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Politik

Japan will mehr Gastarbeiter ins Land holen

8. Dezember 2018

Japans Bevölkerung ist überaltert, immer mehr Branchen leiden unter akutem Arbeitskräftemangel. Das Parlament hat nun beschlossen, Arbeitsmigranten ins Land zu lassen - doch das Vorhaben ist sehr umstritten.

Japan Baustelle Nationalstadion | Olympische Spiele 2020 in Tokio
Arbeiter auf der Baustelle des Nationalstadions für die Olympischen Sommerspiele 2020 in TokioBild: Getty Images/AFP/B. Mehri

Japans homogene und rasant alternde Gesellschaft muss handeln. 14 Branchen in dem 127 Millionen-Einwohner-Land, darunter die Altenpflege, der Bau- und Agrarsektor sowie die Gastronomie, suchen verzweifelt nach Arbeitskräften. Gegen heftigen Widerstand der Opposition verabschiedeten die Abgeordneten des rechtskonservativen Koalitionslagers im Parlament in Tokio deshalb jetzt ein neues Visumsystem. Es soll vom kommenden April an gelten. Im nächsten Jahr will die Regierung so etwa 47.000 Ausländer mit beschränkter Aufenthaltsdauer ins Land holen. Über die kommenden fünf Jahre sollen es rund 345.000 Personen werden. Fachleute sprechen allerdings von einem Tropfen auf dem heißen Stein. Laut Medienberichten werden mehr als eine Million Arbeitskräfte benötigt.

Internationale Experten begrüßen, dass Japan - die Nummer Drei der Weltwirtschaft - nun eine Diskussion über eine systematische Immigrationspolitik angestoßen hat. Doch das Land, das stolz auf seine Homogenität ist und auch kaum Flüchtlinge aufnimmt, steht damit vor großen Herausforderungen.

Gegen die Stimmen der Opposition verabschiedete das Parlament das Gesetz zum Arbeitskräftemangel Bild: Getty Images/AFP/K. Nogi

Arbeits- und Lebensbedingungen nicht geregelt

Die Opposition argumentiert, dem Gesetz mangele es an Details. So seien die Arbeits- und Lebensbedingungen für Gastarbeiter unklar. Zudem verweist sie darauf, dass sich die Zahl ausländischer Arbeitnehmer in Japan von 680.000 im Jahr 2012 bereits auf 1,28 Millionen verdoppelt hat. Die meisten von ihnen kommen aus China, gefolgt von Vietnamesen und Philippinern. Viele kommen über ein Praktikumsprogramm ins Land, das seit 1993 sogenannten Schwellenländern angeboten wird. Die Idee dabei ist, junge Leute aus diesen Staaten über die Dauer von fünf Jahren am Arbeitsplatz weiterzubilden.

In der Realität werden diese "Trainees" laut Anwälten in Japan oft als billige Arbeitskräfte in Fabriken oder auch auf dem Bau ausgebeutet und leben isoliert von der Gesellschaft. Die Opposition warnt, diese Probleme würden sich durch die zusätzliche Aufnahme von Hunderttausenden Gastarbeitern verschärfen.

Zwei Visatypen

Die ab April kommenden Jahres geplante Reform sieht künftig zwei Visatypen vor: Der eine gibt den "Trainees" die Gelegenheit, ihre Aufenthaltsdauer um weitere fünf Jahre zu verlängern. Zugleich soll das neue Visum Ausländer ansprechen, die über einfache Japanischkenntnisse und über einen bestimmten Ausbildungsgrad verfügen. Sie dürfen jedoch keine Familienmitglieder mitbringen.

Ein anderes Visum gilt für jene Ausländer, die über Hochschulabschluss, reichlich Arbeitserfahrung und Spezialkenntnisse verfügen. Sie haben die Aussicht auf eine langfristige Arbeitsbewilligung und dürfen auch ihre Familie nach Japan holen.

In dem Land gibt es jedoch auch eine starke Bewegung, die gar nicht will, dass sich Japan für eine nennenswerte Immigration öffnet. Die rechtskonservative Regierung vermeidet es deshalb auch, von einer umfassenden Zuwanderungspolitik wie in Deutschland zu sprechen.

se/kle (dpa, rtr, afp)

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