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Japan leitet Fukushima-Kühlwasser ins Meer

24. August 2023

Begleitet von massivem Protest begann der Betreiberkonzern Tepco damit, aufbereitetes radioaktives Wasser aus der japanischen Atomruine Fukushima in den Pazifik zu verklappen. China stoppte den Import von Meeresfrüchten.

Vor dem Hauptquartier der Betreiberfirma Tepco in Tokio demonstrieren aufgebrachte Bürger
Vor dem Hauptsitz der Betreiberfirma Tepco in Tokio demonstrieren aufgebrachte Bürger gegen die Einleitung des radioaktiv verseuchten Wassers ins Meer Bild: Kim Kyung-Hoon/Reuters

All die Proteste von Bürgern und Anrainerstaaten haben nicht geholfen: Gegen Mittag (Ortszeit) wurden in Japan die Pumpen eingeschaltet, die das behandelte Kühlwasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima durch einen hierfür extra gebauten, einen Kilometer langen Tunnel ins Meer ableiten.

Zuvor war das belastete Wasser laut Betreiberfirma Tepco gefiltert worden. Das radioaktive Isotop Tritium kann allerdings nicht herausgefiltert werden. Tepco verdünnt das Wasser daher mit Meerwasser. Die Konzentration habe bei einer Messung zwischen 43 und 63 Becquerel pro Liter betragen, erklärte der Betreiber.

Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) versicherte, sie habe nach der Entnahme mehrerer Proben ein unbedenkliches Niveau an Radioaktivität gemessen. Die Tritium-Konzentration liege "weit unter dem Grenzwert" der IAEA von 1500 Becquerel pro Liter.

"Kein strahlungsverseuchtes Wasser ins Meer" heißt es auf dem Plakat dieses Demonstranten in Tokio Bild: Kim Kyung-Hoon/Reuters

Im AKW Fukushima Daiichi war es 2011 in Folge eines Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen seither mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1000 Tanks gelagert wird. Doch nun geht laut Tepco allmählich der Platz für die riesigen Tanks aus.

Über die nächsten 17 Tage werde man in einem ersten Schub rund 7800 Tonnen des Kühlwassers ins Meer leiten, hieß es. Nach Angaben der Betreiberfirma sollen insgesamt rund 1,34 Millionen Tonnen des radioaktiven Wassers verklappt werden. Nach Schätzung des Unternehmens dürfte dies rund 30 Jahre dauern.

Die Lagertanks für das aufbereitete Kühlwasser im zerstörten AKW Fukushima Bild: Kyodo via REUTERS

Japans Fischer protestierten bis zuletzt gegen das Vorhaben. Sie fürchten ein weiteres Mal um den Ruf ihrer Meeresprodukte. Eine Gruppe von Bürgern demonstrierte am Donnerstag nahe der Atomruine mit Transparenten und Sprechchören. Auch in den Anrainerstaaten stößt das Vorgehen auf scharfe Kritik.

Peking verhängt Importverbot

China als größter Importeur japanischer Meeresfrüchte stoppte umgehend die Einfuhr aus zehn japanischen Präfekturen, darunter Fukushima und die Hauptstadt Tokio. Das Außenministerium in Peking hatte zuvor in einer Erklärung betont, das Einleiten in den Ozean "ist ein extrem egoistischer und unverantwortlicher Akt, der das globale öffentliche Interesse missachtet". Japan habe sich zu einem "Saboteur des ökologischen Systems und einem Verschmutzer der globalen Meeresumwelt gemacht".

Tepco-Präsident Tomoaki Kobayakawa versicherte daraufhin, man bereite eine angemessene Entschädigung für japanische Unternehmen vor. China sei Japans wichtigster Handelspartner und er werde sein Möglichstes tun, damit das Verbot so schnell wie möglich aufgehoben werde. 

Die chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau setzten ebenfalls ein angekündigtes Importverbot für Meeresprodukte um. Hongkongs Regierungschef John Lee nannte den Schritt Japans "unverantwortlich". 

Proteste auch in Südkorea

In Südkoreas Hauptstadt Seoul nahm die Polizei nach eigenen Angaben 16 Demonstranten fest, die während eines Protests gegen die Verklappung in das japanische Botschaftsgebäude eindrangen.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte das Filter-Verfahren als "fehlerhaft" und erklärte, in den kommenden Jahren würden aus dem AKW Fukushima "immense" Mengen radioaktiven Materials ins Meer gelangen.

se/AR (afp, rtr, dpa, ap)

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