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John Kerry verschärft den Ton

Daniel Scheschkewitz20. September 2004

Seit dem republikanischen Wahlparteitag (30.8.-2.9.) liegt US-Präsident Bush in den Umfragen vorn. Doch sein Herausforderer John Kerry gibt nicht auf und greift die Wirtschafts- und Irakpolitik der Regierung an.

Kerry will den Rückstand wieder aufholenBild: AP

Weniger als sieben Wochen bleiben John Kerry noch, um den Rückstand auf Präsident George W. Bush wettzumachen, der zurzeit in allen Meinungsumfragen mindestens fünf Punkte vor seinem Herausforderer liegt.

Taktikwechsel

Anders als noch auf dem Wahlparteitag der Demokraten Ende Juli, als man Präsident Bush weitgehend schonte, sucht Kerry nun jedoch beherzt die Offensive. "Ganze Städte im Irak werden inzwischen von Terroristen kontrolliert, die vor dem Krieg gar nicht da waren", kritisierte Kerry bei einer Wahlkampfrede in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin. "Und ihr - die amerikanischen Steuerzahler - müsst für diese Fehleinschätzung 200 Milliarden Dollar hinblättern."

Zum Gegenangriff bereit: Amtsinhaber George BushBild: AP

Doch George Bush will sich nicht in die Defensive drängen lassen. Er wirft in jeder seiner Wahlkampfreden Kerry seine widersprüchlichen Aussagen zum Irakkrieg vor und bläst dann zur Gegenattacke: "In einem allerdings ist Senator Kerrys Position ganz klar", argumentiert der Präsident. "Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre Saddam Hussein noch immer an der Macht und eine Gefahr für unsere Sicherheit und die der Welt."

Kampf um die Schlüsselstaaten

Wisconsin und Michigan sind zwei von ungefähr einem Dutzend Schlüsselstaaten, in denen die Wahl am 2. November entschieden wird, und auf die beide Kandidaten ihre Wahlkampfauftritte konzentrieren. In Wisconsin führt Bush derzeit mit acht Prozentpunkten vor Kerry, obwohl die Demokraten den Staat bei den letzten vier Präsidentschaftswahlen gewinnen konnten.

In Michigan liegen beide Kandidaten in den Umfragen etwa gleichauf. Kerrys Offensive richtet sich auch hier sowohl gegen das Vorgehen der Regierung im Irak als auch gegen die Wirtschaftspolitik des Amtsinhabers. "Vor vier Jahren wurden wir um unseren Staatshaushalt weltweit beneidet. Heute müssen wir in Ländern wie China und Japan die Hand aufhalten und Geld leihen", beklagt der Kandidat der Demokraten. Und warum?! "Weil Präsident Bush Billionen verschwendet hat, ohne dass er einen Cent in der Tasche hatte."

Schlagabtausch

Bush kontert mit dem Hinweis, er habe bei seinem Amtsantritt eine Rezession geerbt. Außerdem habe die US-Wirtschaft die Anschläge des 11. Septembers und einen Börsenskandal zu verkraften gehabt. Außerdem hebt er die Beschäftigungssituation hervor: "Unsere Arbeitslosigkeit liegt im Landesdurchschnitt bei 5,4 Prozent. Das ist niedriger als in den siebziger, achtziger und in den neunziger Jahren."

John Kerry gilt als harter Kämpfer. Im Vorwahlkampf im Frühjahr rollte er das Feld der übrigen Bewerber von hinten auf. In den nächsten Wochen und in den bevorstehenden Fernsehdebatten will er die Samthandschuhe, mit denen er Bush bisher angefasst hat, endgültig ablegen. "Ich kämpfe jetzt mit harten Bandagen", erklärte der Herausforderer kämpferisch in einem Radiointerview. "Und ich bin bereit anzugreifen. Absolut."

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