Kölner Dom leuchtet für den Frieden
26. September 2018"Friede", "Entrüstet euch!", "Zivilcourage" oder "Nie wieder". Diese Botschaften tauchen in großen, farbigen Buchstaben auf der Südfassade des Kölner Doms auf. Unter dem Motto "Dona Nobis Pacem" - Gib uns Frieden - findet vom 26. bis zum 30. September die Wallfahrt im Weltkulturerbe Kölner Dom statt.
In diesem Jahr erinnert sie an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren - und das nicht nur mit Messen und Gebeten, sondern auch mit einer flächendeckenden Lichtinstallation auf der Fassade der Kathedrale. "In den Tagen der Domwallfahrt wollen wir die Prominenz des Domes, seine Bedeutung als Deutschlands bekanntestes Gotteshaus nutzen", sagt Dompropst Gerd Bachner. "Wir wollen eine deutliche Botschaft in die Welt senden: Deutschland steht gegen Hass."
Der Kölner Dom regt zum Nachdenken an
Die beiden Medienkünstler Detlef Hartung und Georg Trenz haben die große Bewegtbild-Illumination entworfen. Mit ihren leuchtenden Buchstaben-Botschaften haben sie schon zahlreiche bekannte Gebäude in Szene gesetzt.
Mit Hilfe von 19 Projektoren projizieren sie ab 20 Uhr jeweils in einer 15-minütigen-Schleife Botschaften auf den Dom.
Beide Künstler betrachten ihre Installation als eine Art "offenes Gespräch über Krieg und Frieden" zwischen Architektur, Licht und Typographie. Demütig haben sie sich dem Dom angenähert. "Dieses Gebäude hat uns sicherlich mehr zu sagen als wir ihm", sagt Detlev Hartung. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass in dieser Kombination von Raum, Licht und Klang Bilder entstehen, die zum weiteren Nachdenken anregen werden."
Im ersten Teil geht es um die Sinnlosigkeit des Krieges, im zweiten Teil um die Hoffnung auf Frieden mit entsprechenden Appellen an die Betrachter. "Mit dem Thema 'Frieden' setzten wir den richtigen Impuls zur richtigen Zeit", sagt Dompropst Gerd Bacher. "Wenn wir die aktuellen Medienberichte verfolgen, muss es uns alarmieren, dass Hass und Hetze in manchen Teilen Deutschlands wieder den Ton bestimmen."
"Wir weigern uns, Feinde zu sein"
Auszüge aus dem Requiem Nr. 1 in c-Moll von Luigi Cherubini und das "Dona nobis pacem" aus der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach begleiten die Projektion musikalisch. Der Friedensgedanke wird auch in zahlreichen anderen Programmpunkten aufgegriffen. Im Rahmen einer "Nacht der Mystik" singt der Chor der Liverpooler Kathedrale. Er verknüpft Friedenstexte und musikalische Impulse.
"Der Friedensgedanke findet sich in vielen Veranstaltungen wieder", sagte Domdechant Robert Kleine. Unter dem Motto 'Wir weigern uns Feinde zu sein', lädt die Kirche zu einer ökumenischen Friedenstagung. Außerdem lässt sich erneut die Ausstellung "1918-Kriegsende in Köln: Die Stadt und der Dom" besichtigen. Außerdem gibt es eine Pilgerandacht für Geflüchtete.
Den Ersten Weltkrieg nicht vergessen
Die Installation auf dem Roncalliplatz ermögliche eine ganz neue Form des Gedenkens, sagt Kurator Helmut M. Bien. "Bei den Besuchern werden hoffentlich 'Bilder im Kopf' entstehen, die Hoffnung und auch Optimismus für die Zukunft ausstrahlen." Die nordrhein-westfälische Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der "Kölner Friedensnächte" für die deutsche Erinnerungskultur hervor. Bis heute seien Landschaften in den Grenzregionen Deutschlands, Frankreichs und Belgiens von diesem Krieg geprägt.
Der erste Weltkrieg forderte 17 Millionen Menschenleben. Es war ein Krieg von bis dahin nicht gekanntem Ausmaß. 40 Staaten waren beteiligt, die insgesamt 70 Millionen Menschen in den Kampf schickten. Erstmals benutzten die Deutschen systematisch den Einsatz von Chlorgas als chemische Waffe.
"Die Verpflichtung, Frieden zu stiften - nach innen, wie nach außen - ist zentraler Bestandteil unserer Heimat", sagte Ina Scharrenbach vor der Presse. Der Kölner Dom werde als Erbe dieser Welt fünf Tage lang ein "Leuchtturm für den Frieden" sein.