1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Terrorismus

Jerusalem: Drastische Maßnahmen nach Anschlag

9. Januar 2017

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu vermutet den IS hinter dem tödlichen Anschlag in Jerusalem mit einem Lkw und fordert verschärfte Konsequenzen. Dabei ist der Terror in Israel seit Jahrzehnten allgegenwärtig.

Israel Vier israelische Soldaten bei Lkw-Anschlag in Jerusalem getötet
Bild: picture alliance/dpa/Photoshot/G. Yu

Israel sei mit einer neuen Art des Angriffs konfrontiert, der Attacke eines einzelnen Attentäters, der inspiriert werde und sich von einer Sekunde zur anderen entschließe zuzuschlagen, mutmaßte Benjamin Netanjahu laut Deutscher Presse-Agentur über das jüngste Attentat in Jerusalem. Am Sonntag war ein 28-jähriger Palästinenser mit einem Lastwagen in eine Gruppe von Soldaten gerast: Drei Frauen und ein Mann wurden getötet, 17 weitere Soldaten zum Teil schwer verletzt. Der Attentäter wurde erschossen. 

Der Ministerpräsident vermutet den IS hinter dem Anschlag. Er wolle deshalb in Zukunft entschlossener gegen Palästinenser vorgehen, die in Verbindung mit dem Terrornetzwerk stehen - oder sich auch nur mit diesem identifizieren. Verdächtige sollen nach einem Beschluss des Sicherheitskabinetts verstärkt in Administrativhaft genommen werden: Häftlinge können so für jeweils verlängerbare Zeiträume von sechs Monaten ohne offizielle Anklage festgehalten werden. Neu ist diese Praxis allerdings nicht:178 Palästinenser sitzen laut UN derzeit ohne Anklage in israelischen Gefängnissen.

Gewalt ohne Ende: Die Palästinenser kämpfen seit Jahrzehnten mit allen Mitteln um ein Ende der israelischen BesatzungBild: picture-alliance/dpa

Vergeltung nach Anschlag

Zudem soll das Haus des Attentäters im Viertel Dschabel Mukaber in Ost-Jerusalem so schnell wie möglich zerstört werden. Gezielte Hauszerstörungen waren besonders während der beiden Intifadas- den gewalttätigen Höhepunkten des Israel-Palästina-Konflikts - eine häufig angewandte Maßnahme der israelischen Regierung. Sie sollten der Abschreckung dienen - die Konsequenz war allerdings nicht weniger, sondern mehr Gewalt. Ab 2005 gab es deshalb vorerst keine Hauszerstörungen mehr, bis sie 2014 wieder Teil des israelischen Anti-Terror-Kampfes wurden. Außerdem wird der Leichnam des Attentäters nach einem weiteren Beschluss des Sicherheitskabinetts nicht an dessen Familie übergeben. Auch einem Antrag auf Familienzusammenführung mit Angehörigen im Gazastreifen solle nicht stattgegeben werden.

Die Polizei hatte nach dem Anschlag im Heimatviertel des Attentäters neun weitere Palästinenser festgenommen, darunter fünf Angehörige. Die radikalislamische Hamas drohte Israel indes mit neuen Anschlägen. Palästinenser würden weiter Angriffe gegen Israel begehen, bis das Ziel der Befreiung erreicht sei. Eine Drohung, die älter ist als der IS.

jv/sti (dpa,afp, kna)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen