König der Superrechner
14. Februar 2013DW: Ende November 2012, war Ihr neuer Supercomputer Juqueen auf Platz fünf der weltweit schnellsten Rechner gelandet. War es für Sie eine Überraschung?
Prof. Thomas Lippert, Direktor des Jülich Supercomputing Centre: Man weiß natürlich ungefähr mit welchem Platz man rechnen kann. Aber das ist nicht das Motiv für unsere Arbeit. Wir konstruieren Maschinen, damit sie von Wissenschaftlern auf optimale Weise genutzt werden können.
Aber stolz sind Sie doch wohl, dass der schnellste Rechner Europas in Jülich steht …?
Natürlich sind wir froh darüber, ein Gerät dieser Leistungsklasse zu haben. Einen Begriff wie "Stolz" würde ich dafür aber nicht verwenden.
Der Vorgänger von Juqueen - Jugene von 2009 - schaffte eine Billiarde Rechenschritte pro Sekunde. Das ist ein sogenannter Petaflop. Juqueen schafft nun fünf Billiarden Rechenschritte pro Sekunde - also fünf Petaflops. Ist der Rechner auch fünf mal so groß wie sein Vorgänger?
Nein, Juqueenist sogar um 30 Prozent kleiner als Jugene. Grund hierfür sind kleinere Prozessoren und eine verbesserte Energieeffizienz. Der Trend geht zu immer kleineren Geräten.
Und Juqueen dient wie ihre Vorgänger ganz der Wissenschaft?
Ja. Schwerpunkte für Juqueen werden die Energietechnologie, Umweltvorhersagen, die Entwicklung des Klimas oder des Wetters sowie die Gesundheitsforschung sein. Juqueen soll uns in Zukunft zum Beispiel helfen, Krankheiten des Gehirns bildlich darzustellen.
Auch im Bereich der Materialforschung kann Juqueen wichtige Erkenntnisse liefern. Gleiches gilt für die klassischen Simulationsbereiche der Astronomie und Elementarteilchenphysik.
Wissenschaftler können den Supercomputer in Jülich für ihre Projekte und Experimente mieten?
Ja, die Forscher müssen einen wissenschaftlichen Antrag stellen und dieser Antrag muss genehmigt werden. Das ist eine sehr hohe Hürde - aber letztendlich müssen die Wissenschaftler, die mit Juqueen arbeiten, kein Geld dafür bezahlen.
Ihr Supercomputer hat eine Rechenleistung von fünf Petaflops (fünf Billiarden Rechenschritte pro Sekunde). Vor drei Jahren war es gerade mal ein Petaflop. Was glauben Sie, Herr Lippert, wohin geht die Reise?
Unser Ziel ist es, in zwei Jahren 50 bis 100 Petaflops zu erreichen. In Amerika ist die Forschung in diesem Bereich schon weiter. Bis Ende des Jahrzehnts wird hier eventuell sogar eine Rechenleistung von 500 bis 1000 Petaflops möglich sein. Aber ich möchte da keine sichere Prognose abgeben.
Grundsätzlich ist momentan eine Leistungssteigerung möglich. Allerdings muss man auch da genau hinschauen: Eine reine Erhöhung der Rechenleistung durch die Parallelisierung von Prozessoren ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Wir arbeiten daran, den einzelnen Prozessorkern, den einzelnen Core, zu beschleunigen.