007: Streit um Besetzung Grund für Boyles Rückzug?
23. August 2018
Erfolgsregisseur Danny Boyle zieht sich endgültig vom Bond-Projekt zurück. Grund seien "kreative Differenzen", hieß es. Laut Medienberichten soll ein Streit mit Daniel Craig um eine Besetzung den Ausschlag gegeben haben.
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Der Regisseur war dem Rahmen angemessen gewählt: Erst im Mai hatten die Produzenten Oscar-Preisträger Danny Boyle ("Slumdog Millionaire") das große Jubiläum anvertraut, der noch unbetitelte Film wird der 25. Fall des britischen Geheimagenten James Bond sein.
Auf der offiziellen James-Bond-Homepage und via Twitter verkündeten die Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli sowie Hauptdarsteller Daniel Craig am Dienstag (21.08.) Boyles Ausstieg, den sie mit "künstlerischen Differenzen" begründeten, ohne darauf näher einzugehen.
Laut einem Bericht der britischen Zeitung "Daily Telegraph" vom Mittwoch habe die überraschende Entscheidung von Regisseur Danny Boyle mit einem Streit mit Bond-Darsteller Craig zu tun. Daniel Craig sei, so der "Telegraph", der sich auf Insider-Informationen beruft, mit einer zentralen Besetzung nicht einverstanden gewesen.
Der polnische Schauspieler Tomasz Kot sollte den Bösewicht und russischen Gegenspieler von Geheimagent 007 spielen. Das war bei einem Casting von Regisseur Boyle und den Produzenten entschieden worden. Craig hat vertraglich ein Mitspracherecht bei der Besetzung. Das führte zum Streit.
In einem Interview hatte Boyle anklingen lassen, dass die Darstellung von 007 als Macho und Frauen als bloßen Anhängseln nicht mehr zeitgemäß sei. Womöglich fürchteten die Verantwortlichen zu drastische Veränderungen ihrer bewährten Marke - zumal seit 1995 bereits Judi Dench als toughe Leiterin des Geheimdienstes erst Pierce Brosnan und später Daniel Craig immerhin dezent in ihre maskulinen Schranken wies - bis sie 2012 in "Skyfall" den Filmtod starb.
Zukunft ungewiss
Ob Co-Autor John Hodge, mit dem Boyle schon beide "Trainspotting"-Filme geschrieben hatte, weiter am Bond-Skript arbeitet, ist unklar - ebenso wie die Nachfolge von Boyle.
Im Dezember sollten ursprünglich die Dreharbeiten zu Daniel Craigs wohl letztem Bond-Auftritt beginnen, der im Herbst 2019 in die Kinos kommen soll. Auch die Frage, wer den blonden Briten in der Agentenrolle beerben wird, ist noch offen.
tla/ka/hm/bb (afp, dpa, Twitter)
Die James-Bond-Darsteller
James Bond ist im Kino seit 1962 im Dienste Ihrer Majestät unterwegs. 007 wurde bislang von sechs Darstellern verkörpert. Wir zeigen sie, von Sean Connery bis Daniel Craig.
Mit dem Schotten Sean Connery als Geheimagent kam die Bond-Reihe 1962 auf die Kinoleinwand. Natürlich gab es damals schon reichlich Action, aber Bond hatte auch reichlich Sex-Appeal. HIV und #MeToo waren noch undenkbar, und so war Bonds Verschleiß an Frauen hoch. Unser Bild zeigt Connery in einer Szene mit Shirley Eaton in "Goldfinger" (1964).
Bild: picture alliance/United Archives
Der einmalige Bond: George Lazenby
Als Connery des Agentenjobs überdrüssig wurde, ersetzte ihn der Australier George Lazenby - mit einem einmaligen Auftritt: Er spielte 007 im Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (1969). Produzenten und Publikum wurden mit dem ehemaligen Model nicht warm - und so lockte man Sean Connery für "Diamantenfieber" noch einmal mit einer Rekordgage, die der Film zigfach wieder einspielte.
Gutes Aussehen, gewürzt mit einer Prise Selbstironie: Roger Moore, der erste gebürtige Engländer in der Bond-Rolle, kam beim Publikum außerordentlich gut an. Keiner spielte James Bond öfter: von 1973 ("Leben und sterben lassen") bis 1985 ("Im Angesicht des Todes") sieben Mal. Hier kämpft er 1977 mit dem "Beißer", verkörpert von Richard Kiel, in "Der Spion, der mich liebte".
Bild: dapd
Der "echteste" Bond? Timothy Dalton
Die Bond-Interpretation des walisischen Theaterschauspielers Timothy Dalton kam der literarischen Figur nach Ansicht vieler Kritiker und auch Leser der Ian-Fleming-Romane am nächsten. Auch kommerziell waren "Der Hauch des Todes" (1987) und "Lizenz zum Töten" (1989) erfolgreich. Und so hätten die Produzenten gern weiter mit Dalton zusammengearbeitet - doch der mochte nicht mehr.
Geschüttelt, nicht gerührt - das galt auch für die Martinis, die Pierce Brosnan als James Bond schlürfte. Der Ire war schon vor Timothy Dalton als Bond vorgesehen, hatte aber wegen vertraglicher Verpflichtungen als "Remington Steele" absagen müssen. Viermal trat er als 007 auf - hier in seinem letzten Film "Stirb an einem anderen Tag" (2002).
Bild: picture-alliance/dpa
Der blonde Bond: Daniel Craig
Daniel Craig war 2005 als neuer Bond höchst umstritten. Zu unscheinbar war er den Filmfans - und zu blond. Die Kritiken zu "Casino Royale" (2006, Bild) allerdings waren dann doch überwiegend positiv. 2020 soll der fünfte - und vermutlich letzte? - Bond mit Craig in der Hauptrolle in die Kinos kommen.