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Jochum: Kunstauktion mit Schweinehälften

Stefan Dege19. November 2014

Galerist Hans-Peter Jochum ist Überzeugungstäter. Er lebt nicht nur mit Kunst, sondern auch von der Kunst. Im DW-Interview auf der Cologne Fine Art berichtet er, warum Kunstauktionen für ihn nicht in Frage kommen.

Deutschland Kunstmarkt Cologne Fine Art & Antique in Köln. (Foto: Stefean Dege)
Der Berliner Galerist Hans-Peter Jochum an seinem Stand auf der Kölner Kunstmesse Cologne Fine ArtBild: DW/S. Dege

DW: Herr Jochum, Sie verkaufen Kunst. Womit überzeugen Sie Ihre Kunden?

Hans-Peter Jochum: Mit Qualität

Qualität?

Die Qualität ist, dass in jedem Stück eine Idee steckt. Diese Idee muss gut transformiert werden. Das erkennt jeder, der ein geschultes Auge hat. Aber es ist auch interessant für Leute, die noch nicht so viel wissen.

Für Qualiät sind Leute bereit, Geld auszugeben?

Natürlich sind Menschen bereit, Geld für besondere Dinge auszugeben.

Ist dieses Geld dann angelegt? Also verwahrt in einer Sache, wie Sie sagen: transformiert? Oder ist Kunstgenuss ein Akt des Konsums?

Nein, ich würde sagen, mit dem Kauf eines besonderen Gegenstandes nimmt man sich etwas ganz Besonderes mit nach Hause. Man wird täglich, wenn es funktioniert, inspiriert und freut sich an der Sache. Was man, wenn man Geld bei der Bank anlegt, weniger hat. Es sei denn, man guckt sich jeden Tag die Papiere durch. Und freut sich daran (lacht).

So ästhetisch sind Kontoauszüge nicht. Bringen Möbel und Lampen mehr Freude?

Ja, Licht braucht jeder.

Wenn ein Warhol in den USA für Hundert Millionen den Besitzer wechselt, finden Sie das anstößig?

Naja, das ist ein Auktionsergebnis. Da geht es um einen Hype und einen Wettbewerb. Der Stärkste gewinnt und bekommt das Stück. Der Wert ist ein sehr ideeller Wert. Entweder man muss es haben oder man lässt es. Wenn zehn Telefone busy sind, weiß man: Okay hier ist Hongkong dran, dort ist Tokyo dran. Diese Unruhe treibt den Preis in die Höhe.

In Ihrer Galerie sehe ich nur ein Telefon, das Smartphone in Ihrer Jackentasche. Warum geben Sie Ihre Sachen nicht in eine Auktion?

Ganz einfach. Mich interessiert der Kontakt zu Leuten, die es besitzen wollen. In der Auktion geht es nur um den Handel mit Waren. Das könnte auch was ganz anderes sein – zum Beispiel Schweinehälften....

...und es heißt ja nicht jeder Damien Hirst!

(lacht)...mir geht es schon stark um die Präsentation, in die ich mich ja dann auch stelle.

Das heißt, Sie sind ein Überzeugungstäter?

Kann man wohl sagen, schon sehr lange! Wir Galeristen werden teilweise von Auktionshäusern umworben. Mein Segment reicht von Gut bis Mittel. Wenn ich meine guten Sachen weggebe, bleibt nur noch Mittel. Dann kann ich auf keine Messe mehr gehen. Dann geht es nur noch um Ware gegen Geld. Das ist mir zu wenig für den ganzen Einsatz.

Das wäre kein Leben?

Nein (lacht) das ist sehr einseitig.

Seit 1981 machen Sie das. Sie leben in Berlin und haben sich der Kunst verschrieben. Was macht Kunst mit einem?

Man wächst mit der Zeit in die Kunst hinein. Man hat sehr viel Austausch mit Leuten, die sich für Kunst interessieren. Man hat Galeristen als Kunden, man hat Künstler als Kunden. Man geht zu Vernissagen, und das eigene Auge wird in der Kunst geschult. Das macht das Leben sehr rund, intensiv.

Sie sagen: Kunst kann Leben verändern?

Ich würde sagen: ja. Kunst ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.

Galerist Hans-Peter Jochum, Jahrgang 1952, betreibt als Mitinhaber die Berliner Kunsthandlung "Jochum Rodgers", die spezialisiert ist auf Design des 20. Jahrhunderts.

Das Interview führte Stefan Dege.

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