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Film

Berlinale-Gewinner Panahi muss Haftstrafe antreten

19. Juli 2022

Die iranische Justiz hat die Inhaftierung des preisgekrönten Filmregisseurs Jafar Panahi bestätigt. Der 62-Jährige werde die Strafe im Teheraner Ewin-Gefängnis verbüßen, teilte die iranische Justizbehörde mit.

Jafar Panahi sitzt in seinem Film "Drei Gesichter" in einem Auto am Steuer. Im Hintergrund ist ein Pferd mit Reiter zu sehen.
Der iranische Filmemacher Jafar Panahi in einer Szene seines Films "Drei Gesichter" (2018)Bild: Weltkino Filmverleih GmbH/dpa/picture alliance

Ein Sprecher der iranischen Justiz sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, Panahi sei seit einer Woche im Ewin-Gefängnis in Teheran. Es gehe um eine frühere sechsjährige Haftstrafe, die der 62-Jährige absitzen muss.

Panahi war am 11. Juli 2022 in der iranischen Hauptstadt festgenommen worden, als er sich bei der Staatsanwaltschaft nach seinem Kollegen Rasoulof erkundigen wollte. Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof und Mostafa Al-Ahmad, beide prominente Regisseure, waren kurz vorher festgenommen worden.

"Die jüngsten Verhaftungen hochrangiger Kritiker durch die iranischen Behörden sind Teil eines neuen Vorgehens gegen friedliche Dissidenten", kritisierte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einer Erklärung vom Dienstag (12.07.2022). Das Filmfestival Cannes forderte eine sofortige Freilassung der drei Regisseure. In einer Mitteilung hieß es, man verurteile die Festnahme sowie die Welle der Repression gegen Künstler im Iran scharf.

Wie Mohammad Rasoulof ist auch Panahi Preisträger des Goldenen Bären der Berlinale. 2015 erhielt er den Hauptpreis für seinen Film "Taxi". 2018 wurde er zudem in Cannes für sein Drehbuch zu "Three Faces" ausgezeichnet. Persönlich entgegennehmen konnte der Regisseur die Auszeichnungen nicht, er darf den Iran nicht verlassen, seit er 2010 wegen "Propaganda gegen das System" verurteilt wurde.

Mohammad Rasoulof (l.) und Mostafa AlahmadBild: eghtesadnews

Dem 50-jährigen Rasoulof und seinem Kollegen Al-Ahmad wird vorgeworfen, nach dem verheerenden Einsturz eines Hochhauses im südwestiranischen Abadan am 23. Mai "Unruhe gestiftet und die psychologische Sicherheit der Gesellschaft gestört" zu haben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitagabend. Bei dem Einsturz des im Bau befindlichen Hochhauses waren 43 Menschen ums Leben gekommen. Der Vorfall zählt zu den schlimmsten Unglücken im Iran in den vergangenen Jahren und löste heftige Proteste gegen die Behörden aus, die gewaltsam niedergeschlagen wurden.

Die DW-Karikatur zeigt Berlinale-Gewinner Rasoulof

"Put your gun down"

Angeblich auf Initiative von Rasoulof und Al-Ahmad hatte eine Gruppe von über 70 Personen aus der iranischen Filmindustrie einen offenen Brief zu den Vorfällen veröffentlicht: Angesichts von "Korruption, Diebstahl, Ineffizienz und Unterdrückung" im Zusammenhang mit dem Gebäudeeinsturz riefen sie die Sicherheitskräfte dazu auf, "die Waffen niederzulegen".

Der Hashtag "Put your gun down", ein Appell gegen Polizeigewalt, ging viral. Mit diesem Aufruf hätten sie die öffentliche Ordnung gefährdet und dabei auch mit Regimegegnern zusammengearbeitet, lautet nun der Vorwurf der iranischen Justiz.

In Abwesenheit des Regisseurs nimmt Rasoulofs Team 2020 in Berlin den Goldenen Bären entgegenBild: picture-alliance/AP Photo/M. Sohn

Der heute 50-jährige Regisseur hatte 2020 mit seinem Film "Es gibt kein Böses" den Goldenen Bären auf der Berlinale gewonnen. Das Werk war ein offener Affront gegen das Regime im Iran. Der Filmemacher musste danach ins Gefängnis. Zahlreiche Filminstitutionen hatten dagegen protestiert: "Es ist erschütternd, dass ein Regisseur so hart für seine künstlerische Arbeit bestraft wird", sagte die Leitung des Berliner Filmfestivals, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. 

Weil er keine Ausreiseerlaubnis zur Berlinale bekam, hatte seine Tochter Baran den Goldenen Bären an seiner Stelle entgegengenommen. Rasoulofs Reisepass war bereits 2017 eingezogen worden, nachdem sein Film "Kampf um die Würde" in Cannes uraufgeführt wurde.

Dies ist die ergänzte und aktualisierte Version eines Artikels, der erstmals am 9. Juli 2022 erschienen ist. 

nf/tla/bb/sd/pg (afp/dpa)

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