Juristisches Tauziehen um Eitan vorerst geklärt
29. November 2021Bei dem Seilbahnunglück im Mai am Monta Mottarone in Norditalien starben 14 Menschen, darunter die Eltern des kleinen Eitan, der als einziger den Gondelabsturz bei Stresa überlebte. Zwischen Verwandten entbrannte danach ein Streit um das Kind, in dem jetzt durch das höchste israelische Gericht sein Urteil fällte: Eitan muss bis zum 12. Dezember zurück nach Italien zu seiner Tante gebracht werden.
Israels höchstes Gericht in Jerusalem bestätigte damit vorherige Urteile des Familien- und Bezirksgerichts. Mit der Entscheidung wies es einen Antrag des israelischen Großvaters des Jungen ab. Dieser hatte das Kind entführt, wie das Gericht feststellte, und wollte es in Israel behalten. Der Mann muss laut der Entscheidung auch Gerichtskosten in Höhe von umgerechnet 7000 Euro tragen.
Der Junge, der bei dem Unfall im Mai beide Eltern, den kleinen Bruder und zwei Urgroßeltern verlor, war Mitte September von dem Großvater mütterlicherseits heimlich und entgegen einer richterlichen Anordnung mit einem Privatflugzeug nach Israel geflogen worden.
Seit dem Unglück hatte der Junge zuvor bei seiner Tante väterlicherseits im italienischen Pavia gelebt. Sie war als Vormund des Jungen eingesetzt worden. In dem israelischen Urteil heißt es, das Kind müsse zurück in die Obhut seiner Tante in Italien gegeben werden. Dies geschehe in Einklang mit dem Haager Kindesentführungsübereinkommen, dem sich sowohl Israel als auch Italien angeschlossen haben.
Großvater entwickelt kriminelle Energie
Die Staatsanwaltschaft in Pavia hat nach Medienberichten zwei internationale Haftbefehle gegen den Großvater und einen mutmaßlichen Komplizen erlassen. Zudem sei die Auslieferung der beiden Männer beantragt worden. Die Staatsanwaltschaft in der norditalienischen Stadt wirft den beiden Männern vor, strategisch geplant zu haben, den Jungen zurück nach Israel zu holen. Der Komplize wurde nach Medienberichten schon am Donnerstag in Zypern festgenommen.
Eitan wurde Medienberichten zufolge in Israel geboren, zog aber kurz nach der Geburt mit seinen Eltern nach Italien. Seine Patentante hatte zu dem Verfahren gesagt, Pavia in der Lombardei sei die Heimat des Jungen, der im September in Italien hätte eingeschult werden sollen. Die in Israel lebende Familie seiner Mutter hatte laut den Berichten dagegen argumentiert, die Eltern hätten konkret einen Umzug zurück nach Israel geplant. Der Junge solle in Israel aufwachsen. Die Frage des Sorgerechts muss nun juristisch in Italien geklärt werden.
qu/uh (dpa, rtr, afp)