Vor 70 Jahren erschien der erste James-Bond-Roman. In einer Neuauflage werden manche rassistische Beschreibungen entfernt - aber sein Sexismus bleibt.
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Die Neuauflage der Buchreihe um den weltweit berühmten Geheimagenten James Bond sorgt in Großbritannien für Furore. 70 Jahre ist es her, dass der erste James-Bond-Roman erschien: Am 13. April 1953 veröffentlichte der Autor Ian Fleming "Casino Royale", in dem der Geheimagent James Bond unter dem Codenamen 007 für den englischen MI5 Spionage betreibt.
Anlässlich des 70. Jubiläums sollen die James-Bond-Romane in diesem Jahr neu aufgelegt werden, das haben die Erben Ian Flemings entschieden, die sein Urheberrecht unter dem Dach der Firma "Ian Fleming Publishing" verwalten. Rassistische Ausdrücke, wie zum Beispiel das N-Wort, sollen darin entfernt werden.
"Manche rassistische Wörter, die heutzutage Menschen beleidigen und die Lesefreude schmälern würden, wurden angepasst", heißt es in einer Stellungnahme der Familie. "Dabei sind wir aber so nah wie möglich am Original und der Zeit geblieben, aus der der Roman stammt."
Hitzige Debatte um James-Bond-Romane
Diese Absicht stößt in Großbritannien auf Kritik und wird von manchen als Zensur gewertet. Sie hat aber auch eine neue Debatte angestoßen. Denn den einen gehen die geplanten Änderungen zu weit, anderen aber nicht weit genug. Der britische "Independent" wies darauf hin, dass die Darstellung schwarzer Menschen zwar verändert werde, aber die herablassende Sprache im Bezug auf ostasiatische und koreanische Figuren bestehen bleibe.
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Auch frauenfeindliche und homophobe Beschreibungen verblieben im Roman, berichtete der britische "Daily Telegraph", darunter Bemerkungen wie "der süße Geruch der Vergewaltigung" oder die Bezeichnung von Homosexualität als "hartnäckige Behinderung".
Wer wählt aus, was noch akzeptabel ist - und was nicht?
Das Buch soll aber eine Vorbemerkung enthalten, in der darauf hingewiesen werde, dass der Roman Ausdrücke und Haltungen enthalte, die ein modernes Publikum als beleidigend empfinden könnte.
Das scheint sich nicht auf Frauenfeindlichkeit zu beziehen, kritisiert die australische Autorin Clementine Ford, die sich mit dem Sexismus des Bond-Universums beschäftigt hat. Die Änderungen würden vorgenommen, um dafür zu sorgen, dass Bond "bewundernswert und beliebt" bleibe, so Ford.
"Wenn man davon ausgeht, muss man sich schon fragen, warum Sexismus und die Entmenschlichung von Frauen Bond offenbar nicht schaden, sondern im Gegenteil einen Teil seines Charmes ausmachen", bemerkte die Autorin gegenüber dem US-amerikanischen "Time"-Magazin.
Von Connery bis Craig: So wandelte sich James Bond
Sein Name ist Bond, James Bond. Der Name ist seit 60 Jahren unverändert, doch mit Daniel Craig erhielt 007 ein anderes Image. Wir blicken zurück.
Bild: Imago/Cinema Publishers Collection
Wachsfiguren-Bonds
Vom Chauvi zum Anti-Helden: Der Doppelnullagent ist seit sechzig Jahren gefragt. Die Macher haben die Figur immer wieder neu erfunden und dem Zeitgeist angepasst. Im Berliner Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds kann man alle sechs Darsteller auf einmal bewundern. Von links nach rechts: Roger Moore, Timothy Dalton, Daniel Craig, Sean Connery, George Lazenby und Pierce Brosnan.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen
Der Ur-Bond: Sean Connery
Für viele gilt der 1930 geborene Schotte als der einzig wahre James Bond. 1962 mimte er den Doppelnullagenten zum ersten Mal und machte Jagd auf Dr. No. Fun Fact: Bond-Erfinder Ian Fleming empfand Connery auf den ersten Blick als zu "grob und bäuerisch" - bis er ihn zum ersten Mal auf der Leinwand sah. Insgesamt sieben Mal spielte Sean Connery den Superspion und verhalf der Reihe zum Welterfolg.
Bild: IFTN/United Archives/IMAGO
Der "Womanizer"
Jungen Zuschauern mögen die ersten "Bonds" aus der Zeit gefallen vorkommen. Connerys Bond war ein Chauvinist, dem pro Film gleich mehrere Frauen zu Füßen lagen. Widerstand zwecklos: Cary Fukunaga, Regisseur des aktuellen Bonds, sagte dem "Hollywood Reporter", dass manche Szenen an Vergewaltigung grenzten: "Sie sagt: 'Nein, nein, nein', und er sagt: 'Ja, ja, ja'. Das würde heute nicht mehr gehen."
Bild: Captital Pictures/picture alliance
Der Model-Bond: George Lazenby
Ganz offensichtlich waren die Fußstapfen, die Sean Connery hinterließ, zu groß: Der Australier George Lazenby spielte "007" nur ein einziges Mal in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (1969). Das ehemalige Model konnte Produzenten und Publikum nicht überzeugen. Für "Diamantenfieber" trat Sean Connery für eine Rekordgage noch einmal als Doppelnullagent - mit der Lizenz zum Töten - auf.
Bild: Michael Stroud/Daily Express/Hulton Archive/Getty Images
Der humorvolle Bond: Roger Moore
Roger Moore (r.) - hier in "Der Mann mit dem goldenen Colt" - ist bei Bond-Fans ähnlich beliebt wie Sean Connery. Mit seinem süffisanten Humor und seiner lässigen Eleganz wirkte sein Geheimagent weniger brutal als der seines Vorgängers. Moores "Frauenverschleiß" war allerdings ähnlich hoch. Und nach wie vor hatten sie in den sieben Filmen, die mit ihm entstanden, nur untergeordnete Rollen.
Bild: United Archives/picture alliance
Der harte Bond: Timothy Dalton
Der Theater- und Filmschauspieler Timothy Dalton spielte Bond sehr viel trockener und humorloser als seine Vorgänger. "Der Hauch des Todes" erzielte 1987 hohe Einspielergebnisse, doch zwei Jahre später konnten die Bond-Macher mit "Lizenz zum Töten" nicht an diesen Erfolg anknüpfen. Dalton stieg wegen Lizenzstreitigkeiten aus und so blieb es bei nur zwei Produktionen mit dem gebürtigen Walisen.
Pierce Brosnan katapultierte die Rolle gefühlt aus den 1990er-Jahren zurück in die 1950er - sein James Bond war ein stets adrett gekleideter Gentleman. Glatt und gutaussehend. Er besaß weder die rohe Männlichkeit eines Sean Connery noch den Humor eines Roger Moore. Beim Publikum kam der gebürtige Ire dennoch gut an und spielte den Geheimagenten ganze vier Mal.
Bild: Captital Pictures/picture alliance
Der menschlichste Bond: Daniel Craig
Als Daniel Craig 2006 erstmals den Agenten 007 spielte, sorgte das für Verwunderung: James Bond mit gebrochenem Herzen? Mit Makeln, Zweifeln und echten Gefühlen? Craig läutete eine neue Bond-Ära ein. Mit Erfolg: Die Filme mit ihm in der Hauptrolle ließen die Kinokassen klingeln. "Keine Zeit zu sterben" war Craigs fünfter und letzter Bond. Noch ist nicht klar, wer künftig die Rolle übernimmt.
Bild: picture-alliance/Cover Images
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Ähnliche Kontroverse um Roald Dahls Werk
Die Kontroverse folgt auf eine Debatte um das Werk des beliebten britischen Kinderbuchautors Roald Dahl. Dessen Romane sollten in einer Neuauflage ebenfalls durch sogenannte "sensitivity reader" überarbeitet werden, die auf Inhalte hinweisen, die möglicherweise als Beleidigung aufgefasst werden oder eine Menschengruppe schädlich darstellen könnten.
Zum Beispiel soll eine Frau nicht mehr als "fett" bezeichnet werden, sondern als "enorm". Der Autor Salman Rushdie, der 2022 Opfer eines Messerangriffs wurde, weil er sich seit Jahrzehnten für die Meinungsfreiheit einsetzt, nannte die Änderungen "absurde Zensur".
Im Fall Roald Dahls ruderte der Verlag nach der öffentlichen Kritik zurück: Es sollen nun zwei Ausgaben erscheinen, eine davon enthält den Originaltext. "Ian Fleming Publishing" hat Leserinnen und Leser hingegen dazu aufgerufen, sich die überarbeitete Fassung anzusehen und sich selbst ein Bild zu machen.