1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Blatter und Platini vor Gericht

8. Juni 2022

Die früheren Fußball-Topfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini müssen sich in der Schweiz vor einem Strafgericht verantworten. Die Schweizer Staatsanwaltschaft wirft ihnen Betrug vor.

Joseph Blatter (r.) und Michel Platini (l.) sitzen 2015 bei einem FIFA-Kongress nebeneinander auf dem Podium
Ein Gericht soll klären, ob sich Joseph Blatter (l.) und Michel Platini (r.) strafbar gemacht habenBild: GES-Sportfoto/picture-alliance

Gesundheitliche Probleme beim früheren FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter haben den Auftakt im Prozess gegen ihn und den früheren UEFA-Boss Michel Platini beeinträchtigt. Der 86 Jahre alte Blatter, der nach einer Herz-OP mit Komplikationen vor Weihnachten über eine Woche im künstlichen Koma lag, konnte nicht wie geplant zum Prozessauftakt am Mittwoch vernommen werden.

"Es geht mir nicht gut. Ich sehe mich nicht in der Lage, zu antworten", sagte Blatter vor seiner Befragung vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona. Blatters Anwalt Lorenz Erni gab an, dass sein Mandant unter Brustschmerzen und Atemproblemen leide. Die Vernehmung Blatters soll nun wie die Platinis am Donnerstag stattfinden. Damit verzögert sich der Prozess gleich zu Beginn, obwohl die tägliche Verhandlungsdauer mit Rücksicht auf Blatters Gesundheitszustand auf vier Stunden beschränkt worden war.

Welches Interesse hatte Gianni Infantino?

Zuvor war der Prozessauftakt gegen die einstigen Fußball-Spitzenfunktionäre vom rhetorischen Schlagabtausch der verschiedenen Lager geprägt. Dabei stand die Strategie der Platini-Anwälte im Mittelpunkt. Sie zeichneten wie schon vor dem Verfahrensbeginn das Bild eines Komplotts gegen den 66-Jährigen. Laut Platini-Anwalt Dominic Nellen gebe es "einen direkten Zusammenhang" zwischen dem Betrugsverdacht gegen seinen Mandanten und den geheimen Treffen zwischen dem aktuellen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino und dem früheren Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber. Deshalb gehe es um die Frage, wer ein Interesse an diesem Verfahren gehabt habe.

Gianni Infantino (r.) war unter Michel Platini (l.) UEFA-Generalsekretär und wird statt ihm FIFA-PräsidentBild: Fabian Simons/augenklick/firo Sportphoto/picture alliance

Staatsanwalt Thomas Hildbrand und FIFA-Anwältin Catherine Hohl-Chirazi wiesen diese Mutmaßungen zurück. Hohl-Chirazi warf der Platini-Seite vor, eine "Verschwörungstheorie" aufzustellen. Der Weltverband tritt als Nebenkläger auf - und darf das auch weiterhin, da ein Antrag der Platini-Seite auf den Ausschluss des Weltverbands vom Gericht abgewiesen wurde.

Blatter und Platini müssen sich in der Schweiz wegen Betrugs verantworten. Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte die beiden früheren Fußball-Topfunktionäre angeklagt und wirft ihnen vor, unrechtmäßig eine Zahlung des Fußball-Weltverbands von zwei Millionen Schweizer Franken (1,86 Millionen Euro) an den Franzosen Platini erwirkt zu haben. Die Ermittlungen hätten "den Verdacht erhärtet, dass diese Zahlung an Platini ohne Rechtsgrundlage erfolgte", teilte die Bundesanwaltschaft mit. "Durch diese Zahlung wurde die FIFA am Vermögen geschädigt und Platini unrechtmäßig bereichert."

Doppelt bezahlt?

Es geht um eine Überweisung aus dem Jahr 2011. Blatter erklärte zu der Betrugsklage, Platini habe das Geld für Beratertätigkeiten für die FIFA zwischen 1998 und 2002 erhalten. Dabei seien Sozialabgaben berechnet worden, Platini habe für den Betrag auch Steuern in der Schweiz bezahlt. "Ich blicke der Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht mit Optimismus entgegen", sagte Blatter.

Die Bundesanwaltschaft stellte dagegen bei ihren Ermittlungen fest, dass Platini während seiner Tätigkeit als Blatters Berater von der FIFA eine jährliche Entschädigung von 300.000 Schweizer Franken erhalten habe. Acht Jahre später habe der Franzose die zwei Millionen Franken eingefordert und unter Mitwirkung Blatters von der FIFA auch bekommen.

Die FIFA-Ethikkommission hatte Blatter und Platini wegen des Vorgangs im Dezember 2015 für acht Jahre gesperrt, später war die Strafe auf sechs Jahre reduziert worden - Platinis Sperre sogar auf vier Jahre. Beide hatten die Vorwürfe gegen sie stets bestritten.

asz/sn (dpa, sid)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen