In Asien demonstrieren junge Menschen für Menschenrechte und Religionsfreiheit und gegen staatliche Unterdrückung. Mit Erfolg, wie Amnesty International bilanziert. Dennoch sei die Menschenrechtslage dort katastrophal.
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Studentinnen und Studenten in Hongkonghaben eine Massenbewegung "gegen ein immer herrischeres China angeführt". Studierende in Indien protestierten gegen eine menschenrechtswidrige, muslimfeindliche Politik. In Taiwan demonstrierten Menschen für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Trans- und Intergeschlechtlichen. Auch in Indonesien, Afghanistan, Pakistan, Taiwan und anderen Staaten habe es im vergangenen Jahr Demonstationen für die Freiheit gegeben.
"2019 war für Asien ein Jahr der Repression, doch gleichzeitig auch ein Jahr des Widerstands", sagte Nicholas Bequelin, Amnesty-Regionaldirektor für Ostasien und die Pazifikregion. Angeführt werde die Bewegung in mehreren asiatischen Ländern vor allem von jungen Menschen, heißt es in dem veröffentlichen Amnesty-Jahresbericht zu der Region. Der Report enthält zufolge eine detaillierte Analyse zu 25 Ländern und Territorien in der Asien-Pazifik-Region. Diese erlebten eine Protestwelle, die sich gegen die zunehmende Repression und Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit richte, erklärte die Organisation.
Kein Frontkämpfer, aber ...
03:51
Auf dem gesamten Kontinent versuchten Regierungen, Grundfreiheiten zu beschneiden, doch die Menschen wehrten sich. Eine neue Generation von Aktivisten wende sich gegen brutale Repressalien, Verleumdungskampagnen in den sozialen Medien und großflächige politische Zensur.
Festnahmen, Gewalt und Folter
Allerdings gingen repressive Regierungen in ganz Südostasien scharf gegen Kritiker und die Medienfreiheit vor, erklärte Amnesty weiter. So müssten Protestierende in Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand mit Festnahme und Inhaftierung rechnen.
In Indonesien seien zahlreiche Personen getötet worden, als die Polizei mit Gewalt gegen Protestierende vorging. In Pakistan und Bangladesch seien Aktivisten und Journalisten drakonischen Gesetzen ausgeliefert, mit denen die freie Meinungsäußerung im Internet eingeschränkt und bestraft werde. In Hongkong gehe die Polizei rücksichtslos und willkürlich vor, um friedliche Proteste zu unterdrücken. Minderheiten würden häufig zur Zielscheibe, wie etwa die Uiguren und andere mehrheitlich muslimische Minderheiten in China.
Gegen alle Repression habe sich der Einsatz für Menschenrechte in vielen Fällen gelohnt, bilanzierte die Organisation. In Taiwan sei zum Beispiel die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, in Sri Lanka die Wiederaufnahme von Hinrichtungen abgewehrt worden. Brunei habe geplante Gesetze zurückgenommen, nach denen Ehebruch und sexuelle Handlungen zwischen Männern mit Steinigung geahndet werden sollten. Auch in Hongkong hätten die Proteste Erfolge gezeitigt, da die Regierung ein umstrittenes Auslieferungsgesetz zurückgenommen habe.
sam/kle (epd, kann, Amnesty)
Hongkong: Leben zwischen zwei Systemen
Ein kilometerlanges grünes Band trennt die Millionenstädte Hongkong und Shenzhen voneinander. Wie lebt es sich zwischen der ehemaligen britischen Kronkolonie und dem chinesischen Festland?
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon
Ein Fluss, zwei Welten
Der Shenzen-Fluss bildet die natürliche Grenze zwischen der gleichnamigen chinesischen Metropole (rechts, rund 13 Millionen Einwohner) und der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong (rund 7,5 Millionen Einwohner). Doch Wasser und Wiesen sind längst nicht das Einzige, das die beiden Mega-Städte voneinander trennt.
Bild: Reuters/T. Siu
"Ein Land, zwei Systeme"
Ein Grenzzaun als Wäscheleine: Von Shenzhen aus sind in der Ferne Hongkongs Hochhäuser zu sehen. Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China 1997 wird sie unter chinesischer Souveränität nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" regiert. Seit Monaten gehen Hongkonger gegen den wachsenden Einfluss Pekings, für Demokratie und mehr Selbstbestimmung auf die Straße.
Bild: Reuters/T. Siu
Weit weg vom Lärm der Großstadt...
Mit Strohhut und über das Gemüsebeet gebeugt: Wer zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland lebt, hat in der Regel einen anderen Lebensrhythmus als die Großstädter: Während auf der einen Seite der Grenze die glänzenden Wolkenkratzer von Shenzhen in die Höhe ragen, findet man auf der Hongkonger Seite vor allem verschlafene Dörfer, Fischteiche, Acker und grüne Hügellandschaften.
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon
...und von den Protesten
Leung Wong-hing bindet Stroh um eine Krabbe, die sie mit ihrem Ehemann in der Shenzhen-Bucht gefangen hat. Später am Tag werden ihr Sohn und ihre Enkelin sie in ihrem Haus in Hang Hau besuchen, um mit der Familie zu essen. Das Dorf befindet sich in Hongkong, doch die Tränengasgranaten, die Schlagstöcke und die Gewalt der Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei sind weit weg.
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon
Herr Lam erinnert sich
Herr Lam, ebenfalls ein Bewohner des Grenzgebiets, lebt von der Landwirtschaft und vom Krabbenfang. Nur eine kleine Wasserfläche trennt sein Haus auf der Hongkonger Seite von Shenzhen. Vor Jahrzehnten, so erinnert er sich, habe es am Ufer nur "alte und kaputte" Scheunen gegeben. "Das Festland ist jetzt viel weiter fortgeschritten. Alles ist gut, auch die Straßen sind schön."
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon
"Hunderte Leichen im Fluss"
Auch Andrew Kwok, ein Fischzüchter aus der Gegend, erinnert sich an andere Zeiten: an Migranten vom Festland, die während des politischen Umbruchs in China in der Hoffnung auf Frieden, Freiheit und ein besseres Leben nach Hongkong flohen - und bei der gefährlichen Überquerung des Grenzflusses ertranken. "Es waren viele. Hunderte Leichen im Fluss."
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon
Hoffnung auf Einigkeit
Merrin Ke ist in Shenzhen aufgewachsen und hat - wie viele andere Festlandchinesen - in Hongkong studiert. Inzwischen lebt sie in Shanghai. Sie habe von der "angespannten Situation" in Hongkong Abstand gebraucht, sagt die 23-Jährige, und sei deshalb weggezogen. Obwohl die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone nicht abreißen, hofft sie auf eine Lösung des Konflikts.
Bild: Reuters/T. Siu
Unbezahlbarer Wohnraum
Eine Baustelle auf der Hongkonger Seite des Grenzgebiets, im Hintergrund die Skyline von Shenzhen. Einem Bericht des Immobilienunternehmens CBRE Group von 2019 zufolge zählen die Wohnmärkte der ungleichen Nachbarn zu den teuersten der Welt. Hongkong landete laut dem Report zum wiederholten Mal auf Platz eins, Shenzhen, das frühere Fischerdorf und heutige "Silicon Valley Chinas", auf Platz fünf.