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Julian Draxler: "Ich werde um meinen Platz kämpfen"

Michael Da Silva | Jens Krepela Übersetzung
21. September 2017

Julian Draxler hat neue Mitspieler bei Paris Saint-Germain: Was bedeuten für ihn die Rekordtransfers von Neymar und Mbappe und wie sieht er seine Rolle als Nationalspieler? Darüber spricht er im exklusiven DW-Interview.

Frankreich Julian Draxler PSG
Bild: imago/PanoramiC/F. Pestellini

DW: Seit Januar sind Sie bei PSG. Wie sind Ihre Erfahrungen bisher?

Julian Draxler: Zuallererst war es natürlich ein Riesenschritt von Wolfsburg aus hierher nach Paris zu kommen. Die Stadt und der Verein sind völlig anders. Ich genieße es hier zu sein. Ich mag die Stadt sehr und natürlich habe ich viel Spaß daran mit so großen Namen in einem Team zusammen zu spielen.

Wie unterscheiden sich die Ligue 1 und die Bundesliga? Spürt man einen großen Qualitätsunterschied?

Wir haben sechs oder sieben richtig gute Teams in der französischen Liga, die auch auf europäischer Ebene konkurrenzfähig sind. Das sind wirklich schwere Gegner. Die kleineren Mannschaften sind aber ebenso eine große Herausforderung. Weil sie sehr defensiv agieren, ist das auch nicht einfach. Auf jeden Fall entwickelt sich die Liga hier in Frankreich sehr gut. 

Mussten Sie Ihre Spielweise irgendwie anpassen als Sie hergekommen sind? Gibt es etwas was Sie überrascht hat?

Nicht wirklich. Bei PSG spielen wir tatsächlich wie die deutsche Nationalelf. Das stimmt in großen Teilen überein, deshalb muss ich nicht viel verändern, um mich zu verbessern und auch dem Team zu helfen. Das war nicht so schwierig. In einem Punkt haben Sie Recht, es ist nicht einfach gegen extrem defensive Teams. Letztlich spielen wir da gegen zehn Verteidiger auf engem Raum, quasi auf Höhe des Sechzehners. Von Spiel zu Spiel lernt man damit umzugehen und mittlerweile wissen wir, wie wir solche Mannschaften schlagen können.

PSG hat viele große Namen in der Mannschaft. Im Sommer sind noch mehr Stars dazu gekommen. Was bedeutet das für Sie? Sehen Sie das als Motivation, um für Ihren Platz in der Stammelf zu kämpfen?

Jeder weiß, dass Paris Saint-Germain sehr große Ambitionen im Klubfußball hat. Wir wollen alles erreichen, wir wollen alles gewinnen und der Verein hat sehr viel Geld auf dem Transfermarkt investiert. Ich denke, dass wir jetzt auf Augenhöhe sind mit den internationalen Spitzenteams. Das müssen wir jetzt zeigen. Wir müssen beweisen, das wir eine gute und starke Mannschaft sind. Das ist für mich alles andere als einfach, weil wir Spieler wie Neymar, Di Maria oder Pastore haben, und es gibt ja noch weitere. Es kommt also darauf an, wie du dich im Training zeigst, wie du dich fühlst. Der Trainer kann für jede Partie neu entscheiden. Und man muss ihm zeigen, dass man der richtige Mann für dieses Spiel ist. Genau das werde ich machen. Ich kam nach dem Confed Cup etwas später zurück in die Vorbereitung und hatte etwas Rückstand den Anderen gegenüber. Ich musste mich reinhängen im Training, aber jetzt geht es Schritt für Schritt voran. Ich werde alles geben, um in der Startelf zu sein, und ich bin überzeugt, dass ich das draufhabe.

Die Mannschaft ist in dieser Saison stärker, sagen Sie. War es schwierig für das Team, als es in der letzten Spielzeit nicht gelang die Meisterschaft zu holen?

Ja. Ich kam nach Weihnachten nach Paris, als PSG Dritter in der Tabelle war. Da war es schon schwierig Monaco noch einzuholen, weil sie wirklich eine herausragende Saison gespielt haben. Ich habe in dieser Zeit nur zwei Spiele verloren. Eines gegen Barcelona und eines gegen Nizza, jede der beiden Niederlagen hat uns einen Titel gekostet.  Das war hart für mich. Ich kannte das Gefühl nicht, dass  man nur zweimal verliert, aber das eben bedeutet, dass die großen Titel futsch sind. Damit hatte ich echt meine Schwierigkeiten. Man muss Monaco für diese Leistung gratulieren. Aber die Saison ist vorbei und die neue läuft und ich bin sicher, dass wir es diesmal packen. Wir werden die französische Meisterschaft holen und haben auch in der Champions League große Ziele.

Lassen Sie uns auf die Nationalelf schauen. Sie haben den Confed Cup schon erwähnt. Die deutsche Mannschaft hat den Titel geholt, mit Ihnen als Kapitän. Das muss doch eine große Ehre gewesen sein.

Auf jeden Fall. Darüber habe ich auch mit dem Bundestrainer gesprochen. Ich war begeistert Kapitän der Nationalmannschaft zu sein. Das ist etwas Besonderes. Natürlich ist mir bewusst, dass viele unserer Top-Nationalspieler bei diesem Turnier nicht dabei waren, aber für mich persönlich ist das nicht so wichtig. Ich war in einer guten Verfassung, ich war einer der Erfahrensten in der Mannschaft und der Bundestrainer hat mir das Vertrauen geschenkt. Am Ende haben wir gewonnen und der Trainer hat die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich denke, ich habe ein gutes Turnier gespielt und konnte auch der Mannschaft helfen.

In der ersten Reihe: Kapitän Draxler mit der Confed Cup-TrophäeBild: picture-alliance/AP Photo/T. Stavrakis

Die Rolle des Kapitäns, speziell in der Nationalmannschaft, bringt Verantwortung mit sich. Inwiefern hat das die Art und Weise verändert wie Sie ein Spiel angehen? Hat es Ihre Einstellung verändert, weil Sie auch nach den jüngeren Spielern schauen müssen?

Ja, das war definitiv eine völlig neue Rolle für mich. Als ich zum ersten Mal zur deutschen Nationalelf kam war ich 18 Jahre alt. Und logischerweise schaut man da auf zu all den Stars die wir damals hatten und noch immer haben. Jetzt war es eine völlig andere Situation. Es waren viele junge Profis dabei, davon waren  einige noch nie zuvor im Kader der Nationalmannschaft. Ich war also einer der erfahrensten Spieler und habe versucht den Jungs zu zeigen, wie man sich im DFB-Trikot verhält und vor allem wie man im Spiel auftritt und Leistung bringt. Das wollte ich rüberbringen und ich denke das ist mir gelungen.

Was für eine Art Kapitän sind Sie? Ein ruhiger Anführer  - oder wie gehen Sie das an?

Ich würde sagen, dass ich ein ruhiger Anführer bin. Worauf ich Wert lege ist, dass ich das auch über meine Leistung auf dem Platz zeige. Die Mitspieler müssen wissen, dass man immer für die Mannschaft da ist, wenn Unsicherheit aufkommt. Wenn keiner weiß wohin mit dem Ball - dann muss einer da sein, bei dem alle das Gefühl haben, der weiß immer was damit anzufangen. Das ist sehr wichtig, denke ich. Das ist es was ich im Spiel spüre, wenn ich die Kapitänsbinde trage. Auch abseits des Platzes ist man natürlich gefragt, wenn ein Spieler Fragen hat versucht man zu helfen.

Was halten Sie von den jungen deutschen Talenten, die sich zuletzt auch bei der U-21 EM gezeigt haben. Kann der deutsche Fußball in eine rosige Zukunft schauen?

Definitiv. Ich denke wir haben einen der besten Trainer und ich hoffe, dass er noch lange in diesem Amt bleibt. Wie Sie erwähnt haben, gab es diesen Sommer sogar doppelten Erfolg. Die U-21 hat den EM-Titel geholt und wir waren mit einer sehr, sehr jungen Mannschaft beim Confed Cup erfolgreich. Dazu müssen Sie dann noch die großartigen Spieler zählen, die normalerweise in der Stammelf stehen. Damit, denke ich, sind wir für die Zukunft gut gerüstet und haben große Ziele. Wir wollen in Russland zeigen, dass wir den WM-Titel verteidigen können und ich denke wir sind dafür auf einem guten Weg.

Sie sprechen die Weltmeisterschaft an. Mit Italien und Brasilien konnten nur zwei Teams bisher den WM-Titel verteidigen, es wird also nicht einfach. Haben Sie den Eindruck, dass die Mannschaft den Rücktritt von Lahm, Schweinsteiger und Klose gut verkraftet hat?

Draxlers Anspruch: Dreh- und Angelpunkt des Spiels seinBild: Reuters/K. Pfaffenbach

Das ist nicht so einfach, weil jeder der Drei eine große Persönlichkeit und ein fantastischer Spieler ist. Aber so ist Fußball. Manche Spieler werden älter und die jungen Spieler drängen nach. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Und wir haben viele, viele junge Spieler, die bei der WM in Brasilien keine große Rolle gespielt haben. So war es auch bei mir, ich bin nur einmal im Halbfinale gegen Brasilien zum Einsatz gekommen. Aber jetzt bin ich vier Jahre älter und möchte den nächsten Schritt machen. Ich will ein wichtiger Teil der Mannschaft sein. So gesehen ist es ein normaler Vorgang im Fußball, dass es Rücktritte gibt und neue Spieler ihre Chance suchen. Auf jeden Fall werden uns die Drei auf ihre Weise fehlen.

Julian Draxler kommt 1993 im Ruhrgebiet zur Welt. Im Alter von acht Jahren wechselt er zum Fußballnachwuchs des FC Schalke 04 und durchläuft alle Jugendmannschaften. 2011 feiert er im Alter von 17 Jahren sein Debüt bei den Profis. Zu seinen Stärken zählen die große Schnelligkeit und das Spiel in Eins-zu-eins-Situationen. 2015 wechselt er zum VfL Wolfsburg und unterschreibt einen Fünfjahresvertrag. In der Winterpause 2016/17 folgt er jedoch dem Ruf von Paris Saint-Germain an die Seine. Seit 2012 ist Draxler auch Teil der Nationalmannschaft. Sein größter Erfolg ist der Titel bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, in deren Verlauf er jedoch nur einmal zum Einsatz kam. 2017 führte er das Team als Kapitän zum Gewinn des Confed Cups. Mit Schalke 04 und Paris Saint-Germain gewann er jeweils einmal den Pokalwettbewerb in Deutschland und Frankreich.

Das Interview führte DW-Reporter Michael Da Silva.

 

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