Zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken jagt Japan weiter Wale. Die Umweltgruppe Sea Shepherd konnte bislang mit Booten die japanische Walfangflotte erfolgreich behindern. Doch jetzt gibt sie diesen Kampf auf. Warum?
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Trotz internationaler Proteste hält Japan am Walfang weiter fest. Offiziell erteilt die Regierung eine Walfangerlaubnis zu sogenannten "wissenschaftlichen Zwecken", ein kommerzieller Walfang ist durch ein internationales Übereinkommen nicht erlaubt.
2014 untersagte der Internationale Gerichtshof in den Haag der japanischen Regierung zudem auch den Walfang in der Antarktis zu wissenschaftlichen Zwecken. Als Begründung führte das Gericht an, der Walfang diene nicht der Wissenschaft, sondern lediglich dem Verkauf.
Doch an den internationalen Richterspruch hält sich Japan nicht und setzte den Walfang fort, zuerst im Nordpazifik und ein Jahr später auch wieder in der Antarktis.
Konkreten Widerstand bekommen die japanischen Walfänger allerdings von Sea Shepherd (Meereshirte). Die Umweltgruppe aus den USA engagiert sich im Kampf gegen den Walfang und die Robbenjagd seit 1977.
Sea Shepherd konnte durch die Behinderung von Walfangschiffen in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben mehre tausend Wale vor den Fängen retten. Mit ihren Schiffen behindern Sie vor allem auch japanischen Walfänger immer wieder erfolgreich, seit 2015 habe die Organisation so "1400 weitere Wale von den tödlichen Harpunen verschont", schreibt der Gründer der Organisation Paul Watson in seinem aktuellen Kommentar.
Gegen japanische Militärtechnik chancenlos?
Nach Angaben von Watson schafften es die japanischen Walfänger in der vergangen Saison 2016/17 ihre gesteckten Fangquoten, trotz zwei Verfolgungsschiffen zu erfüllen. "Was wir nun herausgefunden haben ist, dass Japan militärische Überwachungstechnik einsetzt, um die Bewegung von Sea Sheperds Schiffen in Echtzeit per Satellit zu beobachten", so Watson. "Wenn die Japaner wissen wann wir uns wo befinden, können sie uns ganz einfach aus dem Weg gehen. Wir kommen schlichtweg nicht gegen ihre militärische Technologie an."
Darüber hinaus fühlen sich die Walschützer von neuen japanischen Anti-Terror-Gesetzen in ihrer Arbeit bedroht. "Von diesen Gesetzen sind einige speziell dafür bestimmt, Sea Shepherds Taktiken unbrauchbar zu machen", sagt Watson. Zudem habe die japanische Regierung zum Schutz ihrer Walfänger verkündet möglicherweise ihre Marine zu schicken, sagt Watson.
Um die Ressourcen der Umweltorganisation bei begrenzter Erfolgsaussicht zu schonen, kündigte die Organisation nun an, in diesem Jahr keine Schiffe mehr ins Südpolarmeer zu schicken. Watson will nun die Taktiken der Organisation verfeinern, "um die illegalen Operationen der japanischen Walfangflotte zur unterbinden". Wie die Taktik aussehen soll verrät er allerdings nicht.
Zugleich zeigt sich Watson aber überzeugt, dass die bisherigen Anstrengungen in der japanischen Gesellschaft bereits Wirkungen zeigen. So gebe es nun auch Stimmen in der japanischen Regierung, die sich gegen die weitere Fortsetzung des Walfangs aussprechen.
Skepsis in Japan
Ein Mitarbeiter der japanischen Fischereibehörde teilte mit, die Erklärung von Sea Shepherd zur Kenntnis genommen zu haben: "Doch es gibt auch andere Anti-Walfang-Organisationen und wir könnten von ihnen gestört werden", sagte der Mann der Agentur Reuters, seinen Namen wollte er allerdings nicht nennen.
Japan fängt wieder Zwergwale
Vor einem Jahr hat ein UN-Gericht Japan den Walfang verboten. Die "wissenschaftlichen Gründe" seien nur vorgeschoben. Nun sind erstmals wieder vier Walfangschiffe ausgelaufen, um 51 Zwergwale zu töten.
Bild: picture-alliance/Robert Harding
Japan jagt weiter Zwergwale - trotz Verbotes
Am Freitag (10.04.2015) machten sich vier japanische Walfangschiffe auf den Weg in den Pazifik. Bis zum 26. Mai sollen sie bis zu 51 Zwergwale töten. Die Behörden begründen den Walfang mit der Erforschung des Einflusses der Wale auf die Küstenfischerei. Erst ein Jahr zuvor hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag die Walfangpraxis Japans verboten.
Bild: KAZUHIRO NOGI/AFP/Getty Images
International geächtet - trotzdem noch praktiziert
Die Jagd auf die vom Aussterben bedrohten Meeressäuger ist seit 1986 geächtet. Norwegische, isländische und japanische Walfänger stellen aber weiter den Tieren nach. Besonders die Japaner argumentieren, die Jagd diene der wissenschaftlichen Forschung. Aber Japan fängt immer weniger Wale: Im Januar waren zwei japanische Walfangschiffe ohne Harpunen ausgelaufen - nur zum Wale zählen und beobachten.
Bild: picture-alliance/dpa
Den Haag urteilte zugunsten der Wale
20 Jahre lang hatten die Australier sich bemüht, das japanische Walfangprogramm auf diplomatischem Weg stoppen - ohne Erfolg. 2013 verklagte Australien Japan vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Ende März 2014 dann die Entscheidung: Japan muss sein Forschungsprogramm im Südpolarmeer einstellen und im Einzelfall nachweisen, warum das Töten der Tiere der Wissenschaft dient.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Gefährdete Tiere
Seit dem Fangverbot 1986 haben sich die Bestände vieler Arten stabilisiert. Doch Blauwale, Finnwale, Seiwale, Südliche Glattwale und Pottwale sind noch immer gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Wale sind Säugetiere und können bis zu 33 Meter lang und 190 Tonnen schwer werden. Das macht sie zu den größten Tieren der Erde.
Bild: DW
Japanische Walfänger
Offiziell dient der japanische Walfang der Wissenschaft, doch das Fleisch der erlegten Tiere wird später in Japan auf Fischmärkten und in Spezialitätenrestaurants verkauft. Das japanische Institut für Walforschung gründete sich genau ein Jahr nach dem Moratorium der Internationalen Walfangkommission.
Bild: Greenpeace/Kate Davison
Japanische Tradition
Walfleisch landet schon lange auf den japanischen Tellern. Besonders kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerung auf das Walfleisch angewiesen. Schulen und Kantinen schätzten es, weil es günstiger war als Rindfleisch. Doch die Geschmäcker ändern sich: Nur noch ein Prozent des Fleisches in Japan stammt heute von Walen.
Bild: gemeinfrei
Hundefutter
7000 Tonnen Walfleisch stapeln sich in japanischen Kühlhäusern. Weil das Fleisch von Finnwalen keine Käufer fand, verarbeitete es eine japanische Firma schließlich zu Hundefutter. Inzwischen hat die Firma aber angekündigt, den Hundesnack aus dem Sortiment zu nehmen. Die Proteste von internationalen Tierschutzorganisationen waren zu groß.
Bild: picture-alliance/dpa
Trotzreaktion
Trotzdem stehen viele Japaner hinter dem Walfang und beschimpfen die Aktionen von Umweltschützern wie Greenpeace als Ökoterrorismus. Dem internationalen Druck möchte man sich nicht fügen. Der Staat lässt sich das einiges kosten: In den vergangenen 25 Jahren wurde der Walfang jährlich mit umgerechnet rund 6,3 Millionen Euro subventioniert.
Bild: picture-alliance/ dpa
Kein Einzelfall
Auch Island und Norwegen fangen ganz offiziell weiter Wale. Sie haben Einspruch gegen das Moratorium eingelegt und fühlen sich nicht daran gebunden.
Bild: picture-alliance / dpa
Erlaubter Walfang
Indigene Völker wie die Tschukschen oder die Inuit in Kanada dürfen offiziell Wale jagen - solange sie keinen Handel mit den Produkten betreiben. Die Waljagd ist bei ihnen eine jahrhundertealte Tradition. Die Meeressäuger liefern den indigenen Völkern Fleisch, Öl, Knochen. Alles wird genutzt.
Bild: picture-alliance/empics
Greenpeace und Sea Shepherd
Dass der Walfang heute verboten ist, ist auch ein Verdienst der Umweltschutzorganisationen. Jahrzehntelang machten sie mit spektakulären Aktionen auf die Waljagd aufmerksam und mobilisierten die Öffentlichkeit. Die Organisation Sea Shepherd ist bekannt und umstritten für ihr aggressives Vorgehen beim Schutz der Meeresriesen.
Bild: cc by John Guano sa 2.0
Whale-Watching
Viele Länder, die früher Walfang betrieben, machen heute gute Geschäfte mit Walbeobachtung. Einige der Walbeobachter in Japan und Norwegen sind ehemalige Walfänger, die nun ihr Wissen mit den Touristen teilen. Auch immer mehr Japaner wollen die Tiere lieber in freier Wildbahn sehen, als auf dem Teller.
Bild: picture-alliance/Robert Harding
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Walfänger im Visier
Der Berliner Verein "Hard to Port" will den Walfang in Island beenden. Dazu nutzen die Aktivisten modernste Technik, mobile Apps und Dronen. Damit wollen sie den Blick auf die brutalen Methoden der Walfänger lenken.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Was will Hard To Port?
Das Ziel des Berliner Vereins Hard To Port ist es, den kommerziellen Walfang in Island zu beenden, indem er die brutalen Jagdmethoden dokumentiert. Anlass für die Gründung war die bevorstehende Jagd auf 154 Finnwale im Sommer 2014. Um darauf aufmerksam zu machen, besetzten die Aktivisten friedlich ein Walfangschiff. Finnwale stehen auf der IUCN-Liste der bedrohten Arten.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Anfänge der Protestbewegung gegen den isländischen Walfang
Kommerzieller Walfang ist seit einem 1986 in Kraft getretenen Moratoriums verboten. Eine Auflage, die Island ignoriert hat. Dagegen gab es bereits erste Proteste, wie die Versenkung von zwei Walfangschiffen im selben Jahr im Hafen von Reykjavik. Auch heute jagt Island weiter die großen Meeressäuger. Das Fleisch der Zwergwale landet in Restaurants, das Fleisch von Finnwalen wird exportiert.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Walfang in Island
Nach 17 Jahren Pause startete Island 2006 sein heutiges Walfangprogramm. Dabei ist die Jagd auf zwei Walarten erlaubt: Bis zu 229 Minkwale dürfen pro Jahr in isländischen Küstengewässern harpuniert werden. Sie grenzen an Walschutzgebiete. Im Fokus der Kritik steht jedoch vor allem die Jagd auf 154 Finnwale pro Jahr. Die Art wurde durch kommerziellen Fang an den Rand des Aussterbens gebracht.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Finnwale
Hinter der Jagd auf das zweitgrößte Tier der Erde (nach dem Blauwal) steht eines der größten isländischen Fischereiunternehmen. Weil es in Island keinen Absatzmarkt gibt, wird das Fleisch der Tiere in großen Mengen nach Japan verschifft. Laut dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES ist der Handel mit Finnwal-Produkten allerdings verboten.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Whaler Watching-Kampagne
Der Verein Hard To Port beschreibt seine Arbeit als "Whaler Watching". Das Ziel ist, den isländischen Walfang transparenter zu machen und Zugang zu sensiblen Daten, etwa zum Leiden der Tiere, zu schaffen. Hard to Port sammelt diese Daten und dokumentiert die Fangmethoden, um in der Öffentlichkeit ein Umdenken zu erreichen. Denn "2013 glauben noch 60 Prozent der Isländer, Walfang sei human."
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Modernste Technik
Bei der Dokumentation kommt modernste Technik zum Einsatz, etwa Apps, um Walfangschiffe orten zu können. Schiffsrouten zu dokumentieren, ist wichtig für die Arbeit der Aktivisten. Anhand der Daten ist es möglich zu erkennen, ob gerade ein Tier harpuniert wurde. Außerdem kann man sehen, wann die Schiffe zurück in den Hafen kommen und so z.B. die weitere Verarbeitung der Wale dokumentieren.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Kameradronen
Neben der Schiffsortung per Smartphone kamen ebenfalls Kamera-Drohnen zum Einsatz. Mit ihnen sind Aufnahmen der Walfänger möglich, selbst, wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe sind, um deren Fangmethoden aufzuzeichnen.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Aufmerksamkeit erregen
Heute findet der Walfang oft im Stillen statt, um der internationalen, aber auch lokalen Kritik zu entgehen. Um die Tötung der bedrohten Tiere in die Öffentlichkeit zu rücken, hat Hard to Port 2014 ein Walfangschiff mit orangenem Rauch eingenebelt. Die Bilder wurden durch die Sozialen Netzwerke weit geteilt und brachten das Thema zurück in die Medien, auch in die isländische Presse.
Bild: Hard to Port e.V. / Boris Niehaus
Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Unternehmen
Ein wichtiger Bestandteil der Kampagne ist auch die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung. Dabei geht es vor allem um Öffentlichkeitsarbeit. Der größte inländische Kritiker ist dabei die Whale Watching-Branche. Island gilt als Whale Watching Hotspot mit 23 Walarten, die gesehen werden können. Die Expertise dieser lokalen Unternehmen ist auch für die Arbeit auf dem Meer von großer Bedeutung.