Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden: Der Begriff für das Ende der Sondierungsgespräche hat es auf Platz eins der Jury-Auswahl geschafft. Auf Platz zwei und drei landeten "Ehe für alle" und "#MeToo".
Anzeige
"Krisenmodus" ist "Wort des Jahres" 2023
Die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache hat gewählt: "Krisenmodus" folgt auf "Zeitenwende" aus dem Vorjahr. Auf Platz 2 landet 2023 "Antisemitismus". Welche Wörter machten in früheren Jahren das Rennen?
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner
2023: "Krisenmodus"
Das Wort des Jahres 2023 lautet "Krisenmodus". Die von einer Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) seit 1977 regelmäßig ausgewählten Begriffe und Wendungen haben das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich bestimmt. "Krisen gab es schon immer. Aber in diesem Jahr scheinen die Krisen und ihre Bewältigung zu kulminieren", so die GfdS über die Wahl.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance
2022: "Zeitenwende"
Der Begriff bezeichnet den Übergang in eine neu Ära und speziell den Beginn der christlichen Zeitrechnung vor über zwei Jahrtausenden; Bundeskanzler Olaf Scholz machte ihn im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine populär. "Wir erleben eine Zeitenwende", sagte er. "Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor."
Bild: Odd Andersen/AFP/Getty Images
2021: "Wellenbrecher"
Ein würdiger Sieger in Pandemie-Zeiten: Das Wort "Wellenbrecher" stammt eigentlich aus dem Küstenschutz. Mittlerweile stünde es für alle Maßnahmen, die getroffen wurden, um die vierte Corona-Welle zu brechen, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache.
Bild: Owen Humphreys/dpa/PA Wire/picture alliance
2020: "Corona-Pandemie"
Wie kein anderes Wort steht das diesjährig gekürte Wort als Synonym für das Jahr 2020. Das Coronavirus, das Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan erstmalig ausgebrochen war, verbreitete sich in kürzester Zeit in der ganzen Welt. Aus der anfänglichen Epidemie wurde eine globale Pandemie, die laut der Weltgesundheitssorganisation WHO weltweit zu über 20 Millionen Todesfällen führte.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat
2019: "Respektrente"
Diese Wortneubildung bezog sich auf die Einführung einer Grundrente für Personen, die 35 Jahre erwerbstätig waren und deren Rente trotzdem niedriger als das Existenzminimum ausfällt. Die Jury zeichnete das Wort auch aus sprachlichen Gründen aus - in der politischen Debatte diene dieses neu geschaffene "Hochwertwort" der "Selbstaufwertung durch Fremdaufwertung".
Bild: Sascha Steinach/dpa/picture alliance
2018: "Heißzeit"
Der Sommer 2018 war zweifelsohne geprägt von Hitze und Dürre. Als Wort des Jahres 2018 deutet "Heißzeit" aber auch auf die epochale Dimension des Klimawandels hin. Es wundert also nicht, dass die Wortbildung "Heißzeit" eine lautliche Analogie zu "Eiszeit" darstellt. Bereits der Sommer 2003 galt als extrem. Auch der folgende Sommer 2019 war überdurchschnittlich heiß.
Bild: Ralph Peters/imago images
2017: "Jamaika-Aus"
Wochenlang haben die Jamaika-Koalitionsverhandlungen 2017 die Nation beschäftigt. Dann kam das Aus - das "Jamaika-Aus". Das Wort stehe aber nicht nur für die gescheiterte Regierungsbildung, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ihre Wahl. Es sei auch sprachlich interessant: So sei unter anderem die Aussprache des Staates "Jamaika" eingedeutscht worden.
Bild: picture alliance / Frank Rumpenhorst/dpa
2016: "Postfaktisch"
Rund um den US-Wahlkampf und den Sieg von Donald Trump 2016 wurde das Wort "postfaktisch" immer wieder im Zusammenhang mit der Weiterverbreitung von falschen Tatsachen verwendet - auch von der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es kommt meist dann zum Einsatz, wenn die öffentliche Meinung weniger von objektiven Tatsachen als von Gefühlen und Ressentiments beeinflusst wird.
Bild: DW
2015: "Flüchtlinge"
Der Begriff "Flüchtlinge" hat das Jahr sprachlich bestimmt wie kein anderer, sagt die Gesellschaft für deutsche Sprache. Wer will da widersprechen? Dahinter landete "Je suis Charlie" - damit drückten Menschen weltweit ihr Mitgefühl mit den Opfern der Anschläge auf das Satireblatt aus. Platz drei ging an "Grexit", den Ausdruck für den drohenden Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hitij
2014: "Lichtgrenze"
Der Siegerbegriff 2014 überraschte: "Lichtgrenze" bezog sich auf eine Licht-Installation zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin. Der Ausdruck "Schwarze Null", der die Bemühungen der Bundesregierung beschrieb, erstmals seit 45 Jahren ohne neue Schulden auszukommen, wurde Zweiter. Auf Platz drei kam "Götzseidank", eine Zeitungs-Schlagzeile nach dem Siegtor Mario Götzes im WM-Finale von Rio.
Bild: Andreas Prost/imago images
10 Bilder1 | 10
Der Begriff "Jamaika-Aus" stehe nicht nur für die schwierige Regierungsbildung, sondern sei auch sprachlich interessant, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag (8.12.2017) in Wiesbaden. Der Name des Staates Jamaika habe in Deutschland eine neue Bedeutung bekommen - weil die Farben seiner Flagge für die (gescheiterte) schwarz-gelb-grüne Koalition stünden. Mit dem Zusatz "Aus" werde umgangssprachlich auf das erfolglose Ende der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen verwiesen.
Auf Platz zwei schaffte es die "Ehe für alle": Die Bezeichnung beschreibt die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dabei könne der Ausdruck auch falsch interpretiert werden, denn "alle" würde ja beispielsweise auch Kinder umfassen, sagte der GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski. Die Bedeutung des Begriffs "Ehe" sei mit der neuen Regel erweitert worden.
Platz drei geht an "#MeToo": Mit dem Internet-Schlagwort prangern Frauen weltweit sexuelle Übergriffe an. Auslöser für die Kampagne im Herbst 2017 waren Vorwürfe gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein. Die Opfer wollten auf das Ausmaß des Problems aufmerksam machen, erklärte die GfdS.
Auf den weiteren Plätzen landeten unter anderem "covfefe", eine Wortschöpfung des US-Präsidenten Donald Trump, der damit einen seiner zahlreichen Tweets beendet hatte und das Netz zu kreativen Spekulationen über dessen Bedeutung anstachelte, "Obergrenze", "Diesel-Gipfel" und "Videobeweis".
Sieger 2016: "postfaktisch"
Mit dem "Jamaika-Aus" hat es auch in diesem Jahr ein Begriff auf Platz eins geschafft, der erst zum Jahresende aufkam. Im vergangenen Jahr war "postfaktisch" zum Wort des Jahres gekürt worden. Der Begriff wurde in den letzten Monaten des Jahres häufig genutzt, als der US-Wahlkampf und der Sieg von Donald Trump eine Debatte über die Verbreitung falscher Tatsachen in Gang setzte. Lange Zeit galt 2016 "Brexit" als Favorit.
Häufige Nutzung ist kein Kriterium für die Wahl
Das "Wort des Jahres" wählt alljährlich eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) aus. Bei der Wahl geht es um eine Begrifflichkeit oder Phrase, die nach Ansicht der Experten die öffentliche Diskussion in den vergangenen zwölf Monaten am meisten geprägt hat. Dafür wertet das Gremium mehrere tausend Fundstellen in Medien und externe Vorschläge aus und erstellt dann aus den zehn wichtigsten Wörtern des Jahres eine Rangliste. Dabei ist der Sprachgesellschaft zufolge aber nicht entscheidend, wie häufig ein Ausdruck benutzt wurde. Es gehe vielmehr um seine Signifikanz, Popularität und sprachliche Qualität. Mit der Liste sei "keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden", sagen die Sprachforscher.