Journalistin in Montenegro angeschossen
9. Mai 2018Lakic wurde nach Angaben der Polizei in der Hauptstadt Podgorica am rechten Bein angeschossen, die Verletzung ist aber nicht lebensgefährlich. Die Polizei sperrte die wichtigsten Straßen von Podgorica (Artikelbild), um den Angreifer zu fassen. Dieser konnte zunächst aber nicht festgenommen werden. Ein Motiv ist nicht bekannt.
Bereits der dritte Angriff auf Lakic
Ein Mann habe sich ihr vor ihrem Haus genähert und "auf das Bein geschossen", sagte Lakic dem Chefredakteur ihrer Zeitung "Vijesti". Zwei weitere Männer seien weggerannt. "Ich bin sprachlos. Wie lange passiert so etwas noch in Montenegro?" Es handelte sich um den insgesamt dritten Angriff auf die Journalistin, die für ihre Recherchen zu Korruption bekannt ist.
Hunderte Journalisten protestierten in Podgorica gegen den Anschlag auf ihre Kollegin. Der Verband der Bürgerinitiativen machte mit Milo Djukanovic den Staatspräsidenten des Adriastaates persönlich für den bewaffneten Angriff verantwortlich. "Seit Jahrzehnten erzeugt er eine Lynch-Atmosphäre und ruft zur Abrechnung mit allen auf, die die Korruption und die organisierte Kriminalität im Land verurteilen", heißt es in einer Stellungnahme. Es handele sich bereits um den 25. Anschlag auf die Redaktion und ihre Journalisten, kritisierte "Vijesti"-Direktor Zeljko Ivanovic. Kein einziger von ihnen sei bis heute aufgeklärt.
Drohungen und Polizeischutz
Olivera Lakic wurde 2012 schon einmal attackiert. Immer wieder erhält sie Drohungen, musste sogar fast drei Jahre lang Polizeischutz in Anspruch nehmen. Die bisherigen Angriffe waren mit ihren Recherche zur Kriminalität in der Tabakindustrie in Montenegro verbunden. Sie beschäftigte sich vor allem mit einer Firma, die gefälschte Zigarettenmarken produzierte und schmuggelte.
Erst im vergangenen Monat war eine Bombe vor dem Haus eines bekannten Reporters in der nördlichen Stadt Bijelo Polje explodiert. Während der vergangenen 15 Jahre wurden in Montenegro insgesamt rund ein Dutzend Angriffe auf Journalisten verübt. Keine der Taten wurde bislang aufgeklärt.
Die EU, in der Montenegro bis zum Jahr 2025 Mitglied werden will, sowie internationale Menschenrechtsorganisationen drängten die Behörden Montenegros zur Aufklärung der Angriffe.
jmw/sam (afp, dpa)