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Politik

Jemen: "Eine Hölle auf Erden für Kinder“

11. Dezember 2018

Bei der aktuell größten humanitären Krise der Welt sind vor allem die Kinder die Leidtragenden: Sieben Millionen Minderjährige haben im Jemen nicht genug zu essen.

Hungersnot im Jemen
Bild: Reuters/K. Abdullah

Als Monira dreieinhalb Jahre ist, leidet sie an schwerer Mangelernährung. Weil das Mädchen nicht zu essen bekommt, geht es ihr schnell immer schlechter. Wegen des Bürgerkrieges hat ihr Vater keine Arbeit mehr – und kann seine geschwächte Tochter deshalb nicht ins Krankenhaus bringen. Kinder wie Monira gibt es zu Hunderttausenden im Jemen. "Was die Krise so unfassbar macht, ist das Ausmaß. So viele Kinder stehen dort zwischen Leben und Tod, ihr Leben hängt am seidenen Faden", sagt Ninja Charbonneau, Pressesprecherin des Kinderhilfswerks UNICEF.

Die Zahlen sind erschütternd: alle zehn Minuten stirbt im Jemen ein Kind an vermeidbaren Krankheiten, an Infektionen und Mangelernährung. Doch damit nicht genug: fast 1,5 Millionen Kinder sind im Jemen auf der Flucht, über zwei Millionen gehen nicht zur Schule. Viele Mädchen werden vor ihrem 18.Geburtstag zwangsverheiratet, Jungen als Kindersoldaten rekrutiert. Ninja Charbonneau mag eigentlich keine Superlative, "weil es schwere Krisen auch in anderen Ländern gibt", aber die humanitäre Notlage sei beispiellos.

Friedensgespräche Hoffnungsschimmer

Seit über vier Jahren tobt im Jemen ein Bürgerkrieg, angefacht von Saudi-Arabien und dem Iran, die um ihren Einfluss in der Region kämpfen. Dann kam die Wirtschaftskrise hinzu, und die Inflation, die vor allem die Ärmsten im Land trifft. "Viele Familien können sich wegen der gestiegen Preise keine Nahrungsmittel mehr leisten, kein sauberes Trinkwasser, keine Medikamente. All die Dinge des täglichen Lebens", erklärt Charbonneau. Der Jemen war schon vor Beginn des Bürgerkrieges das ärmste Land der Region, nun zahlen vor allem die Kinder den Preis dafür, dass eine Lösung des Konflikts nicht in Sicht ist.

Bislang sind alle Versuche gescheitert, den Bürgerkrieg im Jemen diplomatisch zu lösen. Der UN-Sondergesandte Martin Griffiths versucht gerade im schwedischen Rimbo in der Nähe von Stockholm, zwischen der jeminitischen Regierung und den Huthi-Rebellen zu vermitteln. Der Brite lobt "den positiven Geist" der Friedensgespräche, rief beide Seiten aber auch zur Zurückhaltung bei den Kämpfen auf. "Ein Hoffnungsschimmer und ein positives Signal", so Ninja Charbonneau, eine schnelle Lösung des Konfliktes sei aber nicht zu erwarten.

2019 brauchen Vereinte Nationen 540 Millionen US-Dollar

Deshalb sind vor allem Hilfsorganisationen wie UNICEF gefordert. "Allein in diesem Jahr haben wir 230.000 Kinder mit Mangelernährung behandelt", fasst Charbonneau zusammen. So wie Monira. Das Mädchen wird in einer "mobilen Klinik" behandelt, Ärzte fahren mit einem umgebauten Auto von Ort zu Ort. Sie diagnostizieren eine lebensbedrohliche Lungenentzündung bei dem Mädchen, behandeln sie und päppeln sie mit kalorienreicher Spezialnahrung wieder auf. Monira geht es heute wieder gut, doch nur mit ausreichend Spendengeldern können Kinder wie sie gerettet werden.

"Hilfsorganisationen verhindern, dass es zu einer noch größeren Katastrophe kommt" - Ninja Charbonneau von UNICEFBild: Unicef

540 Millionen US-Dollar benötigt UNICEF im nächsten Jahr. Charbonneau appelliert deswegen an die internationale Gemeinschaft und private Spender: "Wir brauchen Nahrungsmittel, müssen die Gesundheitszentren ausbauen, Helfer schulen und vor allem die Krankheiten bekämpfen: Cholera, Röteln. Masern. Kinder brauchen eine Chance auf eine Kindheit und eine Zukunft."

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