelingt dem Team unter Klopp 2004 im dritten Anlauf der historische erste Aufstieg des FSV in die Bundesliga. Nach dem Abstieg 2007 und dem knapp verpassten Wiederaufstieg im Jahr darauf verabschiedet sich Klopp aus Mainz: nach 18 Jahren als Spieler und Trainer.
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Preisgekrönter TV-Experte
Klopp ist ein Energiebündel - und hat fast immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Verbunden mit seiner Fußball-Kompetenz macht ihn das zum idealen TV-Experten. Mit dem Ex-Schiedsrichter Urs Meier (l.) und Moderator Johannes B. Kerner (r.) bildet Klopp von 2005 bis 2008 beim ZDF ein eingespieltes Team. Später heuert er bei RTL als Experte an. Zweimal erhält er den Deutschen Fernsehpreis.
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Trendsetter
Jürgen Klopp kommt mit seiner offenen und sympathischen Art bei den Fernsehzuschauern und Fußballfans gut an - und wird auch zum Trendsetter. Selbst seine modischen Brillen werden von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen. 2008 ernennt das "Kuratorium Gutes Sehen" Klopp zum "Brillenträger des Jahres".
Bild: KGS
Stars machen
Mitte 2008 wird Klopp Cheftrainer von Borussia Dortmund. Der BVB ist nach der Fast-Pleite drei Jahre zuvor immer noch dabei, die Finanzen zu sanieren, sportlich läuft es nicht rund. Klopp verspricht, dem Verein "wieder in die Spur" zu helfen. Seine Devise lautet: Keine Stars kaufen, sondern sie machen. So stellt er die beiden erst 19 Jahre alten Mats Hummels und Neven Subotic ins Abwehrzentrum.
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Drei Titel in zwei Jahren
Klopps Rezept geht auf, der Weg des BVB führt nach oben. 2011 holen die Dortmunder die Meisterschale - und feiern hinterher so kräftig, dass der Trainer am Tag danach bei der Party mit den Fans auf dem Borsigplatz seine Augen hinter einer Sonnenbrille verbergen muss. 2012 schafft der BVB sogar das Double.
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Gelegentliche Ausraster
Bei allem Charme und Witz - immer wieder gehen Klopp an der Seitenlinie auch mal die Gäule durch - wie hier 2010 bei einem Disput mit dem Vierten Offiziellen, Schiedsrichter Stefan Trautmann. "Ich habe mich über mich selbst erschrocken, das war nicht in Ordnung", sagt Klopp, nachdem er dieses Foto gesehen hat.
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Glücklich verheiratet
Seit 2005 ist Klopp in zweiter Ehe mit seiner Frau Ursula verheiratet. Beide haben je einen Sohn aus früherer Ehe. "Ich wäre nicht im Ansatz derjenige, der ich bin, wenn es meine Frau nicht gäbe", verrät Klopp einmal der Zeitschrift "Gala": "Ich wäre nicht ein solch zufriedener Mensch." Seine "Ulla", so Klopp, möge auch seinen Bart, ein weiteres seiner Markenzeichen.
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Das Ende der Geheimratsecken
"Wir haben mit unseren Söhnen und einem Freund, der Arzt ist, zusammengesessen und darüber gesprochen, was man an sich ändern würde, wenn man könnte", sagt Klopp hinterher. Dem BVB-Trainer missfallen seine Geheimratsecken, also lässt er sie sich sich per Haartransplantation verkleinern. Und er redet 2013 offen darüber: "Ich finde, das Ergebnis ist ganz cool geworden, oder?"
2013 hat Klopp die Chance, seinen ersten internationalen Titel zu holen und dann gleich in der Champions League - im Finale im Wembleystadion in London gegen den deutschen Rivalen FC Bayern. Der BVB verliert unglücklich mit 1:2, der Siegtreffer der Münchener durch Arjen Robben fällt in der vorletzten Minute. Klopp ist als Tröster gefordert.
Bild: picture alliance/augenklick
Tschüss, BVB!
Mitte 2014 wird der BVB zum zweiten Mal in Serie Vizemeister, danach beginnt die Krise. Nach 18 Spieltagen steht Dortmund auf dem letzten Tabellenplatz. Klopp wirkt erschöpft. Immerhin führt er das Team noch als Siebter in die Europa League und ins DFB-Pokalfinale 2015, das der BVB gegen Wolfsburg mit 1:3 verliert. Zu diesem Zeitpunkt hat Klopp bereits seinen Abschied aus Dortmund verkündet.
Bild: Reuters/Ina Fassbender
"The Normal One"
Klopps "Sabbatjahr" dauert nur fünf Monate. Im Oktober 2015 wird er als neuer Teammanager des FC Liverpool vorgestellt. Angesprochen auf den Ausspruch "I'm the Special One" des portugiesischen Star-Trainers Jose Mourinho, antwortet Klopp: "Ich war ein durchschnittlicher Spieler, und in Mainz habe ich als durchschnittlicher Trainer angefangen. Man könnte sagen: I'm the Normal One."
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Liebling der Fans
Wie in Mainz und in Dortmund fliegen ihm auch in Liverpool die Herzen der Fans zu. Klopp lässt die "Reds" attraktiven Offensivfußball spielen - und formt, wie einst beim BVB, neue Stars. So reift Mohamed "Mo" Salah unter Klopp zu einem Weltklassespieler. Mit 32 Treffern bricht der Ägypter den Torrekord der Premier League und wird zum "Spieler der Saison 2017/18" gekürt.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen
Am Pokal vorbei
Wieder "nur" die Medaille für den zweiten Platz. Das Champions-League-Finale 2018 gegen Real Madrid ist Klopps drittes Endspiel mit dem FC Liverpool, das er verliert - wie zuvor die beiden Finals im Jahr 2016, im Ligapokal und in der Europa League. "Wir hatten kein Spielglück", sagt er hinterher. "Es geht mir nicht wahnsinnig gut."
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Champions-League-Sieger und Welttrainer
Und dann schnappt sich Klopp doch den Champions-League-Pokal. Liverpool gewinnt 2019 das "englische Finale" gegen Tottenham Hotspur mit 2:0. Mit dem Triumph in Madrid besteigt der Klub den europäischen Fußball-Thron, und sein deutscher Trainer besiegt endlich seinen "Endspiel-Fluch". Die FIFA kürt Klopp später zum "Welttrainer des Jahres".
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Premier-League-Triumphator
Für die Fans der "Reds" ist es das Sahnehäubchen, der "Heilige Gral", wie eine Liverpooler Zeitung schreibt: Nach 30 Jahren Durststrecke wird der FC Liverpool unter Klopp 2020 wieder englischer Meister - sieben Spieltage vor Saisonschluss der Premier League.
2022 erreicht Liverpool unter Klopp erneut das Finale der Champions League, findet beim Endspiel in Paris aber seinen Meister in Real Madrid. Kleiner Trost sind zwei nationale Titel: Die "Reds" schaffen das "Pokal-Double" auch FA-Cup und Liga-Cup. Danach geht die Leistungskurve nach unten. Anfang 2024 verkündet Klopp seinen Abschied aus Liverpool. Zu diesem Zeitpunkt ist der Klub Tabellenführer.