Schon oft wurde der afrikanische Architekt Francis Kéré für seine Form gewordenen Gedanken preisgekrönt. Nun kann er voraussichtlich sein Theater für die Volksbühne in Hangar 1 des Berliner Flughafens Tempelhof bauen.
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Sollte der spektakuläre Theaterneubau am ehemaligen Berliner Flughafen nun tatsächlich realisiert werden, dann ist das dem Stiftungsrat der Lotto Stiftung Berlin zu danken. Der sprach der Volksbühne in seiner jüngsten Sitzung die notwendigen 500.000 Euro Zuschuss zu, wie die Stiftung auf ihrer Homepage mitteilte. Zur großen Freude des künftigen Volksbühnen-Direktors Chris Dercon und seiner Programmdirektorin Marietta Piekenbrock: "Ohne diese Unterstützung hätten wir die Pläne für ein mobiles Theater auf Tempelhof aufgeben müssen", erklärten sie. Schon im Herbst zur Eröffnung der Spielzeit 2017/18 solle der Grundriss des Theaters bespielt werden.
Theater mobil wie ein Flugzeug
Francis Kéré, einer der bekanntesten afrikanischen Architekten, plant im Hangar 1 eine Bühne für bis zu 1000 Menschen, die, ebenso wie die Flugzeuge, nach draußen fahren kann. Er hatte das Projekt im vergangenen Jahr bereits bei einer Ausstellung in München vorgestellt (s. Titelbild). Zu den bekannten Werken Kérés gehört der Entwurf von Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso.
Ein Meister der Einfachheit - der Architekt Francis Kéré
Für den verstorbenen Theatermann Christoph Schlingensief hat Francis Kéré ein Operndorf in seiner Heimat Burkina Faso gebaut. Seine Entwürfe bestechen mit Einfachheit und großer kultureller Tiefe.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk
Meister der Einfachheit
Mit seiner nachhaltigen Bauweise gilt Kéré als einer der wichtigsten Vertreter einer sozialen Architektur. In seiner Heimat hat er Schulen gebaut, ein Krankenhaus und das Operndorf des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief. Seine Entwürfe bestechen durch Einfachheit und große kultureller Tiefe.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk
Erstlingswerk
Schon mit seinem ersten Werk, der Grundschule in seinem Heimatort Gando, gewann Kéré 2004 den renommierten "Aga Khan Award for Architecture". Die gepressten Erdblöcke absorbieren die Hitze und senken die Raumtemperatur. Ein großes, überhängendes Dach, das auf einer Konstruktion aus Stahlstäben und Betonbalken ruht, spendet Schatten und lässt die Luft zwischen Dach und Raumdecken zirkulieren.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Das Lycée Schorge
Auch das "Lycée Schorge", eine weiterführende Schule in Burkina Faso, folgt Kérés Idee vom ökologischen Bauen. Er setzt dabei auf ländertypische Materialen und Techniken. Er beschäftigt heimische Arbeiter mit einfachen Werkzeugen. So verwurzelt er seine Bauten in der vorherrschenden Kultur. 350 Schüler drücken im Lycée Schorge die Schulbank.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Ein sichtbares Zeichen
Bildung ist in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, ein teures Gut. Analphabetismus ist weit verbreitet. Auch deshalb hat Kérés Schulneubau des Lycée Schorge in Burkina Faso ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Deutsch-afrikanisches Wissen
Noch eine Ansicht des Lycée Schorge. Schulkinder verbringen die Unterrichtspause im sonnenbeschienenen Hof, den ein zum Halbkreis geschwungener Gebäuderiegel bildet. Erkennbar auch hier: das schattenspendende, vorgestreckte Dach. Die Konstruktion verbindet deutsche Ingenieurskunst mit afrikanischer Handwerkstechnik. Kéré hat in Berlin Architektur studiert.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Erweiterungsbau
Erst kürzlich erhielt Francis Kérés Schule in Gando einen Erweiterungsbau. Auch dieses Gebäude begegnet der afrikanischen Hitze mit einer luftigen Dachtechnik. Heute betreut der Architekt Projekte auf der ganzen Welt - von Burkina Faso bis Indien. Auch in Europa ist Kéré zunehmend gefragt. In Berlin soll er einen Flugzeughangar in ein mobiles Theater umbauen.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Kérés dritter Weg
Francis Kéré versucht einen "dritten Weg" auf dem Feld der Architektur - aus den kulturellen Prägungen seines Geburtslandes Burkina Faso und seinen Studienerfahrungen an der TU Berlin. Die Münchener Ausstellung "Radically Simple" würdigt den 52-Jährigen denn auch als "außergewöhnliches Talent" unter den Architekten der Gegenwart.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Operndorf Afrika
Das Projekt "Operndorf Afrika" war dem Aktionskünstler und Regisseur Christoph Schlingensief eine Herzensangelegenheit, bevor er 2010 einem Krebsleiden erlag. Kéré baute das interkulturelle Zentrum unweit von Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Burkina Faso. Unser Bild zeigt die Krankenstation.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Der Architekturtempel
Das Architekturmuseum der Technischen Universität München hat ihr Domizil in der Pinakothek der Moderne - krasser könnte der architektonische Gegensatz zu Francis Kérés Entwürfen kaum sein. Der Afrikaner gilt als Meister der Einfachheit. Die Ausstellung "Radically Simple" dauert noch bis 26. Februar 2017.