Die Bilder sind so divers wie die Kulturen der Welt. Der britische Künstler James Mollison zeigt mit "Where Children Sleep", wie Kinder weltweit aufwachsen.
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Beeindruckende Porträts: "Where Children Sleep"
Von China bis Brasilien: Der britische Künstler James Mollison reiste um den halben Globus, um die verschiedenen Schlafplätze von Kindern zu fotografieren.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
So schläft Dong in China...
Auf seiner Reise traf Mollison zum Beispiel den neunjährigen Dong. Er lebt in der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas. Sein Zimmer teilt er sich mit seiner Schwester, seinen Eltern und seinem Großvater. Die Familie ist arm und besitzt gerade genug Land, um Reis und Zuckerrohr anzubauen. Wenn er groß ist, möchte Dong Polizist werden, weil er dann "Diebe jagen und herumrennen kann".
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
... und so Harrison aus den USA
Ganz anders sieht das Leben des achtjährigen Harrison aus. Die Familie wohnt in einer Villa. Er selbst hat einen großen Fernseher, ein eigenes Badezimmer und zwei große Spielzimmer. Er hat keine Geschwister und besucht eine Privatschule. Die Fahrt zu seiner Schule dauert zwar zwei Stunden, trotzdem genießt Harrisons Mutter die Zeit mit ihrem Sohn im Auto. Später möchte Harrison Tierarzt werden.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
Ein Zimmer voller Spielzeuge
Auch Kaya zeigt ihr Spielzeugparadies. Sie ist vier Jahre alt und lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung in Tokio. Ihr Zimmer ist voll mit Puppen und Plüschtieren. Kayas Kleider näht ihre Mutter alle selbst - meistens bis zu drei Stück im Monat. Zur Schule muss Kaya aber eine Schuluniform tragen. Wenn sie groß ist, möchte sie Comiczeichnerin werden und japanische Animes zeichnen.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
Kein eigenes Bett
Ein Bett für sich allein ist nicht selbstverständlich. Indiras (7) Haus in Kathmandu in Nepal besteht nur aus einem Raum. Nachts schläft sie mit ihren Geschwistern gemeinsam auf einer Matratze auf dem Boden. Indira arbeitet seit vier Jahren mit mehreren Kindern in einem Granitsteinbruch. Das kann sehr gefährlich sein, da viele von ihnen keine Schutzbrille tragen. Später möchte sie Tänzerin werden.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
79 Kinder in einem Raum
Auch Sherap zeigt seinen Schlafplatz. Er wohnt in einem Kloster in Nepal. Der Zehnjährige teilt sich ein Zimmer mit 79 weiteren Jungen, die zu Mönchen ausgebildet werden. Sie schlafen in Stockbetten und haben nur wenige persönliche Dinge. Sheraps Eltern haben ihn hierher geschickt. Sie glauben, dass es der Familie Glück bringt, wenn einer der Söhne ins Kloster geht.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
Die Schönheitskönigin
Und dann gibt es noch das ungewöhnliche Leben der siebenjährigen Jasmine: Sie lebt mit ihrer Familie in einem großen Haus in Kentucky. In ihrem Zimmer hängen mehrere Kronen und Schärpen, die sie bei Schönheitswettbewerben für Kinder gewonnen hat. Täglich trainiert sie für weitere Bühnenshows. Es ist ein sehr teures Hobby, das ihre Eltern bis zu mehrere tausend Dollar pro Wettbewerb kostet.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
Harte Unterlage
Ahkôhxet dagegen führt ein ganz anderes Leben. Der Achtjährige gehört dem Stamm der Krahô an, der im Amazonasbecken in Brasilien lebt. Die Krahô glauben, dass die Erde von Sonne und Mond erschaffen wurde. Die rote Farbe auf Ahkôhxets Brust stammt von einem Ritual seines Stammes. Der Fluss liefert ihnen Wasser, die Hälfte der Nahrungsmittel bauen sie in weitgehend unfruchtbaren Böden selbst an.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
Ein Zimmer voller Poster und Träume
Thai (11) lebt mit ihrer Schwestern und ihren Eltern im dritten Stock eines Wohnblocks in Rio de Janeiro. Ihre Eltern sind nicht sehr wohlhabend, dennoch können sie ihre Familie gut ernähren. Die Wand in Thais Zimmer ist übersät mit Postern ihres Idols, des Popstars Felipe Dylon. Die Ausstellung "Where Children Sleep" ist noch bis zum 6. Februar 2022 im Neu-Ulmer Edwin Scharff Museum zu sehen.
Bild: James Mollison/Flatland Gallery/Utrecht/Paris
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Während der achtjährige Ahkôhxet aus Brasilien auf mit Leinentüchern bedeckten Holzbrettern in einer Lehmhütte schläft, hat Jamie aus New York ein eigenes großes Schlafzimmer im Apartment eines Hauses auf der Fifth Avenue. Der britische Künstler James Mollison reiste um den halben Globus, um Kinder und ihre Schlafplätze fotografisch festzuhalten.
In seiner Ausstellung zeigt er jeweils ein Porträt des Kindes vor weißem Hintergrund und daneben dessen verlassenen Schlafplatz. Jedes Bildpaar wird von einem kurzen Text begleitet, der einen kleinen Einblick in das Leben des Kindes gewährt. Bei seinen Porträts lässt der in Kenia geborene Künstler die Kinder einfach in die Kamera blicken - er möchte sie alle mit derselben Würde behandeln. Das Ergebnis sind kontrastreiche und fesselnde Doppelbilder, die gerade im Neu-Ulmer Edwin-Scharff Museum ausgestellt werden und dort noch bis zum 6. Februar 2022 zu sehen sind.
Mollisons Fotografien gehen auf eine Anfrage einer Kinderhilfsorganisation von vor 15 Jahren zurück. Der Auftrag: ein Bildkonzept zum Thema Kinderrechte. Er erinnerte sich daran, wie wichtig ihm sein Schlafzimmer in seiner Kindheit war und dass dieses einen Teil seiner Identität widerspiegelte. Schnell wurde ihm bewusst, wie privilegiert er im Vergleich zu vielen anderen Kindern auf der Welt war.
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Persönliche Einblicke in das Leben der Kinder
Die Fotografien zeigen individuelle und persönliche Lebensweisen der Kinder rund um den Globus. Der vierzehnjährige Irkena etwa lebt mit seiner Mutter in Kenia auf einer provisorisch errichteten Hofstelle, die mit Dornengestrüpp eingezäunt ist, damit das Vieh der Familie geschützt ist.
Er selbst schläft auf dem Erdboden unter freiem Himmel. Irkena gehört dem Volksstamm der Rendille an, der ein halbnomadisches Leben in der Umgebung der Kaisut-Wüste führt. Bevor Irkena seine Siedlung, die Manyatta, verlässt, muss er beschnitten werden. Bei dem öffentlich stattfindenden Ritual darf er nicht aufschreien, da er sonst Schande über seine Familie bringen könnte - so der Glaube. Daraufhin wird er zum Morani, einem jungen Krieger, und wird im Busch mit den anderen Kriegern leben.
Eine Welt voller Armut und Privilegien
Mollisons Fotoserie führt vor Augen, dass ein behaglicher, sauberer Schlafplatz, gar ein eigenes Bett, für viele Kinder in der Welt keine Selbstverständlichkeit ist. Besonders die Ungleichheiten, mit denen Kindern weltweit konfrontiert sind, werden bei "Where Children Sleep" deutlich. Doch James Mollison möchte kein Mitleid erregen, sagt er. Vielmehr gehe es ihm darum, auf die extrem unterschiedlichen materiellen und kulturellen Bedingungen der heranwachsenden Generation hinzuweisen.