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Ehrgeizige Ziele fürs Elektroauto

19. Januar 2018

Beim Abschied vom Verbrennungsauto droht Japan seine dominierende Rolle in der globalen Autoindustrie zu verlieren. Dennoch treibt das Land den Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos voran. Martin Fritz aus Tokio.

Japan i-Road Elektroauto von Toyota
Bild: Reuters/T. Peter

Die sich beschleunigende Verbreitung von Elektroautos verursacht den Managern der japanischen Autoindustrie und den Beamten im Wirtschaftsministerium mulmige Gefühle. Rund 30 Prozent aller Autos weltweit werden von japanischen Herstellern gebaut, doppelt so viel wie von deutschen Unternehmen. Japans Autoindustrie generiert die höchsten Gewinne aller Branchen und repräsentiert ein Fünftel der Exporte.

Doch da ein Elektromotor weniger Teile als ein Otto- oder Dieselaggregat hat, bedeutet der Abschied vom Verbrennungsmotor hohe Verluste bei Steuern und Jobs für Japan. Der Zulieferer Jatco zum Beispiel hat einen Weltmarktanteil von 50 Prozent bei stufenlosen Getrieben, die jedoch beim Elektroauto überflüssig sind, das nur einen einzigen Gang hat.

Angesichts dieser Bedrohung des industriellen Fundaments überrascht, wie sehr sich die japanische Regierung für Elektroautos einsetzt. Ihr offizielles Quotenziel für 2030, das sie bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris verkündete, ist ein Marktanteil von 20 bis 30 Prozent für Elektroautos und Plug-in-Hybride. 2016 betrug diese Quote nur 0,59 Prozent. Selbst das zuständige Wirtschafts- und Industrieministerium (METI) bezeichnet die eigene Vorgabe als "ehrgeizig".

"Ehrgeizige" Ziele in JapanBild: Reuters/T. Peter

Drei Vorbehalte gegen Elektroautos

Vor diesem Hintergrund hat das METI drei Vorbehalte der Käufer gegen Elektroautos identifiziert: der hohe Preis, die geringe Reichweite und die niedrige Zahl von Ladestationen. Die staatliche Förderung setzt an allen drei Punkten an. Der hohe Preis wird durch den teilweise bis vollständigen Verzicht auf die drei Steuerarten für Autos gedrückt. Dazu gehören die jährlich erhobene Kfz-Steuer, die Gewichtssteuer (beim Neukauf und jeder TÜV-Inspektion) und die Erwerbssteuer (beim Neukauf). Durch die Subventionen sinkt der Kaufpreis um durchschnittlich 5 Prozent.

Im zweiten Ansatz werden die Autohersteller ermutigt, leistungsfähigere Batterien zu entwickeln, indem die Subvention für den Kaufpreis mit der Reichweite steigt. Für jeden Kilometer zahlt der Staat 1000 Yen (7,40 Euro). Für das Elektroauto Leaf von Nissan ergibt dies bei der Reichweite von 400 Kilometer eine Subvention 400.000 Yen (knapp 3000 Euro). Für Plug-in-Hybridautos zahlt der Staat einen pauschalen Zuschuss von 200.000 Yen (knapp 1500 Euro). Dafür stehen im Ende März auslaufenden Fiskaljahr 12,3 Milliarden Yen (91 Millionen Euro) bereit. Das reicht theoretisch für knapp 31.000 Leaf.

E-Auto Nissan LeafBild: Reuters/K. Kyung-Hoon

Ausbau der Ladeinfrastruktur

Den dritten Hebel setzt Japans Staat bei der Ladeinfrastruktur an. Der Bau von Ladestationen wurde nach eigenen Angaben bisher mit über 55 Milliarden Yen (407 Millionen Euro) gefördert. Die regionalen Präfekturen stellen ebenfalls Gelder dafür bereit. Diese Förderung hat durchaus gewirkt. Das METI zählte Ende März 2017 knapp 28.000 Ladestationen. Der private Dienst GoGoEV kam allerdings zuletzt nur auf knapp 22.000 Einheiten. Zum Vergleich: Es gibt 31.500 Tankstellen für Benzin und Diesel in Japan.

Gemessen an der Zahl der Elektroautos hat Japan also bereits eine gute Infrastruktur. Aber wenn man berücksichtigt, dass es an vielen E-Tankstellen nur einen Charger gibt und Laden deutlich länger dauert als Tanken, ist noch einiges zu tun. Dazu passt die jüngste Initiative: Die Stadtregierung der Hauptstadt Tokio will ab diesem Jahr den Bau von Ladestationen für Apartmentblocks und Hochhäuser subventionieren. In den 130.000 Wohnblocks leben 60 Prozent der Bewohner von Tokio. Der Bau der Charger kam bisher nicht voran, weil sich viele Besitzer der Wohnungen gegen eine Kostenumlage wehrten. Ende März 2017 gab es nur 30 Ladestationen an 16 Standorten.

Mehr Ladesäulen sollen in den Wohnblocks gebaut werdenBild: Reuters/T. Peter

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur entwickelte sich auch gut, weil sich bereits im Mai 2014 vier Autobauer, zwei Stromversorger und die Development Bank of Japan zum Nippon Charging Service (NCS) zusammengeschlossen haben. Nach METI-Angaben können Elektroautobesitzer bei mehr als 13.000 Ladestationen mit einer von NCS ausgegebenen Kreditkarte bequem bezahlen. Außerdem schlug Japan im März 2016 eine Brücke nach Deutschland: Gemeinsam will man ultraschnelle Ladestationen entwickeln und erproben, lautete die Absichtserklärung.

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