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Fabian Gartmann3. Dezember 2006

Monheim ist eine ganz normale Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Mit einem Unterschied: Im Stadtrat ist eine Partei vertreten, die nur aus jungen Leuten besteht - und damit erfolgreich ist.

Maike Schmidt gehörte zu den Gründern von "Peto"
Maike Schmidt gehörte zu den Gründern von "Peto"Bild: picture-alliance / dpa

Montagabend, halb acht. Die Rats- und Ausschussmitglieder der Monheimer Partei "Peto" treffen sich zur wöchentlichen Fraktionssitzung im Rathaus. Sieben Stadträte stellt die Partei und sie unterscheiden sich von den übrigen Räten auf den ersten Blick: Die Fraktionsmitglieder sind höchstens 24 Jahre alt. Lisa Riedel, die 22-jährige Fraktionsvorsitzende, eröffnet die Sitzung. Seit sechs Monaten leitet sie die Fraktion, zuvor war sie ein Jahr lang Parteivorsitzende. "Eigentlich wirken an allen Entscheidungen auch alle mit", sagt sie. "Wenn man sich privat trifft, wird das eine oder andere noch einmal besprochen."

Mit 16 in die Politik

Auf Punkt eins der Tagesordnung steht ein Thema aus dem Jugendhilfe-Ausschuss. Daniel Zimmermann, mit 24 Jahren einer der ältesten bei "Peto", ist Ausschussmitglied. Kommunalpolitik ist eigentlich nicht die Hauptbeschäftigung von jungen Erwachsenen, aber den "Peto"-Aktiven scheint es sichtlich Spaß zu machen.

Daniel Zimmermann ist einer der Parteigründer und der letzte aktiv Verbliebene. Mit 16 Jahren entschloss er sich mit vier weiteren Jugendlichen, die Partei zu gründen. Das war 1999. Bei der Wahl damals erhielt "Peto", von lateinisch "ich fordere", knapp sieben Prozent und hatte zwei Ratsmandate. Fünf Jahre später zog die Partei erneut in den Stadtrat ein. Diesmal mit zehn Prozent mehr, als drittstärkste Fraktion hinter den großen Parteien CDU und SPD. Zimmermann ist stolz auf seine Arbeit und die seiner Partei. Dabei ging es anfangs gar nicht so sehr um Politik.

Lernprozesse

"Wir hatten einfach gesagt: Wir machen was eigenes, da haben wir mehr davon, als woanders einzutreten", sagt Zimmermann. "Ich glaube, es wäre gar nicht so spannend gewesen, in irgendeine etablierte Jugendorganisation einzutreten."

Mittlerweile ist die Partei etabliert und gehört zum festen Bestandteil Monheims. Dass ist auch dem Engagement der Jungpolitiker zu verdanken, über die Monheims Bürgermeister Thomas Dünchheim sagt, dass sie einfach Spitze sind. Sie haben sich in ganz Nordrhein-Westfalen einen Namen gemacht - und das nicht nur auf Grund ihres jungen Alters, sondern auch wegen der politischen Kompetenz, die sie sich erarbeitet haben.

"Die taten sich anfangs ein bisschen schwer, die Wege kennen zu lernen", sagt Dünchheim. "Aber inzwischen sind die Anträge, die von 'Peto' gestellt werden, so gut, dass kein Antrag und keine Forderung gestellt wird, ohne nicht ein umfangreiches Finanzierungskonzept beizufügen."

Kampf für einen Jugendclub

Dabei erinnerte der erste Wahlkampf von "Peto" 1999 mehr an eine Pfadfinder-Aktion als an eine Parteikampagne. Mit handbemalten Plakaten und T-Shirts gingen sie damals auf Wählerfang. Mittlerweile haben die "Peto"-Mitglieder ihre Arbeit professionalisiert: Plakate und T-Shirts werden gedruckt und mit Anträgen und Anlagen der Stadtverwaltung weiß man längst umzugehen. "Peto" hat schnell gelernt, aber nie den Spaß an der Sache verloren.

"Was den Spaß bringt, ist, dass man hier eine Gruppe von motivierten Leuten hat, die relativ gut zusammenhält", sagt der Gründer Zimmermann. "Abgesehen von dem politischen Faktor haben wir viel, das uns verbindet und Spaß macht. Deshalb hat das Ganze so eine Eigendynamik."

In den sieben Jahren im Stadtrat hat "Peto" schon einiges erreicht: Die Eröffnung eines Jugendclubs, die Schaffung einer neuen Buslinie und die Einführung eines autofreien Sonntags sind nur einige Beispiele für die Arbeit der Partei.

"In die Themen hereinzukommen ist am Anfang ein bisschen unhandlich, man muss sich wirklich durch die Vorlagen der Verwaltung durcharbeiten", sagt die Fraktionsvorsitzende Lisa Riedel. " Aber insgesamt bin ich der Meinung, dass wir recht aktuell und recht schnell arbeiten, immer am Fall dran sind und deshalb immer eine gute Stellungnahme eigentlich zu allem finden."

Das "Peto"-Prinzip - ein politisches Konzept für die Zukunft? Kommunalpolitisch vielleicht, sagt Parteigründer Daniel Zimmermann. Für eine Ausweitung auf Landes- oder Bundesebene fehlen "Peto" aber nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch die Stetigkeit der Mitglieder. Viele hören bei "Peto" auf, wenn sie mit der Schule fertig sind, oder eine andere Sache wichtiger wird. So ist das Prinzip, erklärt Zimmermann. Wie seine eigene Zukunft nach Peto aussieht, weiß auch er noch nicht genau. Vielleicht wird er ja Berufspolitiker.