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Löw: "Ich gehe ein gewisses Risiko ein"

Sarah Wiertz
19. März 2019

Joachim Löw hat sich selbst in die Bredouille gebracht: Vor dem ersten Länderspiel des Jahres gegen Serbien und in der EM-Qualifikation muss er mit umformiertem Team punkten und zudem die Herzen der Fans zurückgewinnen.

Bundestrainer Joachim Jogi Löw
Bild: picture-alliance/GES/M. Gilliar

Sein Lächeln wirkt gequält. Ob das der schwierigen Situation geschuldet ist, in der sich Bundestrainer Joachim Löw derzeit befindet, oder mit einer spontanen Zahnwurzelbehandlung am Sonntag zu tun hat, ist nicht auszumachen. Vermutlich ist es beides. Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich im Umbruch, gleichzeitig hat sie am Wochenende ein wichtiges Pflichtspiel vor sich. Nach dem Testländerspiel am Mittwoch gegen Serbien (20:45 Uhr MEZ im DW-Audiostream) trifft die DFB-Elf bereits am Sonntag im ersten EM-Qualifikationsspiel in Amsterdam auf die Niederlande (20:45 Uhr im DW-Audiostream). Eine Niederlage wäre für den angeschlagenen Löw ein weiterer, herber Rückschlag.

"Sie können mir glauben, dass ich verstehe, mit Druck umzugehen", sagte Löw bei der Pressekonferenz in Wolfsburg. "Das kenne ich schon seit 14 Jahren." Er wisse, dass er als Nationaltrainer von Ergebnissen abhängig sei. "Die Ansprüche an mich selbst und die Mannschaft sind immer schon eminent hoch gewesen. Wir müssen jetzt liefern."

Autogrammkarten der DFB-Spieler: Nicht mehr so heiß begehrt wie früherBild: picture alliance / GES/Markus Gilliar

Nach dem historischen WM-Aus im vergangenen Sommer in Russland ist Löw nicht mehr unantastbar, wie es der 59-Jährige in den Jahren zuvor war. Die verzögerte Entscheidung, die drei Ex-Weltmeister Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels nicht mehr zu berücksichtigen, und das kurz vor dem Start in das neue Länderspieljahr, hat ihn zusätzlich angreifbar gemacht.

"Ich gehe ein gewisses Risiko ein. Aber ich bin bereit, dieses Risiko zu tragen, weil ich überzeugt bin, dass die neuen Spieler Potential haben." Sein Vertrauen in diese Spieler sei sehr groß. Nachdem die Nationalspieler erst am Montag zusammengekommen sind und Löw selbst durch eine Kontrolle beim Zahnarzt erst verspätet dazu stieß, kann von einer guten Vorbereitung auf das Testländerspiel gegen Serbien keine Rede sein. "Natürlich hätte ich gerne mit einer neuen Mannschaft mehr Trainingseinheiten." So behelfe er sich mit Einzelgesprächen mit den Spielern und Videoanalysen.

Am Spielsystem wird sich nicht viel ändern. "Dass der Ballbesitzfußball tot ist, wäre völlig falsch gedacht. Was uns gefehlt hat: Bei Ballbesitz auch auf Tempo zu gehen, Spielverlagerung und mehr Zug zum Tor." Diese drei Komponenten will Löw bereits in der Partie gegen Serbien sehen, das, wie der Bundestrainer meint, einen ähnlichen Spielstil habe wie die Niederlande.

Wer darf debütieren?

Und wer steht nun morgen auf dem Platz, auch einer von den Neuen? Dazu wolle sich Löw erst am Abend Gedanken machen, wenn er die Spieler im Training gesehen habe. Da viele Profis erst am Sonntag gespielt hätten, müsse man auch sehen, wie frisch der ein oder andere sei. Auch für die Torwart-Position gäbe es keine klare Aufteilung, aber "Marc [Marc-André ter Stegen, Anm. d. Red.] wird auch seine Einsätze bekommen." Einzig bei einer Personalie legte sich Löw fest: "Joshua [Kimmich, Anm. d. Red.] wird weiterhin auf der zentralen Position im Mittelfeld spielen."

Auch wenn es am Mittwochabend gegen Serbien mit dessen Top-Stürmer Luka Jovic nicht um Punkte geht, ist das Spiel doch sehr wichtig: Es geht darum, die Herzen der Fans zurückzugewinnen. Das weiß auch der Deutsche Fußball-Bund, der nach der blamablen WM beschlossen hat, vorerst in kleineren Stadien zu spielen, damit diese wegen mangelnden Interesses nicht halb leer bleiben. Das ist in Wolfsburg mit gerade mal 26.000 Plätzen nicht schwer. Bisher sind aber längst nicht alle Karten verkauft.

Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online
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