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PolitikJapan

Japan: Erstmals führt eine Frau die Regierungspartei LDP

4. Oktober 2025

Sanae Takaichi gilt als China-Kritikerin. Innenpolitisch steht sie für konservative Prinzipien. In wenigen Tagen dürfte die neue LDP-Chefin in Japan auch zur Ministerpräsidentin gewählt werden.

Sanae Takaichi hält eine
Sanae Takaichi nach ihrer Wahl: "Gemeinsam haben wir eine neue Ära bei der LDP eingeläutet"Bild: Kim Kyung-Hoon/POOL/AFP/Getty Images

Japans regierende konservative Liberaldemokratische Partei (LDP) hat die ehemalige Innenministerin Sanae Takaichi zur neuen Vorsitzenden bestimmt. In einer Stichwahl setzte sich die erzkonservative 64-Jährige mit 185 Stimmen gegen den moderaten Kandidaten Shinjiro Koizumi durch, der auf 156 Stimmen kam. Der populäre Landwirtschaftsminister Koizumi galt als Liebling der Medien. Kritiker hielten den 44-jährigen Sohn des früheren Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi jedoch für zu unerfahren, um die künftige Regierung zu führen.

Takaichi ist die erste Frau an der Spitze der LDP und könnte nun auch Japans erste Regierungschefin werden. Die Liberaldemokraten sind die stärkste Kraft im Parlament. Allerdings hat die Koalition aus LDP und ihrem Juniorpartner Komeito bei der Wahl zum Oberhaus im Juli die Mehrheit verloren - und stellt seither nur noch eine Minderheitsregierung.

Wahl der Regierungschefin vermutlich am 15. Oktober

Dennoch dürfte Takaichi im Parlament zur Ministerpräsidentin gewählt werden. Das zersplitterte Lager der Opposition müsste sich alternativ auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen - das gilt derzeit als sehr unwahrscheinlich. Über die Besetzung des Amtes wird voraussichtlich am 15. Oktober entschieden.

Shigeru Ishiba: Seine Tage als Regierungschef sind gezählt Bild: Mizuki Ikari/Kyodo News/dpa/picture alliance

Anfang September hatte Japans Ministerpräsident Shigeru Ishiba nach nur fast einem Jahr im Amt seinen Rücktritt als LDP-Chef mitgeteilt. Er zog damit die Konsequenz aus der historischen Wahlniederlage seiner Partei. Da der Vorsitzende der Regierungspartei traditionell bislang auch Ministerpräsident ist, machte Ishiba damit den Weg für einen neuen Premier frei. 

Japaner wegen hoher Preise und Migration unzufrieden

Wegen der stark gestiegenen Preise und der zunehmenden Einwanderung von Migranten zeigten sich viele Japaner zuletzt sehr unzufrieden mit ihrer bisherigen Regierung. Rechtspopulistische Kleinparteien wie die 2020 gegründete Sanseito gewannen an Beliebtheit. Takaichi äußerte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch gegenüber Zuwanderung.

Für Aufsehen könnte auch ihre Wirtschaftspolitik sorgen. Sie plädierte für höhere Ausgaben und Steuersenkungen, um die steigenden Lebenshaltungskosten abzufedern. Zudem kritisierte sie die Entscheidung der japanischen Zentralbank, die Zinssätze anzuheben.

Innenpolitisch lehnt die neue LDP-Chefin, die mit ihren konservativen Positionen eher bei Männern als bei Frauen punktet, zudem die gleichgeschlechtliche Ehe ab. 

Spannungen mit China

Takaichis nationalistische Haltung könnte auch die Spannungen mit dem mächtigen Nachbarn China verschärfen. So schlug sie vor einiger Zeit vor, dass Japan eine Art Sicherheitsallianz mit Taiwan eingehen könnte, der von der Regierung in Peking beanspruchten demokratisch regierten südostasiatischen Inselrepublik.

Umstrittener Kriegsschrein Yasukuni

Die 64-Jährige ist zudem bekannt für ihre umstrittenen Pilgergänge zum umstrittenen Kriegsschrein Yasukuni in der Hauptstadt Tokio. In dem Shinto-Heiligtum wird der in Kriegen für das japanische Kaiserreich Gestorbenen gedacht - darunter auch verurteilte und hingerichtete Kriegsverbrecher.

Japanerinnen und Japaner vor dem Yakusuni-Schrein (Archivbild) Bild: Eugene Hoshiko/AP Photo/picture alliance

Für Kritiker ist der Yasukuni-Schrein ein Symbol des ehemaligen Militarismus. Besuche japanischer Politiker und Opfergaben dort lösten in der Vergangenheit wiederholt Spannungen mit China und Südkorea aus, gegen die Japans Aggressionen im Zweiten Weltkrieg gerichtet waren.

se/pgr (dpa, rtr, ap, afp)

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