Merz’ Mann fürs Globale: Johann Wadephul wird Außenminister
1. Mai 2025
Mit Johann Wadephul werden die Christdemokraten erstmals seit fast 60 Jahren wieder einen deutschen Außenminister stellen. Der 62-jährige Norddeutsche, der sich als Außenpolitiker im Bundestag profiliert hat, gilt als Vertrauter des voraussichtlich künftigen Bundeskanzlers Friedrich Merz.
Damit sind Kanzleramt und Außenministerium erstmals seit Jahrzehnten wieder in der Hand einer Partei. Wadephul tritt die Nachfolge der Grünen Annalena Baerbock an. Die neue Bundesregierung aus den konservativen Schwesterparteien CDU und CDU sowie den Sozialdemokraten soll am 6. Mai vereidigt werden.
Johann Wadephul, der aus Husum an der Nordseeküste stammt, sitzt seit 2009 im Bundestag. Als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion war er zuletzt zuständig für die Bereiche Außen- und Sicherheitspolitik. "Meine Schwerpunkte liegen dabei insbesondere auf den transatlantischen Beziehungen und der NATO, auf dem Verhältnis zu China und Russland, sowie auf dem Balkan und dem Nahen Osten", schreibt Wadephul auf seiner Website.
Er ist international gut vernetzt und mit diplomatischen Gepflogenheiten vertraut. In den vergangenen Wochen ist er schon nach Paris, London und Warschau gereist, um sich mit den dortigen Außenministern zu treffen.
Reservist bei der Bundeswehr
Neben außenpolitischer Expertise bringt Wadephul Erfahrungen in der Sicherheitspolitik mit. Nach seinem Abitur diente er von 1982 bis 1986 als Zeitsoldat bei der Bundeswehr, er ist Oberstleutnant der Reserve. "Mit der Bundeswehr bin ich eng verbunden", betont er. Immer wieder forderte er eine bessere Ausstattung der Streitkräfte und eine Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Mit diesem Profil war er auch für das das Amt des Verteidigungsministers im Gespräch. Das aber soll in den Händen des Sozialdemokraten Boris Pistorius bleiben, des derzeit beliebtesten deutschen Politikers. Seine sicherheitspolitische Expertise könnte Wadephul jedoch dann zugutekommen, wenn es um eine stärkere Verzahnung der deutschen Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik geht. Das ist ein erklärtes Ziel der künftigen Bundesregierung.
Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr studierte Wadephul Rechtswissenschaften an der Universität Kiel, erwarb einen Doktortitel und machte sich als Rechtsanwalt selbständig.
In die CDU trat er 1982 ein und startete seine politische Karriere im Landesverband seiner Partei. Ab dem Jahr 2000 saß er im Landtag von Schleswig-Holstein, bis er 2009 in den Bundestag wechselte. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt er in der Nähe der Landeshauptstadt Kiel. In seiner Freizeit reist er gerne, insbesondere nach Florenz und Rom, er interessiert sich für Geschichte.
Deutschland steht weiter an der Seite der Ukraine
Auf dem internationalen Parkett warten auf den neuen Chefdiplomaten fordernde Aufgaben: Da ist zum einen der brutale Krieg Russlands gegen die Ukraine, die weiterhin auf Deutschlands Hilfe zählen kann.
Das bekräftigte Wadephul im Gespräch mit der Deutschen Welle kurz nach seiner Nominierung: "Ich denke, es muss allen Beteiligten, insbesondere (dem russischen Präsidenten) Wladimir Putin, klar sein, dass wir an der Seite der Ukraine stehen. Wir werden die Ukraine unterstützen und ihr die Möglichkeit bieten, auf Augenhöhe mit Russland zu stehen."
Die Ukraine-Politik werde in Abstimmung mit den europäischen Partnern gestaltet, betont der designierte Außenminister. "Ich denke, es wird viel Kontinuität geben, denn Deutschland war immer ein Land mit dem klaren Willen, Europa zu stärken und die Europäische Union in die Lage zu versetzen, die Probleme zu lösen, die wir in der Welt sehen."
Parallel dazu werde Deutschland sich stärker bemühen, die USA bei der einer möglichen Friedenslösung für die Ukraine einzubinden "und der Trump-Regierung klarzumachen, dass es in ihrem ureigensten Interesse ist, eine starke Ukraine in der europäischen Gemeinschaft zu haben".
Schwieriger Partner USA
Auch das angeschlagene transatlantische Verhältnis wird den künftigen Außenminister beschäftigen. Seit US-Präsident Donald Trump im Amt ist, können sich die europäischen NATO-Mitglieder nicht mehr darauf verlassen, dass die USA für Europas Sicherheit sorgen werden.
"Natürlich muss Europa einen größeren Beitrag zur Verteidigung leisten als bisher. Deutschland wird auch hier eine Führungsrolle übernehmen", sagte Wadephul der DW. "Wir wollen aber auch von Washington hören, dass sie unsere Bemühungen wertschätzen und an unseren gemeinsamen Zielen festhalten."
Deutschlands Rolle in der Welt stärken
Das deckt sich mit dem Anspruch des designierten Kanzlers Friedrich Merz, international mit neuen Initiativen voranzugehen. Merz möchte Deutschland von einer "schlafenden Mittelmacht" wieder zu einer "führenden Mittelmacht" machen. Dazu gehören für ihn auch die enge Abstimmung mit Partnern wie Frankreich und Polen.
Ein loyaler Parteifreund an der Spitze des Auswärtigen Amts dürfte Merz dabei eine große Hilfe sein. Zumal der CDU-Chef schon betont hat: Öffentlich ausgetragene Meinungsverschiedenheiten über den außenpolitischen Kurs seiner Regierung soll es nicht geben. In der Ampel-Regierung waren Streitigkeiten zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) keine Seltenheit.
Der designierte Außenminister machte bereits klar, dass er die "feministische Außenpolitik" von Baerbock nicht fortsetzen werde. Jeder Außenminister müsse seine eigenen Akzente setzen. Welche eigenen Akzente Johann Wadephul unter einem außenpolitisch ambitionierten Bundeskanzler wird setzen können, muss er nach seinem Amtsantritt zeigen.