1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

"Kämpfe für Freiheit - Stehe zu Hongkong"

8. Dezember 2019

Auch nach genau einem halben Jahr ist die Protestbewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone nicht müde - im Gegenteil: Hunderttausende Menschen versammelten sich zu einem Marsch für Demokratie.

Hongkong | Proteste
Bild: Reuters/D. Siddiqui

"Freiheit für Hongkong", "Kämpfe für Freiheit - Stehe zu Hongkong", immer wieder schallten die Rufe der Regierungsgegner durch das Zentrum der Finanzmetropole. Andere hielten Fahnen der USA, Taiwans und Großbritanniens hoch. Rund 800.000 Menschen  - überwiegend schwarz gekleidet - versammelten sich nach Angaben der Organisatoren, um demokratische Strukturen anzumahnen. Die Polizei sprach von 183.000 Demonstranten.

Vom Viktoria-Park im Zentrum Hongkongs zogen sie zum Geschäftsviertel der chinesischen Sonderverwaltungszone. Bei Einbruch der Dunkelheit schalteten zahlreiche Demonstranten die Taschenlampen-Funktion ihrer Smartphones an, sodass sich das Bild eines kilometerlangen Lichterteppichs ergab. Es war die größte Massendemonstration seit Monaten.

Bild: picture.alliance/AP Photo/V. Yu

Viele Protestteilnehmer waren verärgert darüber, dass Regierungschefin Carrie Lam auch nach dem überwältigenden Sieg der Opposition bei den Lokalwahlen Ende November keine Zugeständnisse gemacht hat. Das Demokratie-Lager hat 17 der 18 Bezirksräte Hongkongs übernommen. "Es ist bald Weihnachten, aber wir sind nicht in Feierlaune", sagte ein 23-jähriger Student. Ein 50-Jähriger Demonstrant namens Wong klagte: "Egal, wie wir unsere Sichtweise zum Ausdruck bringen, durch friedliches Demonstrieren, durch zivilisierte Wahlen - die Regierung hört nicht zu". Stattdessen folge sie "nur den Anordnungen der Kommunistischen Partei Chinas".

"Für Lam ist es die letzte Chance, auf die Forderungen der Protestbewegung einzugehen", machte Aktivist Jimmy Sham von der Bewegung Civil Human Rights Front (CHRF) deutlich, die für gewaltlosen Widerstand steht. Die CHRF hatte die Kundgebung angemeldet, die erstmals seit Mitte August von der Polizei wieder genehmigt wurde.

Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Cheung

Die Demonstration blieb weitgehend friedlich, an einigen Stellen errichteten Protestteilnehmer allerdings Straßenblockaden. Gewalt seitens der Demonstranten werde nicht toleriert, hatte die Polizei zuvor gewarnt. Bei einer Razzia in der Nacht zum Sonntag hatte sie nach eigenen Angaben Waffen radikaler Aktivisten sichergestellt, darunter auch eine Pistole. Der für organisierte Kriminalität zuständige Polizeivertreter Lee Kwai-Wa sagte vor Journalisten, man gehe davon aus, dass gewaltbereite Demonstranten die beschlagnahmen Waffen nutzen wollten, um bei der Kundgebung für Chaos zu sorgen.

Hongkong wird seit dem 9. Juni von beispiellosen Massenprotesten erschüttert. Ausgelöst wurden sie durch ein Gesetzesvorhaben, das erstmals die Auslieferung Verdächtiger an Festland-China ermöglicht hätte. Lam zog die Vorlage später aufgrund des Drucks der Straße zurück. Doch die Protestbewegung will nun erreichen, dass Hongkongs Regierungschef künftig in demokratischen Wahlen und nicht wie bisher maßgeblich von Peking bestimmt wird. Zudem wollen die Demonstranten, dass die von ihnen angeprangerte Polizeigewalt bei Kundgebungen untersucht wird.

se/kle (rtr, afp, ap, dpa) 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen