Polizei: Nur wenige Nordafrikaner kontrolliert
13. Januar 2017Die Kölner Polizei hat ihre Angaben zur Nationalität der an Silvester am Hauptbahnhof kontrollierten jungen Männer korrigiert. Unmittelbar nach dem Einsatz hatte die Polizei mitgeteilt, es habe sich bei den überprüften Personen überwiegend um Nordafrikaner gehandelt. Zwei Wochen später ergibt sich nun ein anderes Bild. Demnach stammten die überprüften Männer zu einem großen Teil aus dem Irak, aus Syrien und aus Afghanistan, aber nur zu einem geringen Teil aus Nordafrika.
Knapp 700 Personen identifiziert
Insgesamt kamen nach neuen Polizei-Angaben in der Silvesternacht etwa 2000 "nordafrikanisch beziehungsweise arabisch aussehende junge Männer" zum Kölner Hauptbahnhof und zum Bahnhof im Stadtteil Deutz. Die Polizei nahm 2500 Überprüfungen vor, wobei es sich aber vielfach um dieselben Personen handelte, zu denen mehrfach Daten abgefragt wurden.
Insgesamt ermittelte die Polizei nach eigener Darstellung die Identität von 674 Personen. Davon konnte bisher bei 425 Personen die Nationalität festgestellt werden. Von diesen waren 99 Iraker, 94 Syrer, 48 Afghanen und 46 Deutsche. 17 waren Marokkaner und 13 Algerier.
Sexuelle Übergriffe vor einem Jahr
In der Silvesternacht vor einem Jahr war es am Kölner Hauptbahnhof zu zahlreichen sexuellen Übergriffen und zu massenhaften Diebstählen gekommen. Die meisten Verdächtigen waren junge Männer aus den nordafrikanischen Maghreb-Staaten. Dieses Mal war die Polizei mit 1700 Beamten vor Ort. Es wurden nur sehr wenige Delikte angezeigt.
Laut Polizeipräsident Jürgen Mathies gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass die kontrollierten Personen auch beim Jahreswechsel 2015/16 in Köln gewesen waren. Nach bisherigen Auswertungen sei kein ermittelter Tatverdächtiger aus der Silvesternacht 2015 und auch keine der 75 mit einem "Bereichsbetretungsverbot" belegten Personen in der Silvesternacht 2016 angetroffen worden, erklärte der Polizeipräsident.
Bezeichnung "Nafris" in der Kritik
Der Großeinsatz der Polizei vor 14 Tagen war in Politik und Medien allgemein als Erfolg gewürdigt worden. Für Diskussionen sorgte allerdings eine Twitter-Meldung der Polizei, wonach am Hauptbahnhof mehrere hundert "Nafris" kontrolliert würden. "Nafris steht im Sprachgebrauch der Polizei für "Nordafrikaner oder "nordafrikanische Intensivtäter".
Kritiker warfen der Polizei vor, sogenanntes "racial profiling" praktiziert zu haben. Dabei werden Menschen nur aufgrund ihres Aussehens kontrolliert. Dies wies Polizeipräsident Mathies zurück, der zugleich die Verwendung der Bezeichnung bedauerte.
wl/uh (dpa, epd)