Als Szenenbildner hat er sieben James Bond-Filme ausgestattet und sogar gleich zwei Mal den Oscar für die beste Ausstattung gewonnen. Nun ist Ken Adam im Alter von 95 Jahren in London gestorben.
Anzeige
Filmbilder für ein ganzes Leben: Ken Adam wird 95
James Bond wäre ohne ihn kaum denkbar. Ken Adam entwarf berühmte Filmkulissen, entführte die Welt an magische, moderne Orte. Jetzt feiert der deutsch-britische Szenenbildner seinen 95. Geburtstag.
Bild: Sir Ken Adam/Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv
Eines der berühmtesten Sets des Kinos
Erst kürzlich präsentierte die Berliner Kinemathek das Lebenswerk von Ken Adam: Seinen "War Room" schuf Adam 1963 für Stanley Kubricks "Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" - und schrieb sich damit ins kollektive Kino-Gedächtnis ein. US-Präsident Reagan suchte die atomsichere Machtzentrale nach seiner Wahl vergeblich im Weißen Haus.
Bild: SK Film Archives LLC, Warner Bros. and University of the Arts London
Vermächtnis vor der Zeit
"King George – Ein Königreich für mehr Verstand" - für das Spielfilmdebüt des Briten Nicholas Hytner zeichnete Adam 1994 das königliche Schlafzimmer. Mehr als 4000 Film-Zeichnungen, Fotos, Filme und Auszeichnungen, darunter seine beiden Oscars, schenkte Adam vor zwei Jahren der Deutschen Kinemathek in Berlin.
Bild: Sir Ken Adam
Als die Bilder sprechen lernten
Entwurf für einen Konferenzraum im Agententriller "Company Business" von Nicholas Meyer: Elegant und leicht führt Adam die Linien seiner Skizze. Der rotlippige Mund lässt sich heute eins zu eins im Film bewundern.
Bild: Sir Ken Adam/Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv
Bilder wie im Spinnennetz
Szenenfoto aus dem Bond-Film "Moonraker – Streng geheim" (1979). Ken Adam, der eigentlich Klaus Hugo Adam heißt und 1921 in Berlin geboren wurde, emigrierte 1934 mit seinen Eltern nach Großbritannien. Dort wurde er der erste deutschstämmige Jagdflieger der Royal Air Force - und bekam Lust auf Tempo, Form und Technik.
Bild: 1979 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved
Auf der Jagd nach der Superrakete
In "Moonraker" jagt James Bond alias Roger Moore einer Superrakete nach und rettet am Ende die Welt - mal wieder - vor der Vernichtung. Auch der Entwurf des Raketenstartplatzes, des "Launch Complex", stammte aus der Feder von Ken Adam.
Bild: Sir Ken Adam/Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv
Furtwängler - Dirigent der Nazis?
Was wusste der deutsche Dirigent und Komponist Wilhelm Furtwängler von den Verbrechen der Nazis? "Taking Sides – Der Fall Furtwängler", der Film des Ungarn Istvan Szabo, stellte unangenehme Fragen. Bei den Dreharbeiten 2001 entstand das Foto mit Szenenbildner Ken Adam.
Bild: Joseph Gallus Rittenberg
Expressionisten lassen grüßen
Als hätte Lyonel Feininger Pate gestanden für "James Bond 007 – Man lebt nur zweimal". Adams Szenenbilder haben die frühen Bond-Streifen zu Ikonen gemacht. Allein sieben tragen seinen unverwechselbaren Look aus dynamischen Linien und gewagten Perspektiven. Adams künstlerisches Vorbild: der Deutsche Expressionismus.
Bild: Sir Ken Adam/Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv
Doppelt "Oscar"-prämiert
Zwischen "This was a woman" aus dem Jahr 1948 und "Taking Sides – Der Fall Furtwängler" von 2001 liegen 53 Jahre der filmreifen Karriere von Ken Adam. Höhepunkte waren seine beiden Oscars für "Barry Lyndon" (1975) und "King George – ein Königreich für mehr Verstand" (1995).
Bild: dapd
Per Filzstift in die Galaxis
Der Meister blickt zurück: Zigarre rauchend, den legendären Flo-Master-Filzstift gezückt, vor sich die Skizze einer Filmszene – so posierte Adam zuletzt 2013 in der Medieninstallation "Lines in Flow" von Boris Hars-Tschachotin.
Bild: Andreas-Michael Velten
Wenn ein Auto zum Filmstar wird
Filmdesigner Ken Adam im Jahr 1968 mit den Entwürfen zu "Tschitti Tschitti Bäng Bäng". Die Sonderausstellung "Bigger Than Life. Ken Adam's Film Design" in der Deutschen Kinemathek im Berliner Museum für Film und Fernsehen ließ zuetzt in seine Welt eintauchen.
Bild: Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv
10 Bilder1 | 10
Der deutsch-britische Szenenbildner Ken Adam ist im Alter von 95 Jahren in London gestorben. Das teilte der Direktor des Martin-Gropius-Baus in Berlin, Gereon Sievernich, mit. Bei sieben Bond-Filmen kümmerte er sich um die Ausstattung: vom ersten Bond-Streifen "007 jagt Dr. No" (1962) bis zum damals kommerziell erfolgreichsten Bond-Film "Moonraker - Streng geheim" (1979). Ken Adam war ein Meister im Improvisieren - was angesichts kleiner Budgets zu Beginn der Bond-Ära zwingend notwendig war. Für die Bond-Reihe hat er Räume und Spezialeffekte erfunden, die stilprägend waren. Zum Beispiel die Laserstrahl-Maschine in "Goldfinger" (1964), unter der der "Geheimagent Ihrer Majestät" festgeschnallt wird und um sein Leben fürchten muss oder die Raumstation in "Moonraker - Streng geheim".
Sein Design-Motto: "bigger than life"
Seine Kulissen sind aber auch außerhalb des Bond-Universums zu finden. Insgesamt war er bei mehr als 70 Filmen für das Szenenbild verantwortlich. Seine Design-Philosophie lautete: "bigger than life". Er schuf beeindruckende Räume, die ungewöhnlich aussahen, visionär waren und ins kollektive Kinogedächtnis einzogen - wie etwa der "War Room", den er für Stanley Kubricks "Dr. Seltsam. Oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (1964) erfand.
Geboren wurde Ken Adam - als Klaus Hugo - in Berlin. Doch weil er Jude war, floh er als Jugendlicher mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Großbritannien - und blieb dort. Er studierte Architektur, diente in der Royal Air Force und kam schließlich eher zufällig zum Film, um Kulissen zu entwerfen.
Zwei Oscars und ein Geschenk für Berlin
Seinen ersten Oscar erhielt Ken Adam für Stanley Kubricks "Barry Lyndon" (1975). Den zweiten Academy Award für die Beste Ausstattung bekam er für die Komödie "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" (1994) von Nicholas Hytner.
Im Jahr 2012 schenkte Ken Adam seine umfangreiche Sammlung mit rund 6000 Objekten der Deutschen Kinemathek in Berlin. Diese würdigte sein Schaffen im vergangenen Jahr mit einer großen Ausstellung.