Gold oder Umwelt
20. Januar 2014Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: 5000 neue Jobs in einer Region mit hoher Arbeitslosigkeit im wirtschaftlich gebeutelten Griechenland. So viele direkte und indirekte Arbeitsplätze will das kanadische Minenunternehmen Eldorado Gold auf der Chalkidiki Halbinsel im Nordosten des Landes schaffen.
Diese Jobs sähen allerdings nur auf dem Papier gut aus, meint Jannis Verginis von der Bürgerbewegung "Coordinating Committee of Associations of Stageira-Akanthos Against Gold Mining." Diese Bewegung ist fest entschlossen, den Goldabbau in der Region zu verhindern.
"Es ist eine Frage der Nachhaltigkeit", erklärt Verginis im Gespräch mit der DW. Vielleicht könne man 1300 Menschen über zehn oder zwölf Jahre beschäftigen, aber in dieser Zeit würden auch große Umweltschäden angerichtet. Jobs in anderen Bereichen seien ebenfalls betroffen, fügt Verginis hinzu, zum Beispiel im Tourismussektor. "Wenn die Besucherzahlen um 25 Prozent zurückgehen, verlieren 12.000 Menschen ihren Job."
Ist die erste Mine nur der Anfang?
Momentan beschäftigten das Unternehmen und seine Lieferanten etwa 1600 Menschen in der Region, erklärt Eduardo Moura, Vizepräsident von Eldorado Gold und Griechenland-Geschäftsführer. Die griechische Firmentochter Hellas Gold führt zurzeit Vorarbeiten in der Region durch. Auf der Website des Unternehmens heißt es, die Skouries-Mine werde spätestens 2016 den Betrieb aufnehmen. Geplant sei eine Laufzeit von 27 Jahren.
Die Region im Nordosten Griechenlands lebt hauptsächlich von Tourismus, Fischfang, Ackerbau und der Imkerei. Die einzige aktive Mine ist die nahegelegene Silbermine Stratoni. Das wird sich ändern, wenn Eldorado Gold beginnt, in den geplanten Minen Skouries und Olympias Gold abzubauen. Die Gegner dieses Vorhabens fürchten, das sei nur der Anfang, und weitere Minen würden folgen. Auf der Firmenwebsite von Eldorado Gold wird die Erkundung von drei weiteren Gebieten auf der Halbinsel angekündigt. Probebohrungen fanden bereits 2013 statt.
Umweltsorgen überwiegen
Die Aktivisten sorgen sich um die Lebensgrundlage der Bewohner. Laut Firmenangaben müssen 180 Hektar Wald gerodet werden. Das Unternehmen verspricht Neuanpflanzungen. "Hellas Gold wird Gegenden, die nicht mehr für den Abbau benötigt werden, aufforsten. Nach Beendigung des Projekts Skouries wird das Bergwerk aufgefüllt und die Landschaft wiederhergestellt", erklärt Moura schriftlich auf Anfrage der DW.
Verginis hält andere Zahlen bereit: "Für die Skouries-Mine müssen 300 Hektar Wald abgeholzt werden", meint er - unberührter Wald. Auch Maria Kadoglou von der Bürgerinitiative "Hellenic Mining Watch" sieht die Zahlen von Eldorado Gold skeptisch. Sie geht davon aus, dass das Unternehmen mehr Wald roden müsse, da es vergessen habe, Platz für Zufahrtsstraßen und Abraumhalden mit einzubeziehen. "Die Einheimischen fürchten zu Recht, dass ihre Lebensgrundlage von diesem riesigen Minenkomplex beeinträchtigt wird", sagt die Bürgerrechtlerin.
Ein weiterer Punkt, der den Aktivisten Sorgen macht, ist der Einsatz von giftigem Zyanid. Sie fürchten, die Chemikalie, mit der das Edelmetall vom Erz getrennt wird, könnte die Böden und Grundwasserschichten verpesten. "Unsere Trinkwasservorräte werden verseucht", meint Verginis, der den jährlichen Bedarf an Zyanid auf 100 Tonnen schätzt. Flüsse und Quellen in der Region würden damit größtenteils zu Giftmüllbehältern.
Zwar plane das Unternehmen nicht, Zyanid in Skouries anzuwenden. "Aber in der Nachbarmine Olympias machen sie es bestimmt", vermutet Verginis. "Das erwähnen sie nur nicht, sondern betonen stattdessen, dass sie in Skouries kein Zyanid anwenden."
In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt Eldorado Gold gegenüber der DW, dass es weder für das Skouries-Projekt noch für Olympias eine Genehmigung für den Einsatz von Zyanid gebe.
Stattdessen, so Verginis, werde die Firma wohl eine andere Technik anwenden: das Schwebeschmelzen. Diese Technik, warnt der Bürgerrechtler, sei bislang nicht in diesem Umfang und in Böden mit diesem Konzentrat an Mineralien benutzt worden. Sämtliche Studien dazu stellten fest, dass "Schwebeschmelzen nicht für das Erz im Olympias Projekt geeignet" sei, fügt Maria Kadoglou von der Bürgerinitiative hinzu.
Zweiter Anlauf
Es sind nicht die ersten Versuche, in dieser Gegend Gold abzubauen. 2002 annullierte der griechische Staatsrat, das oberste Verwaltungsgericht des Landes, aus formalen und Umweltgründen eine Abbaugenehmigung der kanadischen Firma TVX Gold. Damals habe das Gericht entschieden, der geplante Goldabbau sei eine Katastrophe für die Region, erinnert sich Verginis.
Auch im aktuellen Fall haben sich Anwohner und Lokalpolitiker mit der Bitte an den Staatsrat gewandt, die erteilte Genehmigung zu widerrufen. Bisher habe das Gericht lediglich bestätigt, dass die Abbaugenehmigung legal war; auf die Bitte der Anwohner habe es noch keine Antwort gegeben, erklärt Verginis.
Anwohner wollen Verbot
Gegen Bergbau im Allgemeinen hat die Mehrheit der etwa 20.000 Bewohner in der Region keine Einwände. Dennoch gab es 2012 - teilweise gewalttätige - Proteste gegen die Ausweitung des Gold-Projekts sowie gegen die Pläne zum Tagebau.
Im Mai stehen Kommunalwahlen an. Viele Bewohner hoffen auf einen neuen Bürgermeister - einen, der sich an die Regierung in Athen wendet, um den Goldabbau zu stoppen. Bis dahin, das haben sich die Menschen in der Region geschworen, wird weiter demonstriert.