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Doppel-Gold bei der Olympia-Premiere

28. Juli 2021

Gleich bei ihrer ersten Teilnahme an Olympischen Spielen gewinnt Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera zweimal Gold. Nach der Einzel-Kür fließen viele Glückstränen.

TOKYO I Olympische Spiele I Dressurreiten I Gold für Jessica Bredow-Werndl
Jessica von Bredow-Werndl legte auf Dalera einen tollen Ritt hin und durfte anschließend herzhaft zubeißenBild: Stefan Lafrentz/imago images

Als Isabell Werth, die große Favoritin auf den Olympiasieg in Tokio, mit ihrer fehlerfreien Kür auf Bella Rose fertig war und auf der Anzeigetafel nur die "2" aufleuchtete, flossen bei Jessica von Bredow-Werndl die Tränen. Die 35-Jährige war immer noch vorne und wusste, dass sie gemeinsam mit ihrer Stute Dalera etwas ganz Großes erreicht hatte. Als ihr Sieg schließlich feststand, sprang sie ihrem Ehemann in die Arme und die Tränenflut steigerte sich sogar noch einmal. Mit 91,732 Prozentpunkten hatte sie sich vor Werth (89,657) und der Britin Charlotte Dujardin mit Gio (88,543) durchgesetzt.

"Ich habe sehr viele Tränen verdrücken müssen. Es ist nicht in Worte zu fassen, was da emotional in einem abgeht", sagte sie nach der Siegerehrung im ZDF-Interview. "Isabells Ritt war perfekt und hat mich auch ergriffen. Als ich gesehen habe, dass ich noch vorne liege, ist die ganze Anspannung abgefallen."

Schon nach dem Sieg mit der Mannschaft am Dienstag hatte die 35-jährige von Bredow-Werndl davon gesprochen, dass ein "Kindheitstraum" in Erfüllung gegangen sei. Mit Doppel-Gold setzt die mit Abstand jüngste Reiterin in der deutschen Equipe ihrer ersten Olympia-Teilnahme die Krone auf. Bereits in der Team-Entscheidung hatte von Bredow-Werndl das beste Einzelergebnis der drei deutschen Reiterinnen erzielt. Eine klare Favoritinnenrolle fiel ihr aufgrund der größeren Erfahrung der beiden 52-jährigen Werth und Dorothee Schneider aber nicht zu.

Besondere Verbindung zu Isabell Werth

"Bella war fantastisch, ich weiß nicht, was ich hätte besser machen können", sagte die Zweitplatzierte Werth am ZDF-Mikrofon und stellte damit heraus, wie gut ihre Konkurrentin gewesen war. "Am Ende habe ich wirklich kurz gedacht, ich hab's, aber dann hat es eben doch nicht gereicht." Werth und von Bredow-Werndl haben eine besondere Verbindung, denn die "Altmeisterin" war einst eine Art Mentorin und zeitweise auch Trainerin der Jüngeren. 

"Das ist lange her. Die Blumen stecke ich mir nicht an", wehrte Werth nun ab und spielte ihrer Rolle bei der Entwicklung der neuen Olympiasiegerin herunter. "Vor vielen Jahren haben wir mal ein paar Tipps ausgetauscht." Das wollte von Bredow-Werndl so aber nicht stehen lassen: "Isabell hat mich aufgefangen, in einer sehr schweren Zeit für mich, als ich keinen Trainer mehr hatte und extreme Selbstzweifel", sagte sie. "Ich bin ihr von Herzen dankbar, auch wenn sie es nicht hören will." Und dabei glitzerten schon wieder Tränen in ihren Augen.

Harmonisches Paar: Jessica von Bredow-Werndl und ihre Trakhenerstute DaleraBild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance

Der größte Erfolg von Bredow-Werndls war bisher die Team-Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft 2018. Die heute 35-Jährige hatte mit vier Jahren das Reiten angefangen. Bei einer Reitstunde ihres älteren Bruders Benjamin quengelte die kleine Jessica so lange, bis sie auch aufs Pferd durfte. Bald war klar, dass sie ein großes Talent fürs Dressurreiten besaß. Im Junioren-Alter und als junge Reiterin gewann sie bereits internationale Titel: 2002 wurde sie Doppel-Europameisterin, zwei Jahre später gewann sie bei der EM der Jungen Reiter Einzel-Gold und Team-Silber. Mit ihrem Bruder verbindet sie nach wie vor die große Liebe zu den Pferden. Gemeinsam betreiben die beiden südlich von München einen Ausbildungs- und Dressurstall.

Dalera - Charakter aus Gold

Dort brachte sie vor sechs Jahren auch ihre Trakehnerstute Dalera unter und wurde mit ihr zu einem der besten Paare im internationalen Dressurreiten. Nach der Geburt ihres Sohnes wurden Jessica von Bredow-Werndl und Dalera seit 2017 immer besser und feierten Erfolge: Grand Prix Siege, der Sieg im Nationenpreis beim CHIO in Aachen und das WM-Gold mit der Mannschaft in Tryon. 

"Das habe ich zuvor noch nie so gefühlt", sagte von Bredow-Werndl nach dem Olympiasieg über die enge Verbindung zu ihrer Stute. "Dieses Pferd gibt alles und lässt ihr Herz für mich auf dem Platz. Sie hat einen Charakter aus Gold."