1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Journalistin wegen Polizeikritik in Ankara festgenommen

21. Februar 2019

Die Türkin Derya Okatan arbeitet für eine in Köln ansässige Redaktion. Zuletzt hatte die Journalistin über sexuelle Belästigung bei der türkischen Polizei berichtet.

Derya Okatan - Nachrichtenchefin bei der Nachrichtenagentur Etha
Bild: picture-alliance/dpa/L. Say

Derya Okatan wurde am Donnerstag in ihrer Wohnung in Ankara festgenommen, nachdem Polizisten die Räumlichkeiten durchsucht hatten. Die türkische Journalistin arbeitet für den Exilsender Artı Gerçek und das dazugehörige Online-Portal mit Sitz in Köln. Als Grund für die Festnahme seien "Nachrichten in den sozialen Medien" angegeben worden, so der Exilsender. Okatans Anwalt berichtet, die Polizei habe seine Mandantin zur Abteilung für Terrorismusbekämpfung der Polizei in Ankara gebracht.

Die Redaktion von Artı Gerçek meldete sich über Twitter: "Unsere Reporterin Derya Okatan gab einer Frau eine Stimme, die Opfer sexueller Gewalt der Polizei in Ankara geworden war. Deswegen wurde sie festgenommen. Wir sagen: Journalismus ist kein Verbrechen."

Misshandlungen auf dem Polizeirevier

Die Studentin Merve Demirel hatte an einer Demonstration für die Freilassung inhaftierter Anwälte teilgenommen und war daraufhin von der Polizei festgenommen worden. Im Gespräch mit Okatan gab die Studentin an, von der Polizei misshandelt worden zu sein.

In einem Tweet zu ihrem Artikel schrieb Reporterin Okatan: "Merve ist eine junge und starke Frau. Sie stellt sich gegen die Übergriffe der Polizei. Sie sagt: 'Sie versuchen, einem die Schande in die Schuhe zu schieben. Dabei ist es ihre Schande.'"

In dem Interview mit Okatan hatte Merve Demirel gesagt: "Die Polizisten haben durch ihr ehrenloses Verhalten versucht, mich zu beschämen. Nicht ich muss mich mich dafür schämen. Nicht ich bin ich es, die ihr Gesicht verloren hat, sondern der Polizist, der mich sexuell belästigt hat."

"Fadenscheiniger Vorwand"

Die Reaktion der Politik folgte umgehend. Innenminister Süleyman Soylu teilte über die sozialen Netzwerke mit: "Alle, die illegalen Aktivitäten nachgehen und sich wehren, werden 'an Händen und Füßen' festgenommen, nachdem sie gewarnt wurden. Bei sexuellen Übergriffen sind wir die ersten, die dem nachgehen", versicherte Soylu.

Und weiter führte der Minister aus: "Wir erlauben nicht, dass Menschen diese Frau (Merve Demirel) benutzen, um die Polizei sexueller Übergriffe zu beschuldigen, unter dem fadenscheinigen Vorwand, ihr Vater sei als Gülen-Anhänger entlassen worden und ihre Schwester Mitglied der marxistisch-leninistischen Untergrundorganisation DHKP-C."

Die türkische Regierung macht die Gülen-Bewegung für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich und betrachtet sie als Terrororganisation.

ssb/kk (mit Agenturen)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen