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Julius-Hirsch-Preis 2011

13. Oktober 2011

Es ist eine besondere Auszeichnung für einen besonderen Fußballer: Für sein Engagement gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus bekommt der Wolfsburger Bundesliga-Profi den Julius-Hirsch-Ehrenpreis des DFB.

Der Fußballer Thomas Hitzlsperger zeigt in Düsseldorf den Julius-Hirsch-Ehrenpreis 2011. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger ist in Düsseldorf für sein Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis 2011 des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geehrt worden. Ausgezeichnet wurden auch die Wiesbadener Jugendinitiative "Spiegelbild", das Gräfenberger Sportbündnis und das Mannheimer Fanprojekt "DoppelPass".

Plakat mit Julius HirschBild: DW

Seit 2005 ehrt der DFB Personen, Initiativen und Vereine, die sich gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus engagieren. Der Preis erinnert an den deutschen Nationalspieler Julius Hirsch, der 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Karlsuher FV ausgeschlossen und 1943 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. "Der Kampf gegen rechtsradikale Tendenzen, gegen Rassismus im Besonderen, ist eine Daueraufgabe. Und da muss der DFB glaubwürdig in seinem Verband dafür eintreten, dass so etwas nach Möglichkeit nicht wieder passiert", sagte DFB-Präsident Zwanziger.

Hitzlsperger als Störungsmelder

Die Preisträger des vom DFB vergebenen Julius-Hirsch-Preises 2011 in DüsseldorfBild: DW

Thomas Hitzlsperger hat den Preis für seine Verdienste als Autor der Internet-Plattform "Störungsmelder" bekommen. Hier schreibt er unter dem Motto: "Wir müssen reden. Über Nazis" einen Blog. "Ich möchte dazu beitragen, dass Nazis vor allem im Profifußball kein Bein auf den Boden bekommen", sagte Hitzlsperger. Außerdem engagiert sich der WM-Teilnehmer von 2006 und langjährige England- und Italien-Profi seit vielen Jahren als Botschafter für die Kampagne "Gesicht zeigen!" und wirbt damit für ein weltoffenes Deutschland.

Die Idee zu seinem Engagement ist ihm bei seinen Auslandsstationen (Aston Villa, FC Chesterfield, Lazio Rom, West Ham United) gekommen. Hitzlsperger hatte Deutschland 2000 als 18-Jähriger verlassen. "Ich wurde schon früh dafür sensibilisiert, was es heißt, selbst Ausländer zu sein, sich in einem fremden Land zurechtzufinden und gewisse Vorurteile abzubauen", sagte Hitzlsperger. Erst in der Saison 2005/06 gab der Mittelfeldspieler sein Bundesligadebüt im Trikot des VfB Stuttgart; mittlerweile steht er beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. DFB-Präsident Theo Zwanziger würdigte die Vorbildfunktion des 29-Jährigen als die eines Spielers, "der seine Leistung im Verein bringt, ein großartiger Fußballer ist und der aus dieser Rolle heraus auch gesellschaftliche Orientierung gibt".

Erster Preis für Wiesbadener Jugendinitiative

Insgesamt 61 Projekte hatten sich in diesem Jahr beim DFB um den Julius-Hirsch-Preis beworben. Der erste Preis ging nach Wiesbaden. Die Jugendinitiative Spiegelbild des Aktiven Museums Spiegelgasse hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsch-jüdische Geschichte in Wiesbaden zu bewahren. Im vergangenen Jahr holte der Verein die Ausstellung "Kicker, Kämpfer und Legenden - Juden im deutschen Fußball" in die hessische Landeshauptstadt. Sie zeigt "Juden nicht nur als Opfer, sondern als Aktive in der Gesellschaft der 20er Jahre, als der Fußballsport aufkam und Juden Teil davon waren, ein ganz natürlicher Teil wie eben in anderen Gesellschaftsbereichen", erläuterte der Wiesbadener Bildungsreferent Hendrik Hartemann.

Hitzlsperger im DFB-TrikotBild: picture-alliance / dpa

Das Museum startete zudem das Projekt "Spurensuche am Ball", bei dem Schüler einer Wiesbadener Hauptschule die lokale Geschichte erforschten, Das sei eine besondere Leistung, sagte Hartemann, "weil es junge Jugendliche sind, die vermeintlich bildungsfern sind, die aber genauso einen Bezug zur Geschichte finden können, wenn man ihnen den Raum lässt, ihn in ihrer Sprache und mit ihren eigenen Möglichkeiten zu entdecken."

Kampf gegen Neonazis

Den zweiten Preis erhielt das Gräfenberger Sportbündnis, ein Zusammenschluss von mittlerweile neun Fußballvereinen. Diese haben mit zahlreichen Aktionen dazu beigetragen hat, dass heute keine Neonazis mehr in der fränkischen Kleinstadt aufmarschieren und rechtsradikale Kundgebungen veranstalten. "Als die Neonazis vor gut fünf Jahren massiv aufgetreten sind, waren auch einige Jugendliche von Gräfenberg und Umgebung dabei, auch einzelne Erwachsene. Das hatten uns natürlich geschockt", erklärte Ludwig Haas den Beginn der erfolgreichen Sportbündnis-Initiative.

Mit dem dritten Preis wurde schließlich das Fanprojekt "DoppelPass - SVW-Fans gegen Gewalt und Rassismus" des Regionalligisten Waldhof Mannheim ausgezeichnet. Rechtsradikale Fangruppen hatten das Image des Traditionsklubs in den 90er-Jahren durch ihr fremdenfeindliches Verhalten beschädigt. Seit mehr als zehn Jahren erhebt der "DoppelPass" seine Stimme gegen die rechte Propaganda, etwa mit einem Banner "Stimmung gegen Rassismus" im Stadion sowie der Radiosendung "DoppelPass on Air".

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Joscha Weber/Martin Muno

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