Jugendliche auf der Suche nach Europa
30. April 2008Er steht für Projekte von Jugendlichen, die sich für ein gemeinsames Europa einsetzen: der Jugendkarlspreis. Ob europäisches Go-Cart-Rennen, Lifestyle-Magazin oder Filmclub – insgesamt 27 Jugendprojekte standen zur Wahl und die Stimmung knisterte als Hunderte Jugendliche aus den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union eigens nach Aachen angereist waren, um zu erfahren, wer den ersten Karlspreis für die Jugend gewonnen hatte.
Europa-Appetizer für die Briten
Der Student Nicolo Milanese hoffte zusammen mit seinen Kommilitonen auf eine gute Platzierung. Gemeinsam haben sie versucht, den EU-müden Briten die Vorzüge der Union aufzuzeigen: Mit Lesungen, Debatten und Kunstereignissen wollten sie den Londonern zeigen, wie bunt Europa sein kann. Die Arbeit zahlte sich aus: Ihr Projekt, das "London Festival of Europe, kam auf den zweiten Platz.
Der Preis ist ein kleiner Etappensieg auf dem Weg zur Europäischen Integration jenseits von wirtschaftlichen Aspekten. Nicolo Milanese und seinem Team geht es vor allem um die kulturelle, künstlerische und wirklich politische Integration. "Wir möchten, dass London sich selbst als europäische Stadt wahrnimmt." Ihr "London Festival of Europe" soll bewirken, dass Menschen zusammenkommen im ursprünglich griechischen Sinn der Gründung einer politischen Gemeinschaft.
Sieger kommt aus dem jungen EU-Land Ungarn
Insgesamt 400 Projekte aus allen 27 EU-Ländern wurden bei der Jury eingereicht. Die Sieger erhielten 5000 Euro und eine Einladung ins Europäische Parlament, dessen Präsident Hans-Gert Pöttering auch in der Jury des Jugendpreises saß und vor allem Engagement bei Jugendlichen in Europa damit wecken will. "Obwohl dieser erste Jugendkarlspreis zeitlich einen sehr kurzen Vorlauf hatte, ist er schon jetzt, was die Beteiligung angeht, ein schöner Erfolg. In den nächsten Jahren werden sich sicher noch mehr beteiligen", sagte Pöttering bei der Preisverleihung in Aachen.
Zum Sieger kürte die Jury schließlich ein Projekt aus Ungarn: "Studenten ohne Grenzen". Die Idee: Jedes Jahr kommen 135 Studenten aus der Slowakei, Rumänien und Serbien zusammen, um miteinander über europäische Themen wie Bildungsmöglichkeiten oder die EU-Erweiterung zu debattieren. Nach dem Seminar tauschen sie sich weiter im Internet aus – so bleibt der Kontakt der europäischen Jugendlichen erhalten.
Die ungarische Studentin Emoke Korzinsky will ihr Projekt künftig weiter ausbauen. "Wir sind nun eine große Familie und ein riesiges Netzwerk. Viele haben ihre Beziehungen mittlerweile privat und beruflich ausgebaut." In den vergangenen 15 Jahren haben 1500 Studenten an dem Programm "Studenten ohne Grenzen" teilgenommen. Als Erstplatzierte darf Emoke Korzinsky jetzt schon – wenigstens für kurze Zeit – in der großen Politik mitmischen. Auf sie kommt ein Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu und ein Besuch im europäischen Parlament.