Wadephul: "Heute verneigen wir uns vor den Opfern"
Veröffentlicht 7. Oktober 2025Zuletzt aktualisiert 7. Oktober 2025
Deutschlands Außenminister Johann Wadephul hat am zweiten Jahrestag des Terrorüberfalls der islamistischen Hamas auf Israel an die Opfer erinnert und Israel die anhaltende Unterstützung Deutschlands zugesichert. "Heute verneigen wir uns vor den Opfern. Wir erheben unsere Stimme gegen Terror, Hass und Antisemitismus", sagt Wadephul in einer auf der Onlineplattform X veröffentlichten Videobotschaft.
Deutschland stehe "fest und unerschütterlich" an der Seite Israels. "Gleichzeitig dürfen und wollen wir das Leid der Menschen in Gaza nicht übersehen. Sie haben ein ebensolches Recht auf Leben, Schutz, auf Hilfe, auf Würde", fügte Wadephul hinzu.
Der 7. Oktober 2023 sei ein "Tag der Finsternis" gewesen. "An jenem schwarzen Samstag erlebte Israel die Hölle", sagte der Minister. "Die Terroristen ermordeten kaltblütig über tausend Menschen - Frauen, Männer, Kinder. Die Terroristen ergötzten sich an der Gewalt und filmten sich bei der Schändung von Leichen, verschleppten ganze Familien."
Es sei kaum zu ermessen, was dieser Tag für die Menschen in Israel und für die Juden weltweit bedeute. "Mit dem 7. Oktober ist für viele auch das Trauma der Vernichtung zurückgekehrt, das Trauma der Schoah (Holocaust), aus dem Deutschlands besondere Verantwortung erwächst", so der Bundesaußenminister.
Deutschland will Wiederaufbaukonferenz für Gazastreifen organisieren
Am Montagabend hatte Wadephul Israelis und Palästinensern eine umfangreiche Unterstützung Deutschlands bei der Umsetzung des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump für den Gazastreifen zugesagt. "Wir werden von beiden Seiten akzeptiert", so der Außenminister im Ersten Deutschen Fernsehen. Daher plane die Bundesregierung, eine Wiederaufbaukonferenz für den Gazastreifen zu organisieren und dafür dann auch eigene Mittel zur Verfügung zu stellen: "Deutschland ist bereit, hier voranzugehen."
Wadephul hatte am Montag in Israel Gespräche geführt. An diesem Dienstag setzt er seine Vermittlungsreise in Ägypten fort. In der Hauptstadt Kairo wurde Deutschlands Chefdiplomat vom ägyptischen Außenminister Badr Abdel-Atti empfangen, um über die aktuelle Verhandlungssituation zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas sprechen. Die Hamas wird von zahlreichen Staaten als Terrororganisation gelistet.
Nach dem Treffen mit seinem ägyptischen Kollegen sagte der deutsche Außenminister, es gehe jetzt darum, das Tempo nicht zu verlieren und schnell zu Ergebnissen zu kommen, damit das Vertrauen in den Prozess nicht verloren geht. Die erste Phase des Plans von US-Präsident Trump müsse nun "schnell" absolviert werden.
"Positive Atmosphäre" bei Verhandlungen in Ägypten
Seit Montag sprechen Vermittler mit Vertretern Israels und der Hamas in Ägypten über Trumps Friedensplan. Arabische Medien berichteten, die erste Gesprächsrunde in Scharm el Scheich sei in der Nacht zum Dienstag in "positiver Atmosphäre" zu Ende gegangen. Die Kriegsparteien sprechen bislang nur indirekt miteinander.
Die Verhandlungen konzentrieren sich zunächst auf die Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln in der Hand der Islamisten, die Entlassung Hunderter palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen und eine Waffenruhe im Gazastreifen. Von den 48 Geiseln sind nach israelischen Informationen nur noch 20 am Leben.
Der britische Sender BBC und der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira meldeten, es gehe um die Vorbereitung der Rahmenbedingungen für die Freilassung der Geiseln und Häftlinge. Ägyptische und katarische Vermittler arbeiteten mit beiden Seiten zusammen. Al-Kahira berichtete, es herrsche eine "Stimmung der kompletten Geheimhaltung zu den Details der Verhandlungen".
Merz ruft zur sofortigen Freilassung aller Geiseln auf
Deutschlands Kanzler Friedrich Merz rief zum zweiten Jahrestag des Massakers islamistischer Terroristen in Israel in einer Videobotschaft die Hamas nochmals dazu auf, alle Geiseln sofort freizulassen. Unter ihnen sind auch deutsche Staatsangehörige. "Wir setzen große Hoffnung in den Friedensprozess", so Merz.
Gleichzeitig erinnerte auch der Bundeskanzler an die mehr als 1200 Todesopfer des Terrorüberfalls vom 7. Oktober 2023. "Er ist als schwarzer Tag in die Geschichtsbücher des jüdischen Volkes eingegangen."
"Neue Welle des Antisemitismus"
Merz fuhr fort, mit Sorge blicke er auf "eine neue Welle des Antisemitismus" in Deutschland. Dieser zeige sich in altem und neuem Gewand in den sozialen Medien, an Universitäten und auf den Straßen - "immer lauter, immer unverschämter und immer öfter auch in Form von Gewalt".
Er appellierte an die Gesellschaft, an der Seite der jüdischen Gemeinden zu stehen: Zeigen wir alle, "dass wir gemeinsam alles dafür tun werden, dass Jüdinnen und Juden hier in Deutschland ohne Angst leben können, dass sie mit Zuversicht leben können".
Weimer erinnert besonders an die Opfer
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, der 7. Oktober sei für Israel und für Jüdinnen und Juden weltweit ein Tag des Schmerzes. "Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind heute ganz besonders bei den Opfern dieses brutalen Massakers der Hamas und bei den Menschen, die weiterhin als Geiseln festgehalten werden", teilte er in Berlin mit. "Für ihre Angehörigen sind dies zwei unerträgliche Jahre der Angst und Verzweiflung."
In Deutschland wird an diesem Dienstag mit Trauerbeflaggung, Mahnwachen und Ausstellungen der Opfer des beispiellosen Terrorüberfalls auf Israel vor zwei Jahren gedacht. In Leipzig trifft sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Jüdinnen und Juden.
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikalislamischen Hamas gemeinsam mit verbündeten Islamisten das schlimmste Massaker in Israels Geschichte angerichtet. Terroristen töteten mehr als 1200 Menschen, 251 verschleppten sie in den Gazastreifen. Allein auf dem Nova-Festival bei Reim im Süden Israels wurden mehr als 400 Besucher ermordet.
Der Terrorüberfall löste den Krieg im Gazastreifen aus. Seither wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 67.000 Palästinenser dort getötet. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen halten die Zahl für glaubwürdig.
se/AR/pgr (dpa, rtr, ap, afp, kna)
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