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Politik

Joe Biden setzt ein Signal beim Klimagipfel

22. April 2021

Mit einem ehrgeizigen Klimaschutzziel für 2030 melden sich die USA im Kampf gegen die Erderwärmung auf der globalen Bühne zurück. Bei einem Online-Gipfel fordert Präsident Biden auch von anderen Staaten mehr Engagement.

USA Joe Biden - virtueller Klimagipfel
Bild: Tom Brenner/REUTERS

Die Vereinigten Staaten wollen bis zum Jahr 2030 ihren Treibhausgas-Ausstoß im Vergleich zu 2005 halbieren. Das kündigte Präsident Joe Biden zur Eröffnung des virtuellen Klimagipfels an, zu dem die Vereinigten Staaten 40 Staats- und Regierungschefs eingeladen haben. Bis Mitte des Jahrhunderts solle zudem die US-Wirtschaft klimaneutral werden, also nicht mehr CO2 ausstoßen, als durch natürliche und technische Mittel wieder eingefangen werden können, wie Biden hinzufügte.

Im Kampf gegen die Erderwärmung müsse entschlossen gehandelt werden, betonte der Präsident. "Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher", sagte er im Weißen Haus. Zugleich warb Biden bei den anderen Gipfelteilnehmern dafür, in Klimaschutzmaßnahmen auch wirtschaftliche Chancen zu sehen: So böten die Energiewende, der Ausbau der Elektromobilität und Infrastrukturmaßnahmen die Gelegenheit, Millionen gut bezahlte Jobs zu schaffen.

"Am Rande des Abgrunds"

Ebenso wie Biden verlangte auch UN-Generalsekretär António Guterres einen gemeinsamen Kraftakt. Nötig sei eine globale Koalition für Treibhausgasneutralität bis Mitte des Jahrhunderts, und beteiligt werden sollte "jedes Land, jede Region, jede Stadt, jedes Unternehmen und jede Branche", erklärte Guterres. Unter anderem brauche es Steuern auf den Ausstoß von CO2. Kohle und Öl dürften nicht mehr subventioniert werden und müssten in den Industrieländern bis 2030 auslaufen. "Wir stehen am Rande des Abgrunds", warnte Guterres.

Aus Berlin zugeschaltet: die deutsche Kanzlerin Angela MerkelBild: Kay Nietfeld/dpa/AP/picture alliance

Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte das neue Klimaziel der USA. Dies sei ein wichtiges Signal an die internationale Staatengemeinschaft. Um die globalen Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen erreichen zu können, sei die Welt auf den Beitrag der Vereinigten Staaten angewiesen. Deutschland habe seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Referenzjahr 1990 um 40 Prozent gesenkt, berichtete Merkel. Diesen Weg werde man weiter beschreiten. Deutschland werde seinen Beitrag leisten, um das nun verbindliche EU-Ziel, die Treibhausgase bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent zu senken, erreichen zu können.

Xi und Putin wollen kooperieren

Chinas Staatschef Xi Jinping sagte bei dem Gipfel zu, mit der Staatengemeinschaft, einschließlich den USA, zusammenzuarbeiten, um die Verpflichtungen nach dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Xi versprach eine Verringerung des Kohleverbrauchs seines Landes von 2025 an und eine strenge Kontrolle der Kohlekraftwerke.

China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde sowie der größte Kohleverbraucher und Kohlendioxidproduzent - damit kommt ihm im Kampf gegen die Erderwärmung eine entscheidende Rolle zu. Während die Regierung in Peking wiederholt die Klimaziele bekräftigt, bemängeln Kritiker allerdings einen weiteren Ausbau der Kohleenergie auf lokaler Ebene und einen Zuwachs der Kohleförderung.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin zeigte Kooperationswillen. Die Diskussion beim Gipfel zeige, "wie tief wir alle die mit dem Klimawandel verbundene Besorgnis teilen", so der Kremlchef. Russland sei bereit, "eine ganze Reihe" gemeinsamer Klimaprojekte anzubieten. Das flächenmäßig größte Land der Erde ist vom Temperaturanstieg besonders betroffen. In Sibirien taut der Permafrostboden, weshalb Wissenschaftler vor der Freisetzung großer Mengen Kohlenstoff warnen.

An dem zweitägigen Gipfel nehmen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teilBild: Evan Vucci/AP/picture alliance

Bei der Weltklimakonferenz im November in Glasgow sollen alle Partner des Klimaabkommens von Paris offiziell ihre eigenen Ziele nachschärfen. Andernfalls würde das Vertragsziel verfehlt, die globale Erwärmung bei unter zwei Grad - und möglichst bei nur 1,5 Grad - zu halten. Vergleichsmaßstab ist die vorindustrielle Zeit. Die Corona-Pandemie hatte die Klimadiplomatie der Vereinten Nationen ins Stocken gebracht. Die Konferenz in Glasgow sollte eigentlich schon Ende vergangenen Jahres stattfinden.

2020 das wärmste Jahr in Europa

Das vergangene Jahr war für Europa das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Das teilte der europäische Klimawandeldienst Copernicus (C3S) in London in seinem aktuellen Report mit. So seien Herbst und Winter auf dem europäischen Kontinent nie wärmer gewesen als 2020. Der Winter lag sogar um 3,4 Grad Celsius über dem Durchschnitt der drei Jahrzehnte von 1980 und 2010. Besonders warm war es im Nordosten Europas. 

Auch global zeigt die Temperaturkurve nach oben: 2020 war laut dem C3S-Bericht weltweit eines der drei wärmsten aller bisher erfassten Jahre. Besorgniserregend schreitet demnach die Erwärmung vor allem in der sibirischen Arktis voran. Dort lagen die Temperaturen teilweise 6 Grad höher als im Referenzzeitraum. Der weltweite 5-Jahres-Durchschnitt hat mit 1,2 Grad über dem vorindustriellen Wert von 1850 bis 1900 einen neuen Höchststand erreicht. Der Klimawandeldienst der EU erstellt monatlich Berichte über die Lufttemperatur, das Meereis und den Wasserkreislauf.

wa/uh/sti (dpa, epd, afp, rtr)

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