Mit aller Macht sucht die US-Bundespolizei FBI nach den Beteiligten am Sturm auf das US-Kapitol. Einige der Eindringlinge fallen besonders auf.
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Die Bilder von dem halbnackten Mann mit dem angemalten Gesicht und dem Kopfschmuck aus Fell und Hörnern gingen um die Welt. Genauso hatte das Jacob C. auch beabsichtigt. Am Samstag wurde der rechtsextreme Verschwörungsanhänger aus Arizona festgenommen, es war für die Ermittler recht einfach.
Sogar ein Abgeordneter aus dem US-Bundesstaat West Virginia hatte gefilmt, wie er selbst ins Kapitol gestürmt war - und die Bilder auf seine Facebookseite gestellt. Derrick Evans war erst im Dezember in das Parlament von West Virginia gewählt worden. Am Samstag reichte der 35-jährige Republikaner bei Gouverneur Jim Justice seinen Rücktritt ein. Er übernehme "die volle Verantwortung für meine Handlungen und bedauere zutiefst jede Verletzung, jeden Schmerz und jede Verlegenheit, die ich meiner Familie, meinen Freunden, meinen Wählern und meinen Mitbürgern in West Virginia zugefügt haben könnte."
"Diebstahl von Regierungseigentum"
Bereits am Freitag wurde Adam J. aus Florida von der Polizei aufgegriffen. Er soll das Rednerpult der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses im Kapitol entwendet haben. Auf einem weithin verbreiteten Foto ist zu sehen, wie der Mann Nancy Pelosis Pult mit sich trägt und in die Kamera winkt.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, den drei Männern werde vor einem Bundesgericht illegales Eindringen in ein besonders gesichertes Gebäude sowie gewaltsames Eindringen und ungebührliches Verhalten auf dem Gelände des Kapitols zur Last gelegt. Adam J. muss sich zusätzlich wegen des Vorwurfs des Diebstahls von Regierungseigentum verantworten.
Aus Triumphbildern werden Fahndungsfotos
Ebenfalls am Freitag wurde Richard B. aus Arkansas festgenommen. Bei ihm soll es sich um den Mann handeln, der sich mit einem Fuß auf dem Schreibtisch stolz in Pelosis Sessel fotografieren ließ. Insgesamt sind mindestens 18 Anklagen gegen Beteiligte an dem Sturm aufs Kapitol anhängig.
Nicht in allen Fällen war die Identifizierung der Verdächtigen leicht, obwohl im Internet zahllose Bilder und Videos von dem Vorfall kursieren. Mit Fahndungsfotos suchen die Ermittler deshalb nach weiteren Teilnehmern. Für Hinweise auf diejenigen, die an dem Tag zwei Rohrbomben in der Innenstadt von Washington platzierten, ist eine Belohnung von 50.000 Dollar ausgesetzt.
Insgesamt sind derzeit Fälle von 18 mutmaßlichen Randalierern vor einem Bundesgericht anhängig.
rb/wa (afp, ap, dpa, rtr)
Sturm auf die Machtzentralen: Blick in die Geschichte
Die Bilder von der Erstürmung des Kapitol in Washington schockierten die Welt. Und erinnerten in ihrer Radikalität an Ereignisse aus vergangenen Zeiten.
Bild: Leah Millis/REUTERS
Das Kapitol in Washington
Die Bühne für die feierliche Inauguration des neuen US-Präsidenten Joe Biden am 20. Januar 2021 war längst aufgebaut, da wurde das Kapitol, Sitz des US-amerikanischen Kongresses in Washington, am 6. Januar 2021 zum Schauplatz eines Ereignisses von historischer Dimension. Geschrieben von radikalen Trump-Wählern, die lautstark und gewaltbereit gegen angebliche Wahlmanipulation protestierten.
Bild: Leah Millis/REUTERS
2021: Angriff auf die Demokratie
Nach einer anfangs friedlichen Demonstration in der Nähe des Kapitols setzten sich Hunderte von aufgebrachten Trump-Fans nach einer Hetz-Rede von US-Präsident Trump unaufhaltsam in Bewegung. Die Capitol-Police, sonst mit 2000 Mann vertreten, konnte sie nicht aufhalten. Gewalttätige Demonstranten traten Absperrungen nieder, schlugen Türen und Fenster ein und konnten das Gebäude stürmen.
Bild: Win McNamee/Getty Images/AFP
2020: "Querdenker"-Demo in Berlin
Die Bilder aus Washington erinnerten an Berlin: Dort hatten im vergangenen Jahr Demonstranten versucht, den Reichstag zu besetzen. Am 29. August 2020 versammelten sich zehntausende "Querdenker", zum Teil militante Gegner der Coronaschutz-Maßnahmen. Reden heizten die Stimmung auf, gewaltbereite Gruppen versuchten den Reichstag zu stürmen.
Bild: Getty Images/S. Gallup
1789: Sturm auf die Bastille
Analogien in der Geschichte, wo Gebäude eine zentrale Rolle gespielt haben, gibt es genug: In Frankreich stürmte 1789 ein Mob, berauscht von Ideen der Freiheit und Gleichheit, das Gefängnis von Paris. Auslöser der sozialen Unruhen gegen die Monarchie war die Brotpreis-Erhöhung. Die Bastille wurde am 14. Juli 1789 erobert, der Kommandant geköpft: der Beginn der Französischen Revolution.
Bild: akg-images/picture alliance
1917: Erstürmung des Zarenpalastes
Auch die Oktoberrevolution begann mit der Erstürmung eines Palastes - in St. Petersburg, wo die provisorische Regierung ihren Sitz hatte. Nachdem der russische Zar im Februar gestürzt worden war, setzte der bolschewistische Aufstand, auch als Roter Oktober bekannt, mit der Besetzung des feudalen Winterpalais der Zarenfamilie der Russischen Revolution im Oktober 1917 die Krone auf.
Bild: picture-alliance/akg
1973: Militärputsch in Chile
Der demokratisch gewählte Präsident Salvatore Allende war drei Jahre im Amt, da erschütterte ein Militär-Putsch das Staatsgefüge Chiles. Die politische Polarisierung hatte das südamerikanische Land in unversöhnliche Lager gespalten. Schwer bewaffnete Soldaten stürmten am 11. September 1973 das Präsidentenpalais. Allende beging Selbstmord. Die brutale Militärdiktatur von General Pinochet begann.
Bild: OFF/AFP/Getty Images
1981: Putsch in Spanien
Mit entsicherter Pistole stand Putschist Antonio Tejero Molina 1981 im spanischen Parlament. Mit 200 bewaffneten Männern der paramilitärischen Polizeitruppe Guardia Civil hatte Molina am 23. Februar das Parlamentsgebäude in Madrid gestürmt, Abgeordnete und Regierung nahmen sie als Geiseln. Dank des mutigen Eintretens des Königs für die Demokratie konnte der Staatstreich vereitelt werden.
Bild: picture-alliance/ dpa
1990: Sturm auf die Stasi-Zentrale
Auch die Wut und Enttäuschung der DDR-Bevölkerung richtete sich nach dem Fall der Mauer 1989 gegen die herrschende Politkaste. SED-Parteizentrale und Stasibehörden waren Zielobjekte aufgebrachter Proteste. Die Bürgerbewegung Neues Forum rief zu Protestkundgebungen auf. Am 15. Januar 1990 kam es zur Stürmung der Stasi-Zentrale in Ost-Berlin. Die Stasi-Akten konnten später sichergestellt werden.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel
2021: Gesichert wie eine Festung
Die Umgebung des Kapitols in Washington ist mittlerweile gesichert wie eine Hochsicherheitszone. Rundum sind massive Sperrgitter aufgebaut. Im Inneren des Gebäudes wurden die Verwüstungen weitgehend aufgeräumt, Büros und Sitzungsräume der Abgeordneten und des Kongresses wieder hergerichtet. Für einen anderen historischen Tag: Der Vereidigung des neuen US-Präsidenten am 20. Januar 2021.