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"Joshua hat klasse gespielt"

Thomas Klein (aus Paris)22. Juni 2016

Die DFB-Elf zeigt sich gegen Nordirland stark verbessert. Die zuletzt kritisierte Offensive harmoniert immer besser, auch weil Joshua Kimmich stark aufspielt. Ob er aber auch defensiv eine Verstärkung ist, bleibt offen.

Spielszene Joshua Kimmich bei der Partie Deutschland vs. Nordirland (Foto: Reuters/D. Staples)
Technisch versiert und eine Bereicherung für die rechte Seite: Joshua KimmichBild: Reuters/D. Staples

Im Fußball ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden, dass sich Lob und Kritik innerhalb weniger Tage, manchmal sogar Stunden, abwechseln. Thomas Müller brachte es vergangenen Sonntag auf den Punkt: "Es ist einfach im Fußballgeschäft so, dass nicht immer die ganzheitliche Leistung, die man für die Mannschaft einbringt, bewertet wird", sagte der Weltmeister. "Im Endeffekt geht es darum, wie erfolgreich das umgesetzt wird, was vorher als Maßstab gesetzt wurde." Nach dem 1:0-Sieg gegen Nordirland überschlugen sich bei Joshua Kimmich die positiven Meldungen. Nicht nur, weil die Erwartungen an den jungen Spieler nicht allzu hoch gewesen sein dürften, sondern vor allem weil der 21-Jährige eine starke Leistung gezeigt hatte. Und in der Tat - es gab wenig Anlass zur Kritik.

Kimmich setzte bei seinem erst zweiten Länderspiel immer wieder Akzente in der Offensive und versuchte seine Mitspieler mit intelligenten Pässen in Szene zu setzen. "Joshua bringt viel Qualität und Selbstbewusstsein mit", lobte Mats Hummels seinen Mitspieler. "Er ist selbst in Eins-zu-eins-Situationen gegangen. Er hat gezeigt, dass er eine gute Option für den Trainer ist." Auch Mesut Özil sparte nicht mit Lob: "Er hat das so cool gemacht für sein Alter." Die wohl schönste Auszeichnung bekam Kimmich aber von seinem direkten Konkurrenten. "Joshua hat klasse gespielt. Es war genau die richtige Entscheidung vom Coach, ihn zu bringen. Wir waren gefährlicher im Spiel nach vorn", lobte Benedikt Höwedes seinen Kontrahenten und fügte an: "Wir müssen uns alle dem großen Ziel unterordnen und alle die Egos hinten anstellen. Es ist normal, wenn andere Spieler hin und wieder Einsatzzeit bekommen."

"Er ist clever und selbstbewusst"

Fast 88 Prozent Passquote, 100 Ballkontakte und einen Zweikampfwert von knapp 60 Prozent belegen ein starkes EM-Debüt des Bayern-Spielers. "Er hat es auf der großen Bühne sehr gut gemacht. Er hat sehr gute Wege gemacht, auf der rechten Seite für gute Flanken gesorgt und den Abwehrspieler immer wieder beschäftigt", sagte Bundestrainer Joachim Löw und ergänzte: "Ich konnte bei ihm keine Nervosität feststellen, er ist sehr clever und selbstbewusst." Kimmich rannte, kämpfte und behielt immer die Kontrolle über sein Spiel. Nach misslungenen Aktionen - und die gab es auch - blieb er nicht einfach stehen, sondern versuchte seinen Fehler sofort wieder auszubügeln.

Joshua Kimmich (r.) bekam das Vertrauen von Bundestrainer Joachim Löw (l.)Bild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein

Bereits bei Bayern München hat der Defensivspieler einige gute Spiele während der vergangenen Saison abgeliefert. Unter Meistertrainer Pep Guardiola entwickelte er sich rasant und avancierte zur Überraschung der Saison. Während der Spielzeit musste Kimmich aber auch Rückschläge verarbeiten. Nach dem Spiel in der Champions League gegen Juventus Turin wurde er ebenfalls für seinen Offensivdrang gelobt - ebenfalls sehr überschwänglich. Nur war Kimmich auch an den beiden Gegentoren nicht unbeteiligt. Doch er lernt schnell, arbeitet hart an sich und geht auch mit Fehlern offensiv um.

Kimmich muss sich noch beweisen

Gegen tiefstehende Mannschaften wie Nordirland, ist Kimmich durchaus eine Alternative auf der rechten Abwehrseite. Gegen den defensiv stärkeren Höwedes dürfte er also auch im Achtelfinale den Vorzug erhalten. Den Beweis, auch in der Verteidigung eine verlässliche Konstante zu sein, konnte Kimmich bisher noch nicht erbringen. Gegen Nordirland waren diese Qualitäten aber schlichtweg nicht gefragt. "Es war gut heute, aber es war auch nicht besonders schwierig", analysierte Löw und brachte es auf den Punkt. Kimmich steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Er wird sich gegen die großen Gegner erst noch beweisen müssen. Der Bundestrainer wird ihm diese Chance geben. Ob Kimmich sie nutzen kann, werden die kommenden Spiele zeigen.

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