Journalist Golunow in Krankenhaus eingeliefert
8. Juni 2019Die Polizei in Moskau erklärte, Golunow sei "nach einer Untersuchung durch Rettungssanitäter" in eine medizinische Einrichtung gebracht worden, um ihn dort weiter untersuchen zu lassen. Golunows Anwalt Pawel Tschikow sagte, Ärzte hätten bei dem bekannten Enthüllungsjournalisten gebrochene Rippen, Prellungen und eine Gehirnerschütterung festgestellt. In Medienberichten heißt es, die Ärzte hätten Golunows Gesundheitszustand als zufriedenstellend bezeichnet. Ein Krankenhausaufenthalt sei nicht notwendig. Unter anderem sei ein Hämatom am Wangenknochen festgestellt worden.
Gegenüber einer Vertreterin des Menschenrechtsrats des Präsidenten, einem Beratungsgremium von Russlands Staatschef Wladimir Putin, hatte Golunow bereits am Freitag gesagt, Polizisten hätten ihn im Gewahrsam gegen den Kopf geschlagen und auf seiner Brust gestanden. Zudem habe er nichts gegessen.
Bei Verurteilung droht Golunow lange Haftstrafe
Der Journalist muss nun in Hausarrest und darf seine Wohnung zwei Monate nicht verlassen. Das entschied ein Gericht am Samstagabend in der russischen Hauptstadt, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete. Die Staatsanwaltschaft hatte Untersuchungshaft gefordert.
Dem 36-Jährigen wird nach Angaben seines Anwalts vorgeworfen, mit einer "großen Menge" an Drogen gehandelt haben zu wollen. Bei einer Verurteilung droht Golunow eine lange Haftstrafe.
Der für das unabhängige Investigativ-Portal Medusa tätige Reporter war am Donnerstag festgenommen worden. Laut Polizei wurden in seinem Rucksack knapp vier Gramm der psychoaktiven Designerdroge Mephedron sowie Kokain gefunden. Ein weiteres Päckchen mit Drogen und eine Waage wurden demnach in Golunows Wohnung entdeckt.
Vor dem Gerichtsgebäude in Moskau demonstrierten am Samstag mehrere Journalisten gegen die Festnahme des Journalisten. Sie hielten Schilder mit der Aufschrift "Ich bin der Journalist Iwan Golunow. Verhaften Sie mich auch" hoch. Einem Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP zufolge nahm die Polizei drei der Demonstranten fest.
Untergeschobene Drogen?
Bereits am Freitag hatten dutzende Journalisten vor dem russischen Innenministerium in Moskau gegen das Vorgehen gegen Golunow demonstriert. Mehrere von ihnen wurden kurzzeitig festgenommen. Unterstützer des Enthüllungsjournalisten glauben, die Drogen seien ihm untergeschoben worden, um ihn mundtot zu machen.
Auch Amnesty International bezeichnete die gegen Golunow erhobenen Anschuldigungen als "zweifelhaft". Diese folgten einem "leider altbekannten Muster", so die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in London.
Russland liegt in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 149. Damit rangiert es hinter Mexiko, Simbabwe und Algerien.
hk/jj (afp, ap, rtr)