1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Morales ist neuer Präsident von Guatemala

15. Januar 2016

Als Komiker spielte er einen Hinterwäldler, der fast Präsident seines Landes wird. Im richtigen Leben machtê er es besser: Vor internationalen Gästen wurde Jimmy Morales als Präsident von Guatemala vereidigt.

Guatemala - Jimmy Morales Vereidigung als Präsident
Bild: Reuters/J. Cabezas

Zur feierlichen Zeremonie war US-Vizepräsident Joe Biden ins Nationaltheater von Guatemala-Stadt gekommen, ebenso Spaniens Ex-König Juan Carlos. Und dazu die Präsidenten von Mexiko, Enrique Pena Nieto, und Ecuador, Rafael Correa, sowie mehrere zentralamerikanische Regierungschefs.

Der neue Präsident des krisengeschüttelten Landes wird sich über so viel Unterstützung gefreut haben, denn Jimmy Morales tritt ein schweres Amt an: Vor allem muss er das Vertrauen seiner 15,5 Millionen Landsleute in die Politik und die staatlichen Institutionen wiederherstellen.

Guatemalas Ex-Präsident Otto Pérez vor GerichtBild: Reuters/J. Cabezas

Jede Menge Altlasten

Das ist nämlich unter seinem Vorgänger Otto Pérez auf einen Tiefststand gesunken. Pérez stürzte über einen Schmiergeldskandal und sitzt derzeit im Gefängnis. Außerdem leidet Guatemala unter einem hohen Haushaltsdefizit, die Hälfte der Bevölkerung gilt als arm. Hinzu kommt, dass Drogenkartelle und Jugendbanden den zwischen Mexiko, Honduras, El Salvador und Belize eingezwängten Staat mit mehr als 6000 Morden pro Jahr zu einem der gefährlichsten Länder der Erde gemacht haben.

Deshalb war es nach Ansicht von Beobachtern gar nicht so sehr Morales' politisches Profil, das ihm den Erdrutschsieg bei den Wahlen im Oktober vergangenen Jahres bescherte, sondern vielmehr der Wunsch der Wählerinnen und Wähler nach einem neuen, unverbrauchten Gesicht.

Mini-Minderheitsregierung

In der Tat beschränkt sich die politische Karriere von Jimmy Morales bislang auf den gescheiterten Versuch, im Jahr 2011 ein Bürgermeisteramt zu erlangen. Im Parlament von Guatemala hat seine konservativ-nationalistische FCN-Partei nur 11 von 158 Sitzen inne. Und nach Ansicht von Experten hat Morales bislang nur wenig Konkretes darüber gesagt, wie er das Land aus Korruption, Kriminalität und Armut herausführen will.

Morales ist nach einer Reihe von Militärregimes der achte demokratisch gewählte Präsident in Guatemala seit 1986. In seiner Antrittsrede erinnerte er an die breite Protestbewegung gegen die bisherigen politischen Führer im vergangenen Jahr. "Unsere Demokratie ist nicht perfekt, es gibt noch viel zu tun", sagte der 46-Jährige nach seiner Vereidigung.

Verbindungen in den Bürgerkrieg?

Mit Spannung erwarten Beobachter die Präsentation der Regierungsmannschaft. Zwar hat Morales immer wieder bestritten, dass Mitglieder seiner Partei in den Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 verstrickt waren. Doch zum einen wurde die FCN von ehemaligen Militäroffizieren gegründet, von denen einigen vorgeworfen wurde, Gräueltaten begangen zu haben. Zum anderen kämpft einer der neu gewählten FCN-Parlamentarier, der frühere Offizier Edgar Ovalle, gegen die Versuche der Staatsanwälte, seine Immunität im Zuge einer Anklage wegen Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkrieges aufzuheben.

Morales selbst scheint durch seine Vergangenheit als TV-Komiker und Schauspieler vor derartigen Vorwürfen gefeit zu sein. Deshalb halten Beobachter ihn für glaubwürdig, wenn er eine transparente Regierungspolitik und "drastische Schritte" im Kampf gegen Korruption ankündigt. Darüber hinaus kann Morales neben seinem Universitätsabschluss in Betriebswirtschaft auch Masterabschlüsse in Medien und Kommunikation sowie in Strategischen Studien mit Schwerpunkt auf Sicherheit und Verteidigung vorweisen. Er ist seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet und hat drei Kinder.

mak/bor (afp, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen