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Bis auf den letzten Tropfen

Klaus Esterluss
19. April 2018

Es gibt etliche Pflanzen im lebensfeindlichen Lebensraum Wüste, die Strategien entwickelt haben, um noch das letzte Tröpfchen Wasser zu finden und zu nutzen.

Nara-Pflanze in der Namib-Wüste
Bild: DW/B. Osterath

Was ist eine Wüste? Per Definition ist die Antwort auf diese Frage sehr klar. Wüsten sind vegetationsarme Gegenden, manchmal gibt es überhaupt kein Leben. Sie sind trocken, das ist ganz wichtig, auch wenn es in der größten Wüste der Welt jede Menge Wasser gibt. Nur kommen die Lebewesen, die es brauchen würden, nicht dran. Die Rede ist überraschenderweise von der Antarktis. Wegen der Kälte dort ist sie genauso trocken wie die Sahara, die größte, heiße Wüste der Welt.

In der Regel denken wir trotzdem an die trostlosen, sandigen und damit heißen Regionen. Wir denken an hohe Dünen, Sandstürme, vielleicht haben wir auch schon davon gehört, dass es nachts sehr kalt wird, auch wenn es tagsüber brütend heiß ist. Sicherlich haben wir kaum das Leben im Kopf, das hier trotz der unwirtlichen Voraussetzungen floriert. Allein in der Sahara gibt es 1.400 verschiedene Pflanzenarten, natürlich auch Kakteen.

Ein Riesenkaktus im Saguaro-Nationalpark in den USABild: picture-alliance/prisma

Grüne Giganten

Carnegiea gigantea ist so einer. Er gehört zu den Sukkulenten. Das sind Pflanzen, die eigene Wasserspeicher anlegen können. Der Kaktus wächst in der nordamerikanischen Sonora-Wüste. Er kann bis zu 16 Meter hoch werden und in seinem Inneren so viel Wasser sammeln, dass er ein Jahr davon leben kann. Er saugt es über ein Wurzelsystem knapp unterhalb der Erdoberfläche in sich auf.

Und alt kann Carnegiea gigantea werden. Schon bis zu 220 Jahre stehen die größten Vertreter an ihrem Wüstenplatz. Mit etwa 40 Jahren beginnt der Kaktus zu blühen, da ist er 2,5 Meter hoch. Mit 65 Jahren schafft er sechs Meter Höhe.

Die Rose von Jericho, die legendäre Auferstehungspflanze, typisch für die Wüsten Nordafrikas und ArabiensBild: Imago/H. Lange

Schrumpelzwerge

Deutlich kleiner ist die Echte Rose von Jericho, ein unscheinbares Pflänzchen von olivgrüner Farbe, das kleine weiße Blüten ausbildet. Es wird nur fünf bis zehn Zentimeter hoch. Hat sie ihren Lebenszyklus beendet, trocknet die Pflanze ins sich zusammen, sie wird gewissermaßen zu einer Kugel.

Tatsächlich lebt sie dann auch nicht mehr. Sie kann aber scheinbar wiederbelebt werden, wenn man sie ins Wasser legt. Dann nämlich saugen sich ihre Zellen voll und die Pflanze erwacht, entfaltet sich und sieht wieder ziemlich frisch aus. Ihre trockene Hülle dient aber nur als Schutz für die Samen, die in der Natur nach einem kräftigen Regenguss sofort zu keimen beginnen.

Eine Schirmakazie im Lake-Manyara-Nationalpark im Norden TansaniasBild: picture-alliance/blickwinkel/P. Fuchs

Graben, so tief es geht

Ziemlich genau in der Mitte der Ténéré-Wüste in Niger gab es einmal einen Baum, eine Akazie, der war der einzige Baum im Umkreis von 400 Kilometern. Er galt deshalb auch als der isolierteste Baum der Erde.

Viele Jahrzehnte stand der Baum dort allein. Menschen rasteten unter ihm, sie nutzen ihn als Fixpunkt für ihre Reisen und im Winter 1938/39 begannen sie einen Schacht in seiner Nähe auszuheben, weil sie wissen wollten, wieso der Baum dort überleben kann. Sie mussten lange in dem heißen Sand graben. Aber nach mehr als 30 Metern stießen sie auf die Lösung: Grundwasser - und die Wurzeln des Baumes.

Solche Wurzeln heißen Pfahlwurzeln. Sie sind kräftig und verzweigen sich kaum. Pflanzen, die damit ausgerüstet sind, können selbst auf Felsspalten wachsen, nicht nur in der Wüste. Auch Eichen, Kiefern oder Löwenzahn haben Pfahlwurzeln.

Das Fensterblatt Fenestraria rhopalophylla kommt in Namibia und Südafrika vorBild: Imago/imagebroke

Drunter ist's kühler als drüber

Wieder andere Pflanzen haben sich gleich darauf verlegt, direkt unter der Erde zu wachsen und nur über den Wüstenboden zu lugen. Die Fenestraria ist wohl das Paradebeispiel dazu. Die wachsartigen Blätter dieser Pflanzen, die in Namibia zu finden sind, stecken hin und wieder vollständig in der Erde, noch weiter unten treiben die Wurzeln hinab.

Oben auf den keulenförmigen Blättern sitzt jeweils eine Art Fenster, das so heißt, weil es so transparent ist und das Licht von oben hinab in die Dunkelheit des Erdbodens leitet. So sorgt es dafür, dass die Pflanze gedeiht.

Wie Arten in der Namib-Wüste überleben