Jeff Koons, einer der teuersten zeitgenössischen Künstler, ist weltbekannt für seine Edelstahlskulpturen. Nun will er mit seiner Kunst ins All und NFTs verkaufen.
Anzeige
Der US-Künstler Jeff Koons will Skulpturen auf den Mond schicken und damit den Schritt zu einer "universellen" Kunst schaffen. Damit die Werke auch Kunstfans auf der Erde erreichen, will er sie als Non-Fungible Token (NFT) vermarkten und einen Teil der Einnahmen an die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" spenden. NFTs, also einzigartige digitale Kopien von Kunstwerken, mischen zurzeit den Kunstmarkt ordentlich auf.
Zu seinen Plänen, seine Kunst "auf den Mond zu schießen", hat Jeff Koons in einem Tweet ein Video veröffentlicht, in dem er erklärt, was ihn zu diesem Projekt bewegt hat.
"Ich freue mich sehr, mein allererstes NFT-Projekt 'Moon Phases' anzukündigen, das auf humanistischem und philosophischem Gedankengut beruht", schreibt der Künstler in dem Twitter-Post und fügt hinzu: "Die Erkundung des Weltalls hat uns eine Perspektive unserer Möglichkeiten gegeben, weltliche Grenzen zu überschreiten."
Anzeige
Einer der teuersten lebenden Künstler weltweit
Koons ist berühmt für kitschige, teils riesige Skulpturen wie "Balloon Dog" und "Rabbit". Letztere, eine von drei identischen Edelstahlskulpturen aus dem Jahr 1986, hält derzeit den Rekord für das teuerste Werk eines lebenden Künstlers, das jemals bei einer Auktion verkauft wurde. 2019 wurde es bei Christie's für 91 Millionen Dollar (82 Millionen Euro) versteigert. Viele von Koons' Kunstwerken sind öffentlich zugänglich, wie etwa "Puppy", der überdimensionale mit Blumen überzogene Welpe vor dem Guggenheim Museum in Bilbao, die sitzende Ballerina am Rockefeller Center in New York oder der monumentale Tulpenstrauß neben dem Museum Petit Palais in Paris.
Kitsch als Kunstform: Jeff Koons in Bilbao
Bei Kunstkritikern ist Jeff Koons oft umstritten, aber als Publikumsmagnet ist er unschlagbar. Das Guggenheim Museum in Bilbao zeigt eine Retrospektive des US-Amerikaners.
Bild: picture alliance/Robert Harding World Imagery
Welcome to Bilbao
Auf Kunst und Kommerz versteht sich der US-Amerikaner Jeff Koons ausgezeichnet. Inzwischen wird er als zeitgenössischer Künstler ernstgenommen, seine Werke erzielen auf den internationalen Kunstauktionen Höchstpreise. Das Guggenheim Museum im spanischen Bilbao, bekannt für publikumswirksame Ausstellungen, präsentiert bis September 2015 eine Werkschau des populären Künstlers.
Bild: picture alliance/Robert Harding World Imagery
Große Werkschau
Die überdimensionierte Skulptur eines Hundewelpen stand in den 1990er Jahren schon mal vor dem Guggenheim Museum in Bilbao. Konzipiert hatte Jeff Koons sie als Überraschungscoup für das Beiprogramm der documenta IX (1992) in Kassel, zu der er als Künstler nicht eingeladen war. "Puppy" ist zwölf Meter hoch und besteht aus 17.000 Blumen – und er war damals Publikumsliebling der Foto-Touristen.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Thieme
Viel heiße Luft
Die Arbeiten von Koons wurden mit der Zeit immer größer und spektakulärer. Damit ließen sich auch gigantisch hohe Preise erzielen. Zu seinen finanzkräftigen Sammlern zählen der Oligarch Victor Pinchuk und der französische Unternehmer François Pinault, zu dessen Imperium das Auktionshaus Christie's gehört. Koons "Balloon Dog" erzielte dort 2013 den Rekordpreis von 58,4 Millionen Dollar.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Goldsztejn
Banalität und Kunst
Die Kunstkritiker streiten sich, ob alles, was Jeff Koons in seinen Produktionswerkstätten herstellen lässt, ernstzunehmende Kunst ist. "Einführung von Banalität/Alltäglichkeit" hat der Künstler einmal ironisch eine Arbeit betitelt. Koons will immer ein Massenpublikum erreichen, sagt er. Und das gelingt ihm weltweit: In China gehören seine poppigen Skulpturen zu den meistkopierten Kunstwerken.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Arrizabalaga
Copy & Paste
In seiner Anfangszeit am Institute of Art in Baltimore und an der Kunsthochschule in Chicago studierte Koons eifrig die Kunstgeschichte. Zitate aus berühmten Werken, von der Antike bis zur Neuzeit, gehören zu Versatzstücken seines Kunstrepertoires. Er reizt dabei gern die Grenzen des Urheberrechts aus, kopiert Fotos und setzt sie in Skulpturen um. Das hat ihm einige Plagiatsprozesse eingebracht.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Goldsztejn
Der Werbekünstler
Schon als Elfjähriger verkaufte Koons, der am 21. Januar 1955 geboren wurde, sein erstes Bild. Sein Vater war Innenausstatter und Besitzer eines Möbelgeschäfts, wo er als Junge mit Plastikkultur und Kulissen in Berührung kam. Seine späteren Bildmotive seien oft in seiner Kindheit verwurzelt, erzählt er in Interviews. Nach dem Kunststudium arbeitete er im Museum of Modern Art (MoMa) in New York.
Bild: picture-alliance/dpa
Die Marke Koons
Alles, was Koons als Kunst veröffentlicht, ist fabrikmäßig hergestellt - in kühler, unpersönlicher Perfektion. 128 Leute beschäftigt er in seinem Studio, das aseptisch wie ein Operationsaal aussieht. 64 arbeiten in der Malabteilung, 44 fertigen nach seinen Maßgaben Skulpturen an. Vieles bringt der Künstler als "brands", als eigene Marke, auf den Markt: wie diese in Wasser schwebenden Basketbälle.
Bild: picture-alliance/dpa
Pornoqueen als Model
Für seine Werkserie "Made in Heaven" engagierte Koons 1990 die ungarisch-italienische Pornodarstellerin Cicciolina (bürgerlich: Ilona Staller), mit der er eine leidenschaftliche Affäre begann. Die Heirat der beiden sorgte 1991 weltweit für Schlagzeilen. Pornographische Szenen, silikonpralle Brüste und kitschige Fotoarbeiten gehörten von da an zu seinem Standard-Repertoire.
Bild: Liebieghaus Skulpturen Sammlung, 2012/Foto: Maria Bykova
Popikonen als Werbeträger
Jeff Koons hat sein Verkaufstalent früh geschult und als Künstler sehr professionell ausgeprägt. "Es geht vor allem um Kommunikation. Und Kunst ist Kommunikation", lautet sein Credo, mit dem er gnadenlos die Popularität seiner Bildobjekte ausschlachtet – wie hier den Popmusiker Michael Jackson. Für Weltstar Lady Gaga gestaltete Koons 2013 das Cover für ihr Album "Artpop".
Bild: picture-alliance/dpa
Herz und Schmerz
Die Banalität seiner Motive, die wie Versatzstücke aus der Werbung wirken, hat Koons immer wieder Kritik eingebracht. Museumsbesucher bewundern dagegen die Strahlkraft seiner Arbeiten, hier sein "Hanging Heart", das auf dem Berliner Ausstellungsfestival "Der Kult des Künstlers" (2008) gezeigt wurde. Die aktuelle Ausstellung im Guggenheim Museum Bilbao ist noch bis zum 27.9.2015 zu sehen.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Novopashina
10 Bilder1 | 10
Der 67-Jährige zählt zu den teuersten Künstlern weltweit. Das Nettovermögen des US-amerikanischen Pop-Art-Künstlers wird auf 400 Millionen Dollar (359 Millionen Euro) geschätzt. Seine Werke werden in den berühmtesten Museen der Welt ausgestellt, wie etwa dem Museum of Modern Art in New York, dem Pariser Centre Pompidou, der Neuen Nationalgalerie in Berlin oder im Guggenheim Museum in Bilbao. Er beschreitet auch Wege außerhalb der Kunstwelt - so hat er schon einen BMW-Tourenwagen gestaltet, ein Album von Lady Gaga und das Etikett eines Rothschild-Weins.
Nun also die Reise ins Weltall. Der Start der Skulpturengruppe soll im Laufe des Jahres erfolgen, wie seine Galerie, die New Yorker Pace Galerie, schriftlich erklärte. Mit näheren Angaben zur Anzahl hält die Galerie sich noch zurück. Der Plan ist offenbar, dass die Skulpturen in Mini-Satelliten, sogenannten CubeSats, auf die Reise geschickt werden. Das sind kleine Würfel mit einer Kantenlänge von etwa zehn Zentimetern. Demnach werden die Skulpturen eher klein ausfallen.
Die Weltraummission erfolgt vom Kennedy Space Center in Florida aus. Das Raumfahrzeug wird von dem privaten US-Unternehmen Intuitive Machines gestartet, das nach Angaben der Pace Gallery bereits mit der NASA zusammengearbeitet hat.
"Ich habe stets die Idee geliebt, eine globale Kunst zu schaffen", sagt Jeff Koons zu seinem neuen Projekt. Nun werde die Kunst sogar "universell".