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PolitikEuropa

Juan Carlos und die "verpasste Gelegenheit"

24. Mai 2022

Der Altkönig war auf Heimatbesuch, das ließ niemanden in Spanien kalt. Was als "Operation Wiedergutmachung" erhofft worden war, ging allerdings total in die Hose.

Spaniens Altkönig zu Treffen mit Sohn Felipe in Madrid
Bild: José Ruiz/dpa/picture alliance

Seit seinem überstürzten Abschied vor zwei Jahren lebt Spaniens früheres Staatsoberhaupt im arabischen Exil, nun ist Altkönig Juan Carlos von seinem Sohn und Nachfolger Felipe VI. empfangen worden. Doch das Treffen im Zarzuela-Palast nordwestlich der Hauptstadt Madrid fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die vielen Journalisten und Kameraleute aus dem In- und Ausland bekamen nur zu sehen, wie der Wagen mit dem 84-Jährigen in die königliche Residenz fuhr und das Gebäude am Abend nach rund elf Stunden wieder verließ. Er ist mit einem Privatjet zurück in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen.

"So ein Zirkus"

Draußen vor dem Palast wurde Juan Carlos zwar von einigen Dutzenden Fans mit Spanien-Fahnen, Hochrufen, Beifall und Begrüßungsplakaten gefeiert. Doch in Politik und Medien ist das Echo auf seinen Besuch verheerend.

Einige spanische Royalisten feiern die Ankunft des Altkönigs am Zarzuela-Palast am Stadtrand von MadridBild: Alberto Ortega/dpa/picture alliance

Regierungssprecherin Isabel Rodríguez sagte im Radiosender RNE, Juan Carlos habe "eine Chance verpasst", die Bürger "um Verzeihung zu bitten" und die "weder ethischen noch vorbildhaften Handlungen der vergangenen Jahre zu erklären".

Und selbst in der monarchiefreundlichen Zeitung "El Mundo" hieß es: "Das letzte, was das Königshaus wollte, war so ein Zirkus."

In Ungnade gefallen

Der einst für seine Rolle beim Übergang Spaniens zur Demokratie verehrte Regent hatte 2014 nach zahlreichen Skandalen abgedankt. Immer belastendere Enthüllungen über seinen Lebensstil, fragwürdige Geldgeschenke und Vorwürfe der Geldwäsche zwangen ihn schließlich ins Exil nach Abu Dhabi.

Anfang März dieses Jahres beendete die spanische Justiz ihre Ermittlungen gegen ihn nur aus Mangel an Beweisen, wegen Verjährung sowie aufgrund der Immunität, die Juan Carlos als Staatsoberhaupt genoss. In der ausführlichen Begründung machten die Staatsanwälte jedoch alle Verfehlungen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

"Was soll ich erklären?"

Juan Carlos hatte die ersten vier Tage seines insgesamt fünftägigen Kurzbesuches bei sehr engen und wohlhabenden Segel-Freunden im Hafenort Sanxenxo im Nordwesten des Landes verbracht. Doch die Empörung in der spanischen Öffentlichkeit drehte sich vor allem um seine Antwort auf eine Reporterfrage, ob er beim Familienbesuch seinem Sohn etwas erläutern wolle. "Was soll ich erklären?", rief der Altkönig aus dem offenen Fenster des Beifahrersitzes.

König Felipe ist seit seiner Thronbesteigung auf Distanz zu seinem Vater gegangen, um das Ansehen der spanischen Monarchie wieder zu verbessern. 2020 entzog er ihm die jährlichen Zuwendungen in Höhe von 200.000 Euro und erklärte, auf sein späteres Erbe verzichten zu wollen.

Nun wird in Spanien diskutiert, ob der Besuch der Monarchie einen weiteren Imageschaden zugefügt hat - Felipes tugendhaftem Verhalten zum Trotz.

rb/wa (AFP, AP, dpa, Reuters)

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