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Politik

Maduro hält unliebsame Journalisten fest

26. Februar 2019

Nach den Zusammenstößen am Samstag hat die venezolanische Polizei die Grenzübergänge abgeriegelt - auch für die eigenen Landsleute. Und Machthaber Nicolás Maduro drangsaliert kritische Reporter.

Kolumbien Cucuta - Venezualische Sicherheitskräfte an der Grenze
Bild: Getty Images/AFP/R. Arboleda

Sie wollte Essen und Medizin aus Kolumbien in ihre Heimat bringen, jetzt kommt die Venezolanerin Nicolasa Gil nicht mehr nach Hause. Seit sie am Samstag bei dem Versuch mithalf, Hilfsgüter über die Grenze zu transportieren, hängt sie in der Grenzstadt Cúcuta fest. Die venezolanischen Truppen unter der Führung des amtierenden Staatschefs Nicolás Maduro lassen dort niemanden mehr ins Land, auch nicht die eigenen Staatsbürger.

Was ihr wirklich Angst mache, sagte Nicolasa Gil, sei in ihre Heimat zurückzukehren. Denn in Kolumbien sei es sicherer als dort, berichtete die 71-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Sie müsse noch immer daran denken, wie die Freiwilligen versucht hatten, die Brücke zu überqueren und auf halber Strecke plötzlich "die Hölle losbrach". "Sie griffen uns mit Tränengas an und wir mussten die Lastwagen verlassen. Dann zündeten diese Tiere sie an", sagt Gil zornig. Rund 300 Menschen wurden an diesem Tag entlang der Kolumbianischen Grenze bei Zusammenstößen verletzt. Seit Samstag schläft Gil in Cúcuta auf der Straße und wartet darauf, dass Maduros Truppen sie wieder in ihre Heimat lassen.

Kaum besser hat es Elizabeth Machua. Sie lebt seit 30 Jahren in der venezolanischen Grenzstadt Urena. Doch seit der Hyperinflation in Venezuela arbeitet die 40-jährige Kosmetikerin auf der anderen Seite der Grenze. Seit sie vergangenen Donnerstag zum Arbeiten wieder nach Kolumbien kam, steckt auch sie dort fest, übernachtet aber bei einem Arbeitskollegen. Erreichen kann sie niemanden in der Heimat, auch nicht den Babysitter ihres dreijährigen Sohnes. "Ich glaube, sie blockieren unsere Anrufe", sagt Machua. Niemand könne ihr sagen, wann sie wieder nach Hause kann. Sie sei so wütend, dass sie selbst die Idee einer militärischen Lösung nicht länger ablehne. "Lasst passieren, was passieren muss", schimpft sie.

Reporter werden für fast drei Stunden eingesperrt

Während Maduro manche Staatsbürger nicht mehr reinlässt, lässt er andere seine Macht spüren. Davon kann nun Reporter Jorge Ramos berichten. Er arbeitet für den größten spanischsprachigen US-Sender Univision. Ramos war als einer von mehreren Journalisten von Maduro zum Interview eingeladen worden. Weil dem Staatschef die Fragen des Reporters aber nicht passten, beendete er das Interview, ließ Ausrüstung und Handys beschlagnahmen und setzte das ganze sechsköpfige Univision-Team für fast drei Stunden in einem Raum ohne Licht fest, wie der Sender im Anschluss bekannt gab.

Reporter Jorge Ramos in Caracas nach seiner Freilassung: "Präsident oder Diktator?"Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins

Ramos habe dem Präsident während des Interviews Aufnahmen von Kindern gezeigt, die auf der Suche nach Essen im Müll wühlen. "Ich fragte ihn, ob er ein Präsident oder ein Diktator sei, weil Millionen von Venezolanern in ihm nicht den rechtmäßigen Präsidenten sehen", berichtet der Reporter. Venezuelas Regierung bestreitet Ramos' Darstellung. Dieser versuche nur, einen internationalen Zwischenfall heraufzubeschwören.

Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" kritisierte bereits mehrfach die zunehmende Zensur durch Venezuelas Regierung. Immer wieder würden Journalisten an ihrer Arbeit gehindert, Fernseh- und Radiosendern die Lizenz entzogen und der Zugang zu lokalen Netzwerken blockiert.

chal/AR (afpe, dpa, epd, rtre)

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