Der Schauspieler Jean-Paul Belmondo war eine Ikone des Kinos der Nouvelle Vague. Er drehte mit den größten französischen Regisseuren. Später wurde er zu einem der beliebtesten Actionstars im europäischen Kino.
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Jean-Paul Belmondos beste Filme
Er war "Außer Atem", "Der Profi" und auch "Der Außenseiter". Jean-Paul Belmondo hat an die 80 Filme gedreht. Hier eine Auswahl.
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Godards "Außer Atem" - der Durchbruch 1960
Der Kleingangster Michel Poiccard gerät mit einer gestohlenen Luxuslimousine in eine Geschwindigkeitskontrolle. Michel erschießt den Polizisten und taucht bei der Amerikanerin Patricia (Jean Seberg) unter. Er versucht, Geld für die gemeinsame Flucht nach Italien zu beschaffen. Aber die Polizei jagt ihn bereits. Wird Patricia ihn verraten? Nach diesem Film ist der erst 26-jährige Belmondo ein Star.
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Andere Wege mit Regisseur Melville: Eva und der Priester (1961)
Im besetzten Frankreich der 1940er Jahre lernt die Kommunistin Eva (Emmanuelle Riva) den gut aussehenden Priester Léon Morin kennen. Sie führen viele Gespräche, die schließlich über Glaubensfragen hinausgehen - sie verliebt sich in ihn. Zwischen den beiden spielt sich ein Pyschoduell ab. Kritiker lobten den Film, zumal Hauptdarsteller und Regisseur zeigten, dass sie mehr können als Gangsterfilme.
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Hommage an den Film Noir: Elf Uhr Nachts (1965)
Ferdinand Griffon langweilt sich in seinem Wohlstandsleben zu Tode. Bis ihm seine Ex-Freundin Marianne wieder begegnet. Die beiden brennen durch, werden jedoch getrennt. Als Ferdinand sie schließlich nach einigen Wochen wiederfindet, hat sie einen anderen Liebhaber und scheint ein intrigantes und tödliches Geflecht aus Lügen und Betrug zu spinnen. Erneut führt Jean-Luc Godard Regie.
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Turbulenter Klamauk: Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
Ein junger gelangweilter Millionär will sich das Leben nehmen. Als auch der zehnte Selbstmordversuch fehlschlägt, nimmt jemand anders die Sache in die Hand. Als er dann schließlich ermordet werden soll, erwacht sein Lebenswille wieder. Eine wilde Jagd beginnt. An Belmondos Seite spielt in dieser turbulenten Komödie die Schweizer Schauspielerin Ursula Andress, die zuvor ein berühmtes Bondgirl war.
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Inspiriert von Al Capone: Borsalino (1970)
Im Marseille der 30er Jahre treffen die beiden Gangster Siffredi (Alain Delon) und Capella (Belmondo) aufeinander. Zunächst prügeln sie sich um eine Frau, dann werden sie Freunde. Sie erledigen Jobs für die ansässigen Gangsterbosse, bis sie selbst an die Spitze der Unterwelt aufsteigen wollen. Trickreich schaffen sie es, ihre Konkurrenten auszuschalten und die Kontrolle über Marseille zu erlangen.
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Angst über der Stadt (1975)
Ein Serienkiller versetzt Paris in Angst und Schrecken. Er hat es auf junge Frauen abgesehen. Kommissar Le Tellier heftet sich an die Fersen des Mörders. Er hat aber noch eine Rechnung mit einem weiteren Gangster offen, der er gleichzeitig jagt. Dadurch macht er es dem Serienkiller leicht, weitere Frauen umzubringen. Ein lupenreines Action-Drama mit Schießereien, Stunts und schnellen Autos.
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Agentenfilm ohne Held: Der Profi (1981)
Agent Beaumont soll einen afrikanischen Despoten ermorden. Bevor es dazu kommt, ändert Frankreich seine Meinung und lässt Beaumont in ein afrikanisches Gefangenenlager sperren. Nach zwei qualvollen Jahren kann er fliehen und will in Frankreich seinen ursprünglichen Auftrag ausführen. Er will sich so an seinen Ex-Vorgesetzten rächen, die ihn damals verraten haben.
Bild: picture-alliance/United Archives
Turbulente Action: Der Außenseiter (1983)
Kommissar Philippe Jordan verfolgt in Marseille einen Drogenboss, wird aber aufgrund seiner eigenwilligen Ermittlungstechniken in ein Pariser Rotlichtviertel strafversetzt. Von dort aus versucht er weiter, den Gangster dingfest zu machen. Das Ganze geht natürlich mit allerhand Pistolenschüssen und Machogehabe über die Bühne. Belmondo wurde die Rolle des Kommissars auf den Leib geschrieben.
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Action und Patriotismus: Die Glorreichen (1984)
Tunesien, 1943: Fremdenlegionär Augagneur soll mit seiner Kompanie Goldbarren aus einer tunesischen Wüstenstadt bergen - für Frankreich. Bei der Aktion gerät der Trupp in einen deutschen Hinterhalt. Nur Augagneur und drei Kameraden überleben. Nachdem die Deutschen sich verzogen haben, wittern Augagneur und seine Kumpels ihre Chance: Sie wollen sich das Gold schnappen und unter sich aufteilen.
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Bilderflut mit Starbesetzung: Hundert und eine Nacht (1995)
Regisseurin Agnes Vardas Hommage zum 100. Geburtstag des Kinos: Für ihre zitatgespickte Komödie über die Filmgeschichte hat Varda die größten Schauspieler Europas und des US-Kinos vor die Kamera geholt: Neben Gina Lollobrigida, Michel Piccoli und Belmondo (oben), auch Gérard Depardieu, Harrison Ford, Robert De Niro, Alain Delon, Catherine Deneuve und viele mehr. Ein Vergnügen für Kinofans.
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"Du bist wirklich zum Kotzen." Mit diesem Satz hat sich der Schauspieler Jean-Paul Belmondo ein frühes Denkmal gesetzt. Er sagt ihn am Ende eines Films, in dem er den Kleinganoven Michel Poiccard spielt - einen Lebemann, der dummerweise einen Polizisten ermordet und von seiner Freundin verraten wird.
"Außer Atem" war nicht Belmondos erster Film. Aber mit ihm gelang dem erst 26-jährigen Schauspieler der Durchbruch. Er verkörperte für die jungen Franzosen den Revoluzzer und Freigeist, den rebellischen Außenseiter, der so gut wie keine Regeln akzeptiert. Damit wurde er auch eine zentrale Figur in den französischen "Nouvelle Vague"-Filmen der späten 1950er-Jahre. Dies war ein Kino, das unkonventionell, unabhängig und unvorhersehbar war - die Regisseure trauten sich an Neues heran, schafften durch Schnitt- und Kameratechniken ganz neue Ästhetiken. Wichtige Vertreter waren unter anderem Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Claude Chabrol. Sie alle hatten Jean-Paul Belmondo vor der Kamera.
Belmondo, der Workaholic
Ein Blick auf Belmondos Filmografie zeigt: Der Mann muss ein Workaholic gewesen sein. Von seinen gut 80 Filmen drehte er die Hälfte in den 1960er-Jahren. Er konnte sich in verschiedenen Rollen profilieren. Er spielte zwar vorzugsweise in Gaunerfilmen, glänzte aber auch im Melodram. An seiner Seite die größten Stars, von Romy Schneider bis Alain Delon.
Ab den frühen 1970er-Jahren drehte Belmondo auch verstärkt Thriller und Polizeifilme und hatte damit seine Lieblingsrolle. Sein international erfolgreichster Film war der Agententhriller "Der Profi". Die Musik dazu hatte Ennio Morricone komponiert, der Titelsong ist weltberühmt.
Belmondo war sein eigener Stuntman
Bei den zahlreichen spektakulären und gefährlichen Szenen brauchte er kein Double. Die Stunts machte er selbst. In den 80ern machte er weniger Filme, spielte dafür vermehrt am Theater und kehrte damit auch zu seinen schauspielerischen Wurzeln, dem klassischen Theater, zurück. Er gehört bis heute zu den beliebtesten Schauspielern Frankreichs; seine Landsleute gaben ihm den Spitznamen "Bébel". Große Sorge um seinen Gesundheitszustand kam Mitte des Jahres 2001 auf, als Belmondo mit einem Schlaganfall in ein Pariser Krankenhaus eingeliefert wurde. Er musste mühsam das Sprechen und Gehen wieder erlernen. Doch sobald es ging, stand er wieder auf der Bühne.
2009 folgte sein bislang letzter Film, "Ein Mann und sein Hund". Der fiel beim Publikum und bei den Kritikern durch. Belmondo entschuldigte sich später dafür, allerdings habe ihm der Film dabei geholfen, die Folgen seines Schlaganfalls zu überwinden. 2010 wurde Belmondo durch die Los Angeles Film Critics Association für sein Lebenswerk geehrt, ein Jahr später erhielt er dafür in Cannes die Goldene Palme. Auch Venedig ehrte den Schauspieler 2016 mit einem Goldenen Löwen, und in Paris erhielt er 2017 den César.
Belmondos Schaffen liest sich fast wie eine Zusammenfassung der französischen Filmgeschichte, und auch wenn er lange keine Kinofilme mehr gedreht hat und eher ein ruhiges Leben bevorzugt, wird Belmondo in seinem Heimatland noch immer wie ein Superstar gefeiert. Auf die Frage, was man ihm am besten wünschen sollte, hatte er schon an seinem 80. Geburtstag vor fünf Jahren geantwortet: "Das Leben, das Leben, das Leben, das Leben."