Es gibt etliche Pflanzen im lebensfeindlichen Lebensraum Wüste, die Strategien entwickelt haben, um noch das letzte Tröpfchen Wasser zu finden und zu nutzen.
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Was ist eine Wüste? Per Definition ist die Antwort auf diese Frage sehr klar. Wüsten sind vegetationsarme Gegenden, manchmal gibt es überhaupt kein Leben. Sie sind trocken, das ist ganz wichtig, auch wenn es in der größten Wüste der Welt jede Menge Wasser gibt. Nur kommen die Lebewesen, die es brauchen würden, nicht dran. Die Rede ist überraschenderweise von der Antarktis. Wegen der Kälte dort ist sie genauso trocken wie die Sahara, die größte, heiße Wüste der Welt.
In der Regel denken wir trotzdem an die trostlosen, sandigen und damit heißen Regionen. Wir denken an hohe Dünen, Sandstürme, vielleicht haben wir auch schon davon gehört, dass es nachts sehr kalt wird, auch wenn es tagsüber brütend heiß ist. Sicherlich haben wir kaum das Leben im Kopf, das hier trotz der unwirtlichen Voraussetzungen floriert. Allein in der Sahara gibt es 1.400 verschiedene Pflanzenarten, natürlich auch Kakteen.
Grüne Giganten
Carnegiea gigantea ist so einer. Er gehört zu den Sukkulenten. Das sind Pflanzen, die eigene Wasserspeicher anlegen können. Der Kaktus wächst in der nordamerikanischen Sonora-Wüste. Er kann bis zu 16 Meter hoch werden und in seinem Inneren so viel Wasser sammeln, dass er ein Jahr davon leben kann. Er saugt es über ein Wurzelsystem knapp unterhalb der Erdoberfläche in sich auf.
Und alt kann Carnegiea gigantea werden. Schon bis zu 220 Jahre stehen die größten Vertreter an ihrem Wüstenplatz. Mit etwa 40 Jahren beginnt der Kaktus zu blühen, da ist er 2,5 Meter hoch. Mit 65 Jahren schafft er sechs Meter Höhe.
Schrumpelzwerge
Deutlich kleiner ist die Echte Rose von Jericho, ein unscheinbares Pflänzchen von olivgrüner Farbe, das kleine weiße Blüten ausbildet. Es wird nur fünf bis zehn Zentimeter hoch. Hat sie ihren Lebenszyklus beendet, trocknet die Pflanze ins sich zusammen, sie wird gewissermaßen zu einer Kugel.
Tatsächlich lebt sie dann auch nicht mehr. Sie kann aber scheinbar wiederbelebt werden, wenn man sie ins Wasser legt. Dann nämlich saugen sich ihre Zellen voll und die Pflanze erwacht, entfaltet sich und sieht wieder ziemlich frisch aus. Ihre trockene Hülle dient aber nur als Schutz für die Samen, die in der Natur nach einem kräftigen Regenguss sofort zu keimen beginnen.
Graben, so tief es geht
Ziemlich genau in der Mitte der Ténéré-Wüste in Niger gab es einmal einen Baum, eine Akazie, der war der einzige Baum im Umkreis von 400 Kilometern. Er galt deshalb auch als der isolierteste Baum der Erde.
Viele Jahrzehnte stand der Baum dort allein. Menschen rasteten unter ihm, sie nutzen ihn als Fixpunkt für ihre Reisen und im Winter 1938/39 begannen sie einen Schacht in seiner Nähe auszuheben, weil sie wissen wollten, wieso der Baum dort überleben kann. Sie mussten lange in dem heißen Sand graben. Aber nach mehr als 30 Metern stießen sie auf die Lösung: Grundwasser - und die Wurzeln des Baumes.
Solche Wurzeln heißen Pfahlwurzeln. Sie sind kräftig und verzweigen sich kaum. Pflanzen, die damit ausgerüstet sind, können selbst auf Felsspalten wachsen, nicht nur in der Wüste. Auch Eichen, Kiefern oder Löwenzahn haben Pfahlwurzeln.
Drunter ist's kühler als drüber
Wieder andere Pflanzen haben sich gleich darauf verlegt, direkt unter der Erde zu wachsen und nur über den Wüstenboden zu lugen. Die Fenestraria ist wohl das Paradebeispiel dazu. Die wachsartigen Blätter dieser Pflanzen, die in Namibia zu finden sind, stecken hin und wieder vollständig in der Erde, noch weiter unten treiben die Wurzeln hinab.
Oben auf den keulenförmigen Blättern sitzt jeweils eine Art Fenster, das so heißt, weil es so transparent ist und das Licht von oben hinab in die Dunkelheit des Erdbodens leitet. So sorgt es dafür, dass die Pflanze gedeiht.
Wie Arten in der Namib-Wüste überleben
Gewusst wie: Überleben in der Namib-Wüste
Brütendheiß am Tag, eiskalt in der Nacht, wenig Wasser, wenig Nahrung - die Namib-Wüste im südlichen Afrika ist ein lebensfeindlicher Ort. Oder doch nicht? Diese Tiere wissen mit den harschen Bedingungen gut umzugehen.
Bild: R. Dückerhoff
Nehmen, was man kriegen kann
Strauße kommen mit dem heißen Wüstenklima gut klar. Die Laufvögel können ihre Körpertemperatur anheben, damit sie nicht schwitzen und kein Wasser verlieren. Das Wasser, das sie brauchen, holen sie sich über ihre pflanzliche Nahrung. Sie schlucken auch kleine Steine herunter - die zermahlen in ihrem Magen das Futter. So schaffen sie es, Sachen zu verdauen, die andere Tiere nicht verwerten können.
Bild: picture-alliance/Arco Images/C. Hütter
Immer schön cool bleiben
Auch Oryx-Antilopen können ihre Körpertemperatur hochregulieren, und zwar bis auf 45°C. Ein Netz von winzigen Blutgefäßen in ihrer Nase kühlt die Einatemluft. So überhitzt das Gehirn nicht. Der Bauch der Antilope ist weiß und reflektiert die Hitze vom heißen Wüstenboden. Die Tiere nehmen ihr Wasser über Wurzeln, Knollen und die Tsama-Melone auf, die in der Wüste wächst.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Welche Farbe soll's heute sein?
Zu heiß? Dann verändert das Namaqua-Chamäleon einfach seine Farbe. Denn hellere Haut reflektiert mehr Licht. An den kühleren Morgen aber ist das Chamäleon schwarz. Sein Schwanz ist im Vergleich zu anderen Chamäleonarten recht kurz - in der Wüste muss man nicht so viel klettern. Höchstens mal auf einen Busch, um vom heißen Boden wegzukommen.
Bild: R. Dückerhoff
Hoch oben ist es kühler
Die Beine der Wüstenameise Camponotus detritus sind etwa 5 Millimeter lang. So kann die Ameise der heißen Sandoberfläche entgehen. Denn schon 5 Millimeter weiter oben ist es bis zu 10 Grad kühler. Die Ameise stillt ihren Durst an Honigtau, dem Ausscheidungsprodukt von Blattläusen. Gefressen wird die Ameise nur selten, denn ihr Ameisensäuregeschmack schreckt andere Tiere ab.
Bild: DW/B. Osterath
Auf Entenfüßen unterwegs
Der Namibgecko Pachydactylus rangei versteckt sich tagsüber in seiner Höhle unter der Erde. Er kommt nur nachts heraus. Seine übergroßen Augen lassen ihn auch im Dunkeln hervorragend sehen. Seine Füße mit Schwimmhäuten sind wie gemacht dafür, zu buddeln und auf Sand zu laufen. Daher wird er auch Schwimmfußgecko genannt.
Bild: R. Dückerhoff
Tanzende Spinne ohne Netz
Auch die Wüstenspinne Leucorchestris arenicola meidet das Sonnenlicht. Sie errichtet einen halben Meter unter der Erde eine Höhle aus Sand und Spinnenseide. Da sie nur nachts zum Vorschein kommt, braucht sie keinen Sonnenschutz - deshalb ist sie weiß. Bei der Paarung tippen die Männchen mit ihren Vorderbeinen auf den Sand. Im Englischen wird die Spinne daher "Dancing White Lady Spider" genannt.
Bild: R. Dückerhoff
Immer schön langsam
Das ist das Motto des Skorpions Opisthophthalmus flavescens, wenn es um den Stoffwechsel geht. Das Tier braucht nur wenig Energie und kann Monate ohne eine Mahlzeit auskommen. Das Sauerstofftransportsystem im Blut des Skorpions funktioniert - im Gegensatz zum menschlichen - auch bei hohen Temperaturen zufriedenstellend. Perfekt für ein Leben in der Wüste!
Bild: R. Dückerhoff
Schaufelnase
Der Sand in den Dünen der Namib-Wüste ist so fein, dass Tiere einfach hindurch schwimmen können - sie müssen nicht mal graben. Das gilt auch für die Echse Meroles anchietae. Ihre Kopfform erlaubt es ihr, sich ohne viel Widerstand durch Sand zu bewegen und so Fressfeinden zu entkommen. Ihre Nasenlöcher zeigen nach hinten und haben einen Knorpeldeckel, der verhindert, dass Sand eindringt.
Bild: R. Dückerhoff
Ein Leben im Sand
Auch die Blindschleiche Typhlacontias brevipes schwimmt durch den Sand. Sie verbringt sogar ihr ganzes Leben im Sand der Dünen und sucht dort nach kleinen Insekten. Ihre Beute nimmt sie über Erschütterungen wahr, die die Insekten verursachen, wenn sie sich bewegen.
Bild: R. Dückerhoff
Perfekt versteckt
Die Zwergpuffotter hat den perfekten Weg gefunden, Beute in der Namib-Wüste zu fangen. Sie vergräbt sich komplett im Sand, so dass nur noch ihr Kopf heraus schaut - und selbst der sieht aus wie Sand. Die Schlange bewegt sich mit charakteristischen seitlichen Schlängel-Bewegungen durch die Dünen. Das verhindert, dass sie im heißen Wüstensand überhitzt.
Siedelweber aus der Familie der Webervögel bauen riesige Nester, in denen mehrere hundert Vögel verschiedener Generationen gleichzeitig Platz finden. Die Kammern im Inneren der Netzstruktur bieten Schatten und sind kühler als die Außenluft. Die zentrale Kammer in der Mitte allerdings ist immer kuschelig warm und perfekt für kalte Wüstennächte.
Bild: R. Dückerhoff
Das große Krabbeln
Käfer sind ein gefundenes Fressen in der Namib. Sie ernähren sich von Detritus, abgestorbenen Pflanzenresten, die der Wind in die Wüste bläst. Am frühen Morgen sammeln sie Wassertröpfchen aus dem Nebel, der für die Namib so typisch ist. Andere Tiere fressen die Käfer und bekommen so gleichzeitig Wasser und Nahrung. Etwa 200 Käferarten krabbeln durch die Namib-Wüste.
Bild: DW/B. Osterath
Wasser ernten
Der Nebeltrinkerkäfer hat einen besonders effektiven Trick entwickelt, in der Namib-Wüste an Wasser zu kommen. Frühmorgens läuft er die Dünen hoch und macht einen Kopfstand. Nebel kondensiert auf seinem Hintern, und Wassertröpfchen laufen bis zu seinem Mund herunter. So kann er an einem einzigen Morgen bis zu 40 Prozent seiner Körpermasse an Wasser aufnehmen.
Bild: picture-alliance/Wildlife/M. Harvey
Lass mich, ich bin tot
Die Nahrungskette der Namib-Wüste basiert auf Käfern - aber das gefällt dem Rüsselkäfer ganz und gar nicht. Er hat sich etwas überlegt: Wenn er sich bedroht fühlt, lässt er sich auf den Rücken fallen und stellt sich tot - in der Hoffnung, dass andere Tiere auf tote, ausgetrocknete Käfer keinen Appetit haben.
Bild: DW/B. Osterath
Leben unter Steinen
Überall in der Namib-Wüste gibt es Leben - sogar unter Steinen! Dort wachsen Cyanobakterien - hier als bräunliche Masse. Die Bakterien brauchen Sonnenlicht für ihre Photosynthese. Knallende Sonne allerdings können sie nicht vertragen. Die Lösung: Sie siedeln sich unter solchen weißen Steinen an - durch sie dringt noch genügend Licht hindurch. Clever!